Oasis - Stop the clocks

Big Brother / Sony BMG
VÖ: 17.11.2006
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Zwei Herzen und eine Seele

Die Gebrüder Gallagher granteln ja bekanntlich viel, wenn der Tag lang und das Bier kühl ist. Vor gar nicht allzu lange Zeit watschte Noel das Thema Best-Of-Album zünftig ab. Sowas würde es nun wirklich erst dann geben, wenn Oasis sich auflösen. In Anbetracht der Tatsache, daß "Stop the clocks" keine neue Studioplatte ("Don't believe the truth" ist ja schließlich noch keine zwei Jahre alt), keine Live-CD (es gibt ja schon "Familiar to millions") und auch keine weitere B-Seiten-Compilation ist, bleibt nun also nur noch die Frage, ob das Vereinigte Königreich eine ausreichende Anzahl Krisenhotlines eingerichtet hat. Denn: Hier handelt es sich doch allen Ernstes um eine Zusammenstellung großer Oasis-Songs von 1994-2005. Man könnte "Best-Of-Album" dazu sagen. Oha!

Leute, seid doch bitte vernünftig und legt der Oma ihre Monatsration Schlaftabletten wieder ins Nachtschränkchen, okay? Keine Kurzschlußhandlungen! Denn dies ist nicht das Ende von Oasis. Versprochen! Dies sind lediglich die letzten Zuckungen des ausgelaufenen Plattenvertrages mit Sony BMG. Immerhin: Oasis hatten die Option, die Tracklist selbst zusammenzustellen. Und die haben sie genutzt. Genauer gesagt: Noel hat sie genutzt. Und was steht jetzt wohl im Drehbuch, hm? Natürlich, Liam ist mit der Auswahl seines Bruders nicht so ganz einverstanden. Vor allem nicht damit, daß kein einziger Song vom Soundtrack zur Größenwahnvorstellung anno 1997 dabei ist. Der jüngere Gallagher schnaubte dem NME ins Diktiergerät: "If he didn't like 'Be here now' that much, he shouldn't have put the fucking record out in the first place!" Über Tracklists läßt sich immer streiten. Aber solange "Live forever" drauf ist, kann die Auswahl gar nicht so übel sein. Wobei es schon ein dramaturgisches Unding ist, "Champagne supernova" den Status als Rausschmeißer zu verwehren - zugunsten des allzu offensichtlichen "Don't look back in anger".

Noel gab zu Protokoll, daß diese Retrospektive "für die Kids in fünfzig Jahren" gedacht sei und schickte hinterher, daß er, um die Beatles kennenzulernen, auch zunächst nach dem roten und dem blauen Album griff - also ebenfalls nach Compilations. Man hätte es fast ahnen können: Der erste Tonträger des Oasis-Doppel-CD-Sets ist rot umrandet, der zweite blau. Questions, anyone? Daß die Gesamtspieldauer von sechsundachtzig Minuten und neun Stücken pro CD dabei nur ungefähr der Länge einer Doppel-Vinyl entspricht, mag Teil eines Nostalgie-Konzeptes sein - effiziente Speicherplatz-Nutzung geht ein bißchen anders. Zumal man sich den unnötigen Luxus gönnte, drei Nummer-Eins-Singles einfach so wegzulassen: "D'you know what I mean?", "All around the world" und "The hindu times". Am schmerzlichsten vermißt wird allerdings das übergroße "Whatever" - nach wie vor also nur als Single erhältlich. Zudem sei darauf hingewiesen, daß vierzehn der achtzehn Titel aus den Ären "Definitely maybe" (1994) und "(What's the story) Morning glory?" (1995) stammen. Da könnte man ja gleich... genau.

Oasis wären aber natürlich nicht Oasis, wenn so ein Best-Of-Album nicht mit den üblichen Konventionen brechen würde: Das bedeutet einerseits zwar, daß für den Fan jeglicher Kaufanreiz - sprich: neuer Song - fehlt, da alle achtzehn Titel bereits auf regulären Longplayern erhältlich sind. Andererseits hat man "den Kids in fünfzig Jahren" die Freude bereitet, gleich vier B-Seiten zu kompilieren. Allen voran ist an dieser Stelle "Acquiesce" zu nennen - nicht nur eine der besten B-Seiten aller Zeiten, sondern auch ein Paradebeispiel der symbiotischen Gallagher-Haßliebe: "Because we need each other / And we believe in one another / I know we're going to work uncover / What's sleeping in our soul." Noel und Liam - zwei Herzen und eine Seele. Eigentlich haben wir's ja schon immer gewußt.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Some might say
  • Cigarettes & alcohol
  • Live forever
  • Acquiesce
  • Champagne supernova

Tracklist

  • CD 1
    1. Rock'n'roll star
    2. Some might say
    3. Talk tonight
    4. Lyla
    5. The importance of being idle
    6. Wonderwall
    7. Slide away
    8. Cigarettes & alcohol
    9. The masterplan
  • CD 2
    1. Live forever
    2. Acquiesce
    3. Supersonic
    4. Half the world away
    5. Go let it out
    6. Songbird
    7. Morning glory
    8. Champagne supernova
    9. Don't look back in anger
Gesamtspielzeit: 86:28 min

Im Forum kommentieren

didz

2023-10-11 12:29:51

ja, 'lyla' is auch mein einziger schwachpunkt. der raus, dafür 'stay young' oder 'going nowhere' rein, und das ding erfüllt seinen zweck perfekt.

Huhn vom Hof

2023-10-11 12:29:22

Trotzdem macht es gerade bei Oasis sehr viel Spaß, sich seine eigene Best of zusammenzustellen.

Word. Ich bastel auch für andere Bands gern eigene Best-ofs.

Ich hab mir "Stop The Clocks" 2010 gekauft, vorher kannte ich nur "Be Here Now". STC ist tatsächlich eine gute Einführung in das Werk von Oasis, aber "Lyla" z.B. hätte ich eher nicht gebraucht.

Felix H

2023-10-11 11:34:11

Konsequenterweise müsste man sich ja aber auch auf die 18 Tracks bzw. 4 Plattenseiten beschränken. Mit 30 Songs wäre das Ganze ja erheblich leichter.
Ich würde auf jeden Fall "Lyla" und "Half the World Away" kicken, dafür "D'You Know What I Mean?" und "Let's All Make Believe" unterbringen.

didz

2023-10-11 09:22:58

klar macht das spaß, ich meine nur es is der falsche thread dafür :-)
der 'time flies'- oder bandthread wäre dafür besser geeignet.

Lordran

2023-10-11 09:07:11

@ didz
Das stimmt natürlich. Noel wollte ja mit der Compilation auch nur aus einem Plattenvertrag raus meine ich.
Trotzdem macht es gerade bei Oasis sehr viel Spaß, sich seine eigene Best of zusammenzustellen.

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