
Brand New - The devil and God are raging inside me
Interscope / UniversalVÖ: 19.01.2007
Ganz im Gegenteil
"I am not your friend, your lover or your family, yeah", keift es verstörend, trotzig und angepisst aus den Boxen. Meine Güte, was ist denn nun los? Warum denn gleich so böse? Man könnte fast meinen, die beiden auf dem Cover des Albums abgelichteten Jungs mit ihren Horrormasken hätten beim letztjährigen "Trick or treat" nichts abbekommen. Doch es scheint schon um einiges tiefgründiger zu sein. "Nothing gets so bad that a whisper from your father couldn't fix it. / He whispers like a bridge / It's a river spanned." Gleich der Auftakt in Form von "Sowing season (Yeah)" lässt erahnen, daß sich im Hause Brand New einiges getan hat. Bestanden die einzelnen Schritte der Entwicklung in dem bisherigen Schaffen der Band noch unter anderem darin, sich von unkomplizierten Poppunk-Gefilden mehr in Richtung des (damals) hippen Emorocks zu manövrieren, hat man nun ein ganz anderes Kaliber zustande bekommen.
"The devil and God are raging inside me" hat mit den beiden vorherigen Longplayern "Your favourite weapon" und "Deja entendu" nur noch wenige Gemeinsamkeiten. Drei Jahre hat sich das New Yorker Quartett Zeit gelassen. Von der Anfangseuphorie des Songwritings über den mittendrin vollzogenen Produzentenwechsel bis hin zu zwischendurch im Internet aufgetauchten Demos und der letztlich nun vorliegenden knappen Stunde Rockmusik war es ein langer Weg. Doch es hat sich gelohnt. Das Majordebüt von Brand New weiß absolut zu gefallen.
Der eingangs erwähnte Opener "Sowing season (Yeah)" ist ein Paradebeispiel in Sachen laut/leise. Scheinbar ziellos plätschert der Song mit gedämpften Gitarrenklängen und traurigem Gesang umher, bevor Brand New kurzzeitig gepflegt austicken, nur um danach wieder in schleichende Melancholie zu verfallen. Letztere ist auch in "Millstone" Trumpf. "Take me out tonight / This ship of fools I'm on will sink / I'm my own stone around my neck / If you'd be my breathe there is nothing I wouldn't give." Leiden auf hohem Niveau.
Brand News aktuelles Liedgut lebt von den Wendungen, mit denen man so schnell nicht rechnet. Jenseits der Standardstruktur eines Songs wird Bekanntes aufgerissen und auf spannende Art und Weise etwas Neues geschaffen. Sphärisch und wohlig düster kommt ein exquisites Stück wie "Jesus Christ" daher. Simpel instrumentiert und fast schon flüsternd vorgetragen zeiht es den Zuhörer in seinen Bann. Fesselnd. Und das obwohl oder gerade weil der irgendwie irgendwann erwartete Ausbruch oder Tempowechsel ausbleibt. Faszinierend und dahingehend das Gegenteil vom nicht minder famosen "You won't know", das in seinen knapp sechs Minuten fast sämtliche Metamorphosen durchmacht, die möglich sind. Verfrickelte Gitarrenparts, episch angehauchte Soundteppiche und stets zwischen hammerhart und hauchzart hin- und herpendelnd entwickelt sich auch ein Achtminüter wie "Limousine" zum Grower. Dagegen wirken flotte Nummern wie "Not the sun" oder "Archers" beinahe schon poppig einfach. Einfach schön: Der mehrstimmige Backgroundgesang im Refrain "Degausser". Wahrlich anziehend. Vielleicht wird's ja doch noch was mit Freunden, Geliebten und Familien.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Sowing season (Yeah)
- Jesus Christ
- Degausser
Tracklist
- Sowing season (Yeah)
- Millstone
- Jesus Christ
- Degausser
- Limousine
- You won’t know
- Welcome to Bangkok
- Not the sun
- Luca
- Untitled
- Archers
- Handcuffs
Im Forum kommentieren
Affengitarre
2021-04-22 11:19:28
"Limousine" bricht mir gerade wieder das Herz. So ein großes Album.
The MACHINA of God
2020-02-04 18:55:25
Die dürft ihr nicht ohne Affengitarre machen. Der hatte das Album in seinen Top 5 der letzten 20 Jahre. :)
Huhn vom Hof
2020-02-04 18:13:07
Wie wär's mit einer Session morgen um 19 Uhr?
Autotomate
2020-02-04 17:14:54
Da würde ich wohl auch mal wieder mitmachen, wenns passt.
MopedTobias (Marvin)
2020-02-04 15:58:23
Absolut, bin gerne dabei (solange es nicht heute Abend ist, Schalke spielt :p)
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