Take That - Beautiful world

Polydor / Universal
VÖ: 24.11.2006
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Boyz II Men

Klar, wir sind natürlich alle noch blutjung. Aber irgendwann werden wir auch nicht mehr auf das nächste Plattentests.de-Update warten, sondern auf Besuch von den Enkeln und den Pilcher-Film am Sonntagabend. Everything changes. Und zwischendrin? Trifft man sich zu koffeinfreiem Kaffee und kalorienreichem Kuchen, zum Kegeln und Kindeskinderfotoszeigen, zu gemäßigten Kneipentouren und exzessiven Kneipptouren. Relight my fire. Fröhliches Älterwerden ist bloß eine Frage des Zukunftsdioptrien-Wertes. Und wer glaubt, eine stärkere Brille zu brauchen, sollte sich einfach mal zu einer lebensberatenden Wahrsagerin begeben. Das machen schließlich auch Popstar-Pensionäre Mitte dreißig, wenn die Nostalgie größer ist, als der aktuelle Solo-Erfolg. Never forget.

Gary Barlow, Mark Owen, Howard Donald und Jason Orange haben sich also die Kristallkugel gegeben, und die orakelte: "Wie auch immer die Sterne stehen, Euer Aszendent wird stets Robbie Williams bleiben." Kein Zufall, daß Take That 1996 - nach acht UK-Nummer-Eins-Hits, drei Studioalben und fünfundzwanzig Millionen verkauften Platten - ausgerechnet an Robbies zweiundzwanzigstem Geburtstag ihre Trennung verkündeten. Williams selbst hatte bekanntlich schon im Jahr zuvor die Band verlassen, nachdem ihm die Gebrüder Gallagher auf dem Glastonbury Festival verklickert hatten, daß Boygroups nun wirklich kein Rock'n'Roll seien. Wenn man dem Orakel glaubt, könnte es also kaum einen besseren Zeitpunkt für ein Comeback der Vierer-Restbesetzung des "erfolgreichsten britischen Acts seit den Beatles" (BBC) geben, als direkt nach Robbies Flop-Pop von "Rudebox".

Vertrauensvoll läßt sich "Reach out" rückwärts in die Arme eines zuverlässig schnurrenden Gitarrenmotors fallen, dessen Sound Tim Mälzer garantiert als "fluffig" bezeichnen würde. Das Klavier setzt ordnungsgemäß den Blinker - Gary Barlow weiß auch nach zehn Jahren Band-Pause noch, an welcher Kreuzung er in welche Richtung abbiegen muß, um mit Take That ans Ziel zu kommen. Auch wenn die Koordinaten mittlerweile andere sind: Wir haben es hier mit vier seriösen Musikern zu tun, allesamt nun auch schon im Altersbereich "Kleidergrößen schlanker Frauen" und in geordneten privaten Verhältnissen. Man könnte jetzt tatsächlich guten Gewissens gesteigerte Floskeladjektive wie "erwachsener" oder "reifer" aus dem Giftschrank holen. "Patience" jedenfalls ist Pop mit Goldkante und eine Comeback-Single, wie man sie nicht zu hoffen gewagt hätte. Da fallen die zwei, drei durchschnittlichen Stücke auf Album Nummer vier nicht weiter ins Gewicht.

Zugegeben: Take That haben auf "Beautiful world" zwar zum ersten Mal gemeinsam an den Stücken geschrieben, allerdings standen ihnen dabei auch fünf verschiedene Experten zur Seite. Am interessanten ist in diesem Zusammenhang wohl, daß Produzent John Shanks auch am Backstreet-Boys-Comeback "Never gone" beteiligt war. Trotzdem erweist sich der einzige Song, der ohne Kompetenzteam komponiert wurde - die Klavier-Streicher-Ballade "I'd wait for life" - als das harmonisch spannendste Stück. "Shine" kombiniert einen frivolen Scissor-Sisters-Beat mit einem Beatles-Kem. Und daß Mark Owen einiges kann, weiß man spätestens seit "How the mighty fall". Howard Donald hingegen sollte lieber beim DJing bleiben, das legt zumindest der eher blasse Titeltrack nahe. Dafür gibt es zum Finale noch eine richtige Überraschung: Jason Orange darf zum ersten Mal in der Bandgeschichte Lead Vocals übernehmen. Das folkige "Wooden boat" ist nicht nur aus diesem sympathisch klingenden Grund herausragend, sondern enthält auch die wichtigste Botschaft der Platte: "Breathe deep / Who knows how long this will last."

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Patience
  • Shine
  • I'd wait for life
  • Wooden boat

Tracklist

  1. Reach out
  2. Patience
  3. Beautiful world
  4. Hold on
  5. Like I never loved you at all
  6. Shine
  7. I'd wait for life
  8. Ain't no sense in love
  9. What you believe in
  10. Mancunian Way
  11. Wooden boat
Gesamtspielzeit: 43:09 min

Im Forum kommentieren

Demon Cleaner

2015-03-01 01:31:12

Gerade festgestellt, dass "Patience" immer noch saugut ist. Für mich ihr bester Song.

lüdgenbrecht

2008-09-18 15:48:18

Lustig, soundofjoy hieß ich also damals. Naja, ein bisschen naiv, was ich da schrieb...

Raventhird

2008-09-18 14:00:55

Habe mir endlich mal das Album mit möglichst wenigen Vorurteilen im Kopf angehört und muss sagen: Überraschend brauchbar, angenehm erwachsen, gute Songs beinhaltend und besser als die letzten, höchst überflüssigen Alben von Robbie Williams. Den Song 'Shine' kannte ich bereits (vermutlich aus dem Radio oder so), dachte dabei aber vorher immer an eine englische Pop/Rock-Band a la Coldplay. Erstaunlich weit offen blieb mir von daher der Mund stehen, als ich kapierte, dass das Take That sind. Ich bin sehr überrascht.

french

2008-06-28 12:11:31

NKOTB NKOTB ARE THE BEST!!!:D

Armin

2007-05-04 20:54:56

in Kooperation mit MLK
TAKE THAT
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26.10.07 Wien / Stadthalle
29.10.07 Köln / Kölnarena
31.10.07 Hamburg / Colorline-Arena
03.11.07 Stuttgart / Schleyerhalle
04.11.07 Berlin / Velodrom
06.11.07 Frankfurt / Festhalle
07.11.07 Oberhausen / König-Pilsener-Arena



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