Knorkator - Das nächste Album aller Zeiten
Nuclear Blast / WarnerVÖ: 02.02.2007
Unter unterster Schublade
Comedy-Rock in Deutschland, eine Bestandsaufnahme. Um die Blödelfranken J.B.O. ist es ruhig geworden. Ostkreutz wollten witzig sein, der Humor von "Motor" erschloss sich allerdings nur einem höchst überschaubaren Kreis. Dann gibt es noch die höchst amüsanten Magdeburger Manga-Moppel Tokio Hotel, nur die meinen den Kram dummerweise ernst. Einzig Schneiders Helge hat mit dem Albumtitel "I brake together" gewohnte Brillanz erreichen können. Und rockt musikalisch aber doch eher so mittel. Also müssen die Berliner Veteranen von Knorkator mal wieder den Holzhammer herausholen.
Dass Knorkator Musik hassen, haben sie uns in Albumform bereits hinlänglich deutlich gemacht. Doch was ist denn das? "Alter Mann" rifft fein gemahlen aus den Boxen, garniert von mächtiger Produktion. Und mit einem Text, der nicht bereits nach 12,835 Sekunden den zitternden Hörer um Taubheit flehen lässt. Sollten Alf Ator, Stumpen und Buzz Dee etwa plötzlich gut geworden sein? Wo bleibt denn da das Vorurteil? Aber keine Sorge, spätestens "Lied vom Pferd", die sowas von gewollt, aber immer noch nicht gekonnt zweideutige Hommage an den handelsüblichen Gaul bringt die gewohnten Krämpfe wieder zurück. Puh.
Doch dann die Sternstunde der bekloppten Berliner: Nicht nur, dass "Wir werden alle sterben" trotz des nihilistischen Titels gar nicht einmal so düster daherkommt, zu diesem Song existiert sogar ein - ganz im Ernst! - brüllend komisches Video mit ziemlich niedlichen, aber ziemlich toten Lemmingen. Aber gut, dass Knorkator sich bald wieder auf ihre Schwächen besinnen. Nämlich wieder einmal mehr Lyrics aus der Altpapierablage von Ingo Appelt ("GV") verwursten oder einfach nur völlig sinnentleertem und keinesfalls komisches Zeugs wie "Nur mal angenommen" loswerden. Und nachdem uns die Knorkatoren ihr Leid darüber klagen, dass ihre Fans nur fette alte Säcke sind und nicht die netten Püppis (die sind ja auch bei der erwähnten Visual-Kei-Persiflage aus Magdeburg), will selbst die Mitleidsträne wieder zurück ins Knopfloch. Tja, selbst schuld.
Und so kann man Knorkator wenigstens wieder einmal Konstanz attestieren. Hartnäckig ziehen sie ihre Vorstellung einer Symbiose aus Spaß und Metal durch, wohl wissend, dass dieser Vorstellung so fürchterlich viele nicht folgen können. Jedenfalls nicht auf Dauer. Denn wie schon die anderen Platten kann auch "Das nächste Album aller Zeiten" maximal einmal im Jahr mit entsprechender Getränkezuarbeit ertragen werden. Also fast so ein bisschen wie Karneval, oder?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Alter Mann
- Wir werden alle sterben
Tracklist
- Alter Mann
- Du bist so still
- Lied vom Pferd
- Wir werden alle sterben
- Nur mal angenommen
- Eigentum
- Für meine Fans
- GV
- Geld
- Franz Hose
- Symphonische Dichtung
Referenzen
Spotify
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