Knarf Rellöm Trinity - Move your ass & your mind will follow

Zick Zack / Indigo
VÖ: 27.10.2006
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Hinterm Mond gleich links

Knarf Rellöm ist Philosoph und Wissenschaftler geworden. Seine Thesen sind nicht von ungefähr: Die Erde ist eine Tankstelle für Raumschiffe. Musik ist der Treibstoff. Was so oder so ähnlich schon einmal Sun Ra äußerte, hat Rellöm verinnerlicht. Nur an die schwere Umweltbelastung, an die denkt keiner, wenn die ganze Brühe durch Zündkerzen, Röhren und Getriebe wandert und einen Smog erzeugt, der dann aus dem All direkt auf uns zurückprallt. Konsequenz: Millionen Hirngeschädigter mit einem Ohrstöpsel in einem beliebigen Ohr, eine Zombie-Armee from outer space. Bringing you hell on Erden. "Ihr meint, wir wären aus Hamburg / Nein, das sind wir nicht / Wir sind auch nicht aus Deutschland / Nein, wir sind vom Mars." Und da legt er ganz besonders Wert darauf. Hier oder in einer anderen Ecke des Planeten kann Knarf nämlich mal so gar nicht relaxen. Deshalb läuft sein neues Album auch unter der Bezeichnung "No Deutschland", so wie andere Produkte unter Bezeichnungen wie "No Wave" oder "No Angels" laufen.

Da schreien schon wieder die ersten so laut, daß man es bis zum Mars hört. Die wollen bestimmt mal anmerken, daß es doch wieder total supi ist, mit diesem unverkrampften Verhältnis von Deutschen in positiv zum eigenen Land und so und zum ... ähh ... Patriotismus, ja genau! Rellöm setzt sich derweil ins Raumschiff Richtung Mars, winkt aus dem Fenster und schreit hinter: "Die Verkrampfung fand ich eigentlich schöner." Und tschüß. Weg ist er. Hieran wird deutlicht, wie Rellöm es noch immer schafft, die "Rebellion von innen" mit Selbstironie aber durchaus auch mit Selbstreflexion zu verbinden. Der Track als Mittel zur Botschaft. Selbstverständlich nicht unangreifbar: Wer hat behauptet, daß man wie Rellöm denken muß? Niemand. Trotz der tollen Antwort. Daher die Gegenfrage: "Aber das ist doch nicht normal, wenn man das schöner findet."

In diesem Moment ist der Mann im Raumanzug schon längst im Bereich der Schwerelosigkeit und denkt sich: "Arme, kleine Deutsche, die anderen sind in der Überzahl." Und der Beat knallt fett. Tanz den Kulturpessimismus. Wie das mit den unglaublichen Arschwackler-Tracks geht, weiß er ja sowieso. Hat er gelernt in Hamburgs Schanzenviertel, am Hafen und in der kleinen Kommune rund um die Kreativköpfe und Hintergrundakteure der Zitronen, Sterne und wie sie alle heißen. Und irgendwann wurde er zum goldenen Pudel. Jemand, der sich selbst interviewt, um an Antworten zu kommen. Zum Beispiel: "Wer hat uns verraten?" Die Antwort kennt jeder. Aber: "Wer verrät uns nie?" Wer weiß es, wer weiß es? "Sexualdemokratie!"

Parole? Punk? Politkritik? Und was, wenn einfach nur Mittel zum Zweck? Man würde sich ja sonst gar nicht die Frage stellen. Und hier sieht Rellöm auch den Sinn und Zweck von "Che-Guevara-Bildern und allem sonstigen linken Kokolores." Man braucht ja das Feindbild. Ein Abgesang auf die deutsche Linke, die Rechte, die Mitte und alle, die dazwischen, darüber und darunter sind. Da bleibt einem wirklich nur noch, die marsianische Bürgerschaft anzunehmen. Gut eigentlich, daß Rellöm abgehauen ist. Allzuviele wie ihn verträgt hier eh keiner. Die deutsche Linke ist ohne Menschen seiner Art ohnehin ganz gut bedient. Und am Ende fände noch jemand eine Antwort auf die Frage, was denn nun passieren muß, damit endlich was passiert. Hihi. Und im Hintergrund singt ein Marsianer-Chor "Bella ciao".

(Konstantin Kasakov)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Die Tankstelle am Rande unseres Planeten
  • Talkin' techno
  • LCD is playing at my house

Tracklist

  1. Die Tankstelle am Rande unseres Planeten
  2. Move you ass and your mind will follow
  3. Den Kopf verlieren (What I do not forget)
  4. Knarf Rellöm Trinity
  5. Kaufen vor dem Saufhaus (mit Big Zis)
  6. AKD
  7. Hey! Achilles (mit DJ MT Dancefloor/Saalschutz)
  8. Talkin' Techno
  9. What's that music? (mit Guz)
  10. Ausserplanetarische Opposition (mit Eimar)
  11. LCD is playing at my house (mit Ronnie Alien)
  12. Like a rolling stone (mit Bernadette La hengst)
  13. Die Tankstelle am Rande des Nervenzusammenbruchs
Gesamtspielzeit: 44:36 min

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