I Am Kloot - BBC Radio 1 John Peel Sessions
PIAS / Rough TradeVÖ: 27.10.2006
Tresensitzer
Anno 2001 am Tresen in der Eckkneipe: der kauzige Bandleader und der bekannte Mann vom Radio. Der eine endlich mit seiner ersten Platte draußen, der andere auf der Suche nach neuen Material. Whiskey kratzte die Kehle hinab, die Jazzband schien zum x-ten Male das gleiche Stück zu spielen, und die beiden beschnupperten sich mit einer von gegenseitigem Respekt zeugenden Distanz. Worte fielen gar nicht so viele - etwas über die lokale Musikszene, dieses damals so mächtig glühende Akustik-Ding und natürlich des Radiomanns legendäre Sendung. Stunden vergingen, die Augenlider hingen tiefer, und man war sich sympathisch. Ein simpler Schulterschlag sollte schließlich die Weichen für die Aufnahme des Musikers in den edlen Kreis der geladenen Radiogäste stellen.
So oder ähnlich wird es sich wohl damals zugetragen haben beim Treffen zwischen John Bramwell, seines Zeichens I-Am-Kloot-Frontmann, und dem ehrwürdigen John Peel. Seit 2004 muß die Welt ja nun leider ohne ihn auskommen, was aber den Veröffentlichungen aus dem Nachlaß seiner Peel Sessions keinen Abbruch tut. Nun ist also auch die verschrobene Bande aus Manchester dran, die sich in des Meister heiligen Hallen scheinbar richtig wohlgefühlt haben muß. Klar, neu erfunden wird das Rad hier nicht. Aber die etwas rauhere Färbung, die so ein Radiogig mit sich bringt, tut den Songs gut. Denn der feine Staub, der sich mit der Zeit über dem schüchternen Eigenleben angesammelt hat, wird so noch einmal munter runtergeschmirgelt.
Der Erstling "Natural history" stellt hierbei das Gros der Einspielungen. Verständlich, da es sich ja hier im Rückblick auch um die stärkste der drei bisherigen Platten handelt. Langsamer, nackter, fast schon resignativ schleichen die Songs heran, wie beispielsweise der Opener "Storm warning" oder das etwas kantigere "Twist". Große Grüße an die existenzielle Leere von einem unverbesserlichem Zyniker. Positiver warten nur die verspielte Untergangsidylle der "Titanic" und das diesmal sehr rhythmusgetriebene "86 tv's" auf. Ansonsten wird im melancholischem Film-Noir-Gewand ein feiner Abgesang auf die Hoffnung zelebriert.
Auf Samttatzen, denn der Elektronikgitarre entfahren lange, heulende Klagelaute nur in "Life in a day" und der hervorragenden "From your favourite sky"-B-Seite "This house is haunted". Es mögen den Hörer fast Zweifel befallen, ob Bramwell dafür das verramschte Peelsche Radiostudio überhaupt betreten hat. Der Platte nach zu urteilen, wäre es jedenfalls nicht verwunderlich, wären die Songs direkt in seiner Stammkneipe aufgenommen worden. Mit ihm am Tresen sitzend und die Welt durch das Whiskey-Glas betrachtend. Aber dem demotiviertem Herren sei auch diese bohemige Freude gegönnt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Twist
- This house is haunted
- Strange without you
Tracklist
- Storm warning
- Twist
- Titanic
- 86 tv's
- Stop
- From your favourite sky
- Life in a day
- This house is haunted
- Proof
- Strange withoutyou
- Untitled (Coincidence)
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