Kongo Skulls - Asshole
Abandon / PhoenixVÖ: 20.10.2006
Some things never change
Sehr schön. Da biedert sich ein neues Label bei der schreibenden Zunft an und behauptet, eine Platform für richtige Rockmucke aus Deutschland sein zu wollen. Eine Art Biotop für eine vom Aussterben bedrohte Art. Der geballte plakative gute Wille stellt alle Frühwarnsysteme auf Alarm. Augen zu und durch? Na gut, eine Chance sollen die Kongo Skulls aus Hamburg haben. Das Trio dankt mit einer völlig unerwarteten graden Linken genau auf die Zwölf. Wow! Die haben Dreck gefressen und ein paar kleine Gemeinheiten in einigen wirklich ranzigen Kellerclubs gelernt. Bevor wir eine Gelegenheit bekommen, unseren Standpunkt zu erklären, wird kräftig nachgetreten. Kein Zweifel: Hier sind ein paar ganz räudige Gesellen am Werk.
Ganz nebenbei aber auch drei Vollblutmusiker, die ihre Instrumente beherrschen und sich dieser Tatsache so sicher sind, daß Sie diesen Fakt nicht an die große Glocke hängen müssen. Technisches Understatement paart sich bei den Kongo Skulls mit einer kaum zu zügelnden Lust an Klischeebedienung. Sänger und Gitarrist Offel kann an Rock-Stereotypen einfach nicht kommentarlos vorbei gehen. "Cause I'm an asshole, I'm a singer in a band." Das bringt er so trocken rüber, daß man es ihm fast abnimmt. "I got no respect for nobody / The only woman I love is my mother, baby." Wer da den Schalk im Nacken nicht breit grinsen sieht, ist blind.
Hören kann man die Witzfigur hingegen nicht. Die Hamburger Schädel sind keinesfalls eine Spaßkapelle, auch wenn ihr Debüt wirklich viel davon macht und der Vergnügungsfaktor bei Liveauftritten dieser Combo wohl noch größer sein dürfte. Der Dreier hat sich mit Leib Seele dem Rock'n'Roll verschrieben; zumindest mit den Teilen ihrer Seelen, die sie nicht an den gehörnten Mann mit dem Pferdefuß für die perfekte Gitarre, die ideale Snare und den Baß mit dem härtesten Punch verscherbelt haben.
"Asshole" treibt nach vorne, läßt jeden Tanzmuskel zucken, animiert zu unvernünftigem Verhalten, läßt Abstinenzgelübte jeder Art wackeln. Einfach eine Partyplatte, die nicht nach morgen fragt. Und die am Ende mit "Blind" auch noch die perfekte Kater-Halbballade im Gepäck hat. Die Idee hinter diesem Album ist so alt wie der Rock'n'Roll, die Riffs sind gut abgehangen, und die Motive der Tatoos hat man alle schon mal gesehen. Ein alter Hut? Vielleicht. Aber so gut gepaßt hat er schon lange nicht mehr.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Roll with the devil
- Elevator man
- Blind
Tracklist
- I'm a man
- Asshole
- Roll with the devil
- Next train
- Not the killing kind
- Elevator man
- Car
- For your love
- My dog
- Don't know
- Baby girl
- I'm alive
- Blind