Fear My Thoughts - Vulcanus
Century Media / EMIVÖ: 12.01.2007
Make-up artists
Eine kreuzgefährliche Sache ist das mit diesen oberflächlichen Äußerlichkeiten. Man begibt sich meist auf verdammt dünnes Eis und lässt sich im Grunde fast immer viel zu leicht blenden von diesem ersten schönen Schein. Der Besuch von Eva Padberg in unserer gemütlichen, zu 98% aus Herren bestehenden Redaktion war echt spitze, bis rauskam, dass sie einen echt komisch schrägen Musikgeschmack hat und sogar selbst Technomusik macht. Igitt.
Fear My Thoughts haben zwar auch lange Haare, übergroße Sonnenbrillen im Bienenlook und posieren galant im Wind auf hübsch bearbeiteten Hochglanzbildern, machen aber im Gegenzug auch hörbare Musik. Dennoch muss auch bei "Vulcanus" aufpassen und erst einmal vorsichtig auschecken, wie dick beziehungsweise dünn das Eis ist, auf das man sich begibt. Der entscheidende Eindruck nach diesen berüchtigten ersten Sekunden ist zu Beginn: Wow! Verdammt, sieht die gut aus! Ähh, halt! Wir waren ja schon bei der Platte hier: Wow! Ist das alles aber fett geworden!
Mit "Accompanied by death" geht der Spaß ganz schön beachtlich los. Zügig, hurtig-trashig, aber auch irgendwie etwas zu bündig. Vielleicht ist man aber auch erst einmal etwas zu geschockt von dem Perfektionisten, der da hinter den Knöpfen und Reglern gewütet haben muss, damit das hier so sauber klingt, wie es letztendlich klingt. Spätestens beim nächsten Song "Blankness" kommt dann aber etwas Licht ins Dunkel: Fear My Thoughts wollten nämlich auch einmal im Leben einen Stadion-Mitsing-Song haben. Und die Rechnung geht auf, jetzt fehlt nur noch die Megaarena. Überhaupt muss man irgendwie zwangsläufig an die größeren Kaliber denken. Ob das jetzt nun das gar hymnische "Culture of fear" ist, was in Gedanken Opeth an einem vorbeiziehen lässt oder "Gates to nowhere", zu dem auch solch eine superteure Pyroshow à la In Flames passen würde, ist dabei fast egal.
Bei allen Gedankenspielchen kann man aber getrost festhalten, dass Fear My Thoughts einen weiteren deutlichen Schritt weg vom Hardcore und hin in Richtung Metal, mit nicht zu knappen Spielereien zwischendrin, gemacht haben. Und wenn man das Bandfoto noch dazurechnet, dann ist der Schritt noch viel größer. Weil das ist schon mächtig Metal irgendwie. Schade halt nur, dass das wirklich hörenswerte und echt gut arrangierte instrumentale Titelstück "Vulcanus" zwischen so uninspirierte Klischeeboliden gestopft wurde, die obendrein einen überbelasteten Charme versprühen, der eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Genau wie diese fünf Tonnen Make-up auf diesen Models immer. Schlimm.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Culture of fear
- Vulcanus
Tracklist
- Accompanied by death
- Blankness
- Culture of fear
- Accelerate or die
- Stamp of credence
- Survival scars
- Vulcanus
- Soul consumer
- Both blood
- Gates to nowhere
- Lost in black
- Wasteland
Referenzen
Spotify
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