Gomez - Five men in a hut - A's, B's & rarities: 1998-2004

Hut / Virgin / EMI
VÖ: 13.10.2006
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Feuer und Schrot

Schulterklopfen. Lobeshymnen. Gleiche Meinung. Abgeschleckte Finger in Großbritannien. Gomez wagen den großen Sprung aufs europäische Festland. Mal wieder. Mit Material, das hier sowieso keinen interessiert, aus Tradition. Denn rechnen wir kurz zusammen: Von sieben regulären Studioalben haben wir notorischen Schatzsucher bisher nur drei zu Gehör bekommen. Wohl dem, der einen Urlaub auf der anderen Seite des Ärmelkanals verbringen und sich dort eindecken konnte. Mit Musik der besonderen Spannungsklasse. Mit Musik zwischen Blues, Folk, Pop, Feuer und Wasser. Mit Musik für gespannte Hosenschlitze, heißen Desperado-Nächten und ausgedrückten Kippen auf der braungebrannten Haut.

Seit 1996 zieht das Quintett aus Southport von Triumphzug zu Studiobesuch, kollabiert bei abgefeierten Live-Events im 4/4-Takt und ziert das Bücherregal im Bandraum mit dem Mercury Music Prize von 1998. Wie ein hyperaktives Chamäleon spielen Gomez mit den Variationen ihres Sounds. Finden den Weg vom honigsüßen Pop zur räuchernden, verschwitzten Groovekeilerei, streuen uferlose Instrumentalstücke zwischen experimentellen Wüstensongs aus. Zehn Jahre nach der Bandgründung wird nun das erste Resümee gezogen. Und das hat es in sich.

Selbstverständlich sind sie nicht alle vertreten, die Singles. Wohl aber die besten: das abgedrehte, rauschende "Whippin' Piccadilly" in der Turbo-Version, das raspelnde "Get myself arrested", die sehnsüchtige Überhymne "We haven't turned around" oder die köchelnde und erbarmungslose Wüstensonne "Shot shot". Immer wieder tauchen selten gehörte, dafür heißgeliebte Raritäten zwischen Tür und Angel auf, die zum elektrisierenden Hörvergnügen werden. Zum großen Moment gerät das traurig-klitzernde "M57", damals B-Seite der "Bring it on"-Single. Oder auch das quirlige und treibende "Big man", entnommen von der "Catch me up"-Single. Feuchte Tränen auf zwölf Uhr. Mit so etwas konnte man nicht rechnen. Da muß man hinhören. Da muß man tanzen. Da muß man den Hals recken.

Gomez gehören zu den Ausnahmebands, die noch mit geschlossenen Augen ihr breites, Grenzen übergreifendes Areal mit musikalischer Genauigkeit und bolzendem Könnertum abstecken können. Die den Hammer so hoch an die Wand nageln, daß die Konkurrenz lange springen kann. Ob nun die gesammelten B-Seiten, die Zusammenführung vieler Singles und seltener Stücke die Aufmerksamkeit auf dem Festland sichern wird, ist leider nicht zu erwarten. Doch für die Eingeweihten, für die Neugierigen und die unverbesserlichen Qualitätshörer dürfte "Five men in a hut - A's, B's & Rarities: 1998-2004" eine bejubelte Bereicherung der CD-Sammlung werden.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Whippin' Piccadilly (Turbo version)
  • Best in the town
  • Rhythm and blues alibi (Pre-mellotron version)
  • Get myself arrested
  • Shot shot
  • M57

Tracklist

  • CD 1
    1. Whippin' Piccadilly (Turbo version)
    2. Best in the town
    3. Catch me up (Edit)
    4. Ping one down
    5. Tanglin'
    6. Bring it on (Radio edit)
    7. Champagne for monkeys
    8. Zyx
    9. Step inside
    10. Blind
    11. Pop juice
    12. 78 stones wobble
    13. Royalty
    14. Old school shirt
    15. Air-hostess song
    16. Sweet Virginia
    17. Mississippi boweevil blues
    18. Old China
  • CD 2
    1. Rhythm and blues alibi (Pre-mellotron version)
    2. Silhouettes
    3. Silence
    4. Butterfly
    5. Get myself arrested
    6. Dire tribe
    7. We haven't turned around
    8. So
    9. Shot shot
    10. Chicken bones
    11. Flight
    12. Pick up the pieces
    13. Big man
    14. Sound of sounds (Single version)
    15. Pussyfootin'
    16. Coltrane
    17. M57
    18. Diskoloadout
Gesamtspielzeit: 146:41 min

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