Pulp - The complete Peel sessions
Island / UniversalVÖ: 31.10.2006
Gewöhnliche Leute
Ein Denkmal soll es werden. Mehr ihm selbst gewidmet, als der Band, die diese Sessions eingespielt hat. John Peel war stilprägend, machte Bands groß, die es verdient hatten, und ruhigen Gewissens darf man behaupten, daß Peel zu den wichtigsten Gestalten in der Populärmusik der letzten 40 Jahre gehört. Daß Pulp die geworden sind, die sie eigentlich schon immer waren, liegt ebenfalls zu keinem unerheblichen Teil an ihm: John Peel. Doch die Sessions mit Pulp sind nur ein Fünftel der sogenannten "Essential collections". Die anderen Geehrten sind PJ Harvey, Siouxsie And The Banshees, House Of Love und Gene. Bunte Mischung. Irgendwie muß man ja schließlich versuchen, dem bärtigen Radiomoderator gerecht zu werden. Aber an dieser Stelle soll es nur um die Dandies rund um Jarvis Cocker gehen. Oder besser gesagt: um die wahrscheinlich spannendste Pulp-Veröffentlichung, die es bisher jemals gegeben hat.
Man stelle sich das nämlich so vor: Da ist dieses Mädchen. Rotes Blur-Shirt mit einem stilisierten B, das eigentlich auch die Zahl 13 sein könnte. Geht in den Saturn ihres Vertrauens, bekommt glänzende Augen vor dem ganzen funkelnden Plastik, das die vielen tollen Bilder umhüllt. Schaut unter P, wird aber nicht so richtig fündig, Mist, was tun? Klar, den böse dreinschauenden Sortierer fragen. Von dem hat sich nämlich die Freundin getrennt, seine Lieblings-TV-Serie wurde auch abgesetzt, er kriegt das Studium nicht richtig finanziert und muß deshalb diesen Scheißjob machen. "Entschuldigung, können Sie mir vielleicht verraten, wo ich denn die Gruppe Pulp finde?" Er reagiert bewußt verzögert, nimmt ihr das Siezen übel, schließlich ist er keine fünf Jahre älter, seine Jugend rauscht an ihm vorbei: "Du stehst davor." Sie schaut sich um und macht eine ganz ungenierte Anmerkung: "Aber das sind ja so viele, welche nehme ich denn?" In dieser Situation muß man hoffen, daß der gestreßte Verkäufer Ahnung hat. Und hat er sie, wird er sagen: "Nimm die Peel Sessions, da hast du alles dabei, was wichtig ist. Und noch viel mehr. Außerdem ist das eine Doppel-CD, mit Songs die teilweise kaum jemand kennt, und die Hits sind natürlich auch alle dabei. Und jetzt laß mich in Ruhe." Recht hat er.
Denn diese Aufnahmen sind die reinste Goldgrube. Man legt die erste Disc ein, und was wird einem um die Ohren gehauen? "Turkey mambo mamma". Bei Peel aufgenommen im Jahre 1981. Zwei Jahre, bevor das erste Album releaset wurde. Im selben Take entstand auch das gigantische "Please don't worry", das gemeinsam mit dem ersten Track vor allem durch die Anlehnungen an Bands wie die Talking Heads oder XTC erinnert und sich hinter diesen nicht verstecken braucht. Aber auch bekanntere Songs wie "Common people" oder "Pink glove" entfalten ihren ganz eigenen und neuen Peel-Charme, obwohl man sie schon innig kennt. Damit wären wir auch schon beim größten Pluspunkt, der sich dieser Veröffentlichung machen läßt: Mit 29 Songs, bei denen sich nur zwei wiederholen ("Common people" und "I love life"). Da aber bei beiden Songs Konzertversionen hinzugepackt wurden, kann man durchaus von etwas Best-Of-artigem reden. Der Unterschied liegt aber klar auf der Hand: Kalt und spröde wie bei einer Best Of fühlt sich hier nichts an. Man merkt, daß es sich hier um etwas Vollwertiges handelt, in das Mühe und Herzblut gesteckt wurde. Natürlich liegt das an der Passion, die Herren wie Peel und Cocker so an den Tag legen. Wären wir ohne sie? Gewöhnliche Leute.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Please don't worry
- Pink glove
- You're a nightmare
- Common people
- I love life
Tracklist
- CD 1
- Turkey mambo mamma
- Please don't worry
- Wishful thinking
- Refuse to be blind
- Pink glove
- You're a nightmare
- Acrylic afternoons
- Underwear
- Common people
- Pencil skirt
- Sunrise
- Weeds
- I love life
- Duck diving
- CD 2
- Theme from Peter Gunn
- Sorted for E's and wizz
- Help the aged
- This is hardcore
- Sunrise
- Mile end
- Do you remember the first time?
- Babies
- Weeds
- Weeds II (The origin of the species)
- The fear
- The trees
- I love life
- Party hard
- Common people
Referenzen
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