Cat Sun Flower - Driving south, staying there
Planet Fruit / ZombaVÖ: 05.03.2001
Auf der Straße nach Süden
Urlaub, Sommer, Reisezeit - für den schwer arbeitenden Menschen sind die wenigen freien Tage bekanntlich das Highlight des Jahres. Klar, daß man da nicht zu Hause im Zimmer hockt und Däumchen dreht, sondern sich ins Flugzeug setzt, um der trauten Heimat für ein paar Wochen den Rücken zu kehren. Nun zieht es den Menschen mit fortschreitendem Alter natürlich nicht mehr auf einschlägige Partyinseln wie Mallorca oder Ibiza, sondern eher in beschaulichere Gefilde. Wenn man über 30 Lenze zählt und einiges an Lebenserfahrung zu verarbeiten hat, bietet sich ein ruhiges Landhaus in der italienischen Toskana geradezu an, um sich zu erholen und nebenbei Bilanz zu ziehen. Vor allem wenn man darüber hinaus noch eine neue Platte einspielen will. Im Falle von Cat Sun Flower und deren Frontfrau Heidi Triska nennt sich das toskanische Landhaus Castellina Vecchia und das musikalische Ergebnis \"Driving south, staying there\".
Das nunmehr vierte Album der Münchner Combo ist den Umständen entsprechend eine sehr besinnliche, folkige Angelegenheit geworden. Bis auf wenige mit Streichern und Bläsern verzierte Nummern kommt das Album mit minimaler instrumentaler Ausstattung aus. Derart ruhige Kost ist der Kenner von Cat Sun Flower gar nicht gewohnt, war das Quartett doch bisher für eher lärmige Gitarrenpop-Ohrwürmer bekannt. Auch die Texte entsprechen nicht dem Üblichen - melancholisch und teilweise verbittert zieht Heidi Triska Lebensbilanz, am treffendsten formuliert im traurigen \"Post 30 Depression\".
Daß die beschauliche Umgebung bei Heidi & Co. tiefen Eindruck hinterlassen hat spürt man in jedem Song. Man erkennt schnell die Absicht der Band, als Maler zu fungieren, die das faszinierende Flair des Südens über den musikalischen Pinsel im Kopf des Hörers skizzieren und verankern wollen. Oft funktioniert das auch ganz hervorragend, und die sparsame instrumentale Untermalung mit dem hingetupften Gesang Heidi Triskas fügt sich wie von selbst zu einem lebendigen Bild der südländischen Idylle zusammen. Bei Tracks wie \"Cruel summer\" oder \"Maybe\" möchte man am liebsten selbst eine Flasche Rotwein aufmachen und sich auf den Balkon setzen, in Gedanken den malerischen Sonnenuntergang und das geheimnisvoll glitzernde Meer unter den Füßen.
Der Nachteil dieser pittoresken musikalischen Umsetzung ist, daß sich die Magie der Songs nur in dem oben beschriebenen Kontext entfaltet - und selbst dann wirkt die bezaubernde Atmosphäre bei manchen Nummern arg konstruiert. Nähert man sich \"Driving south, staying there\" mit dem Otto-Normalgehör wird man sowieso schnell enttäuscht. Als reine Popsongs funktionieren Tracks wie \"Easy to go\" oder \"I explore you\" nämlich nicht. Die originellen Songideen und aufregenden Melodien sind zu spärlich gesät, als daß sie von den eher schwachbrüstigen Kompositionen getragen werden könnten. Ein wenig ist das aber auch schade, denn wenn man sich einmal entschieden hat mit Cat Sun Flower in den Süden zu reisen, will man am liebsten gleich den ganzen Abend lang dort bleiben. So einfach, traumhaft und schön kann \"Driving south, staying there\" in der richtigen Stimmungslage wirken.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Cruel summer
- Post 30 Depression
- Anything goes
Tracklist
- Castellina
- Easy to go
- Driving south I Bilitis
- Cruel summer
- Post 30 Depression
- You & me & jealousy
- Big bad moon
- Bavariacore
- I explore you
- Giocattolo
- Maybe
- Anything goes
- Stop the light