Love Is All - Nine times that same song

What's Your Rupture? / EMI
VÖ: 20.10.2006
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Im Norden nichts Neues

Es gibt sie noch, die an Geschichte interessierten jungen Menschen. Menschen, die sich nicht scheuen, den alten Plattenspieler ihrer Eltern anzuwerfen und deren Musiksammlung zu durchforsten. Und dabei echte Schätze entdecken, die heute noch identifikationsstiftend wirken können. Aber keine Sorge, wir reden nicht von der Callas, Franz Beckenbauer oder John Lennon. Denn wie sollen die in der heutigen Zeit helfen, gegen die Eltern zu rebellieren? Da ist es doch viel sexier, sich auf die alten Punkscheiben zu konzentrieren und jede Ermahnung mit einem "Hast Du Blondie oder X-Ray Spex denn schon ganz vergessen?" zu kontern.

Nun, da nicht alle jungen Menschen das Glück haben, in einer solcherart gebildeten Familie aufzuwachsen, machen sich auf "Nine times that same song" fünf junge Schweden auf, das Bewußtsein für die weibliche Seite des '77er Punks unter die heutigen Heranwachsenden zu tragen. Deren Aspekte werden zwar bei Love Is All nur von Sängerin Josephine Olausson vertreten, aber was heißt hier "nur"? Love Is All treten einem mit einer irren Mischung aus klassischem Punkrock, No-Wave-Elementen und Indiepop kräftig vor das Schienbein; allerdings nie so, daß man danach keine Lust zum Tanzen mehr hätte.

Josephines Olaussons gerne nach britischer Rotzgöre klingender Gesang irrlichtert über einer treibenden Rhythmussektion, einer meist eher unauffälligen Gitarre und einem für viel Drive sorgendem Saxophon. Die Erfahrung hätte Love Is All zwar lehren sollen, daß dieses Line-Up in schnellen Stücken wie "Ageing had never been his friend" meist besser funktioniert als in Balladen. Aber ab und an scheinen Love Is All wohl eine Atempause zu benötigen. Gleich danach führt einem dann "Used goods" vor Augen, daß man heute mit den berühmten ungefähr drei Gitarrenakkorden, einem Spielzeugkeyboard und einem Effektgerät Songs schreiben kann, die genauso gut funktionieren wie ihre NDW- oder New-Wave-Vorgänger vor 20, 25 Jahren.

Der nächste "Busy doing nothing" ist ein großartiger Beleg dafür, daß klassische musikalische wie inhaltliche Punkthemen vielleicht doch auch etwas Zeitloses haben: Wenn jetzt die nächste Generation von Jugendlichen mit der Überzeugung aufwächst, daß es eh keine Zukunft gibt, dann gibt es dafür zwar sicher auch genügend andere Gründe, aber Love Is All liefern hier wenigstens die passende Hintergrundmusik. Nein, kein Aggro-Punk, sondern subversiv irritierende Attacke auf Gehörgänge und Tanzbeine. "Nine times that same song"? Beileibe nicht.

(Holger Schauer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ageing had never been his friend
  • Busy doing nothing
  • Spinning & scratching

Tracklist

  1. Talk talk talk talk
  2. Ageing had never been his friend
  3. Turn the radio off
  4. Used goods
  5. Busy doing nothing
  6. Make out fall out make up
  7. Felt tip
  8. Spinning & scratching
  9. Turn the TV off
  10. Trying too hard
Gesamtspielzeit: 30:40 min

Im Forum kommentieren

kelle

2007-03-02 22:07:40

ich auch nicht. aber dafür auf karen o.! hm, oder doch eher auf josephine o.? ;-)

LostInACity

2007-03-02 22:00:27

interessant eben, aber nicht dolle besonders. Vielleicht steh ich auch einfach nicht so sehr auf Post-Punk.

kelle

2007-03-02 21:45:03

was heißt denn interessant?

LostInACity

2007-03-02 21:23:41

gerade mal hineingehört. interessant. und wirklich sehr in Richtung Yeah Yeah Yeahs.

kelle

2006-11-24 20:55:01

Vor kurzem ist endlich auch das sehr schöne Debütalbum: "Nine times that same song" der schwedischen Band in unseren Gefilden erschienen. Die Sängerin klingt dabei wie die gute Karen O. von den Yeah Yeah Yeahs. Und dazu gibt es eine gute Portion Post-Punk ihrer Kollegen.

http://www.loveisall.se

http://www.myspace.com/loveisall8


Konzertdaten:

10.12.2006 Berlin (Magnet)

13.12.2006 Köln (Prime Club)

16.12.2006 Hamburg (Molotow)

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