Bright Eyes - Noise floor (Rarities 1998 - 2005)
Saddle Creek / IndigoVÖ: 13.10.2006
Laufende Nummern
Conor Oberst ist nicht Rade Prica. Der Fußballer verglich sich einst mit einer Flasche Ketchup. Immer wieder herrsche bei ihm Flaute, nichts gelinge. Dann aber plötzlich kämen die Momente, in denen plötzlich alles funktioniere, wie von selbst. Genauso sei es mit Ketchupflaschen. Lange schlägst Du drauf, und nix kommt raus, und dann plötzlich übersuppt der halbe Flascheninhalt Deinen Teller. Daß Conor Oberst sich je mit grillwurstveredelnden Saucen verglichen hat, ist bislang nicht überliefert. Von kreativen Flauten allerdings bald noch weniger. Und so haben sich neben dem beachtlichen Berg von famosen Studioalben und seiner Livescheibe "Motion sickness - Live recordings" unentwegt Ideen, Songs und Fragmenten angehäuft, die bislang nur ein heimliches und weit verstreutes Dasein auf Split-Singles, EPs und anderen Zusammenstellungen fristeten oder gar noch nie das Licht der Öffentlichkeit erblickt haben.
Auf "Noise floor" finden einige von Conors Kuckuckskindern, die er in den letzten Jahren verstreut hat, nun erstmals zusammen. Sechzehn davon sitzen auf der CD beieinander, einundzwanzig tummeln sich sogar auf Vinyl. Man merkt, daß sie den selben Vater haben, sie sehen sich aber trotzdem nur zum Teil ähnlich. Nun sind sie ja auch unterschiedlich alt und an verschiedensten Orten entstanden, ob nun in der Einöde Omahas, in schlecht gelüfteten Kellerlöchern New Yorks oder sonstwo. Da ist zum Beispiel der Auftakt, "Mirrors and fevers", in dem sich nur Obersts schiere Stimme aus einem fransigen Stimmgemurmelteppich erhebt und eine traurige Weise vorträgt. "I will be grateful for this day" trippelt nervös mit düsteren Elektroniksamples an den Füßen unter einer warm wabernden Orgeldecke. Daneben schunkelt sanft das herzzerreißend schöne "Trees get wheeled away", in dem sich Jungfrauen urplötzlich vor Conors Bett entblößen.
"Noise floor" ist kein in sich geschlossener Liederreigen, sondern lebt von den Brüchen im munteren Durcheinander und zeigt genau darin die Vielschichtigkeit des kreativen Furors von Herrn Oberst. Von einsamen, trauerflortragenden Lagerfeuerballaden über Space-Country und scheppernden Blues bis zu kunstvollem Folkrock reicht der sammelsurische Querschlag durch das Schattenschaffen von Bright Eyes. Vom erfrischend ungeschliffenen Charme der frühen Heimaufnahmen mit Chören aus dem Casio-Keyboard, windschiefer Gitarre und Joghurtbecherakustik bis hin zu wimmernden Slide-Gitarren und echten Streichquartetten. Eine gelungene Zusammenstellung ist es geworden mit durchweg guten und sogar einigen großartigen Songs. "Noise floor" ist keine Resterampe als vielmehr eine feine Ergänzung für all jene, die nicht jede Kleinstveröffentlichung gesammelt haben und nichtsdestoweniger vorfreudig auf das nächste Studioalbum von Bright Eyes warten. Allzu lange dürfe auch das wahrscheinlich nicht mehr auf sich warten lassen. Der Mann scheint ja schier überzulaufen vor Ideen. Wenn Rade Prica sich als Ketchupflasche sieht, ist Conor Oberst wohl ein Springbrunnen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Trees get wheeled away
- Spent on rainy days
- Weather reports
- Happy birthday to me (Feb. 15)
Tracklist
- Mirrors and fevers
- I will be grateful for this day
- Trees get wheeled away
- Drunk kid catholic
- Spent on rainy days
- The vanishing act
- Soon you will be leaving your man
- Blue angels air show
- Weather reports
- Seashell tale
- Bad blood
- Amy in the white coat
- Devil eyes
- I've been eating (for you)
- Happy birthday to me (Feb. 15)
- Motion sickness
Referenzen
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