The Hormonauts - Hormonized

V2 / Rough Trade
VÖ: 03.11.2006
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Aloa. Hey!

Spielfreude, exaltiertes Genrehopping, fehlender Respekt vor großen Namen und keine Angst vor noch größeren Gesten: Es mag Genres geben, die ohne das prima klarkommen. Surfrock, Punk und Rockabilly gehören sicherlich nicht dazu. Wenn sie heute noch begeistern wollen. Die Hormonauts allerdings gehören nicht eben zu denen, die das nicht wüßten. Deshalb reiben sie verschmitzt die Handflächen aneinander und rühren so etwas an, was man gemeinhin einen "musikalischen Cocktail" heißt. Doch gepanscht wird hier nicht. Das hier sind ganz edle Tropfen - in Haarpomade.

"Hormonized" tummelt sich und wimmelt nur so. Mal sind die Fifties überpräsent, dann wieder twangt die Gitarre in bester Western-Manier. Dann noch Soul, Blues, Ska, Mariachi, Mod à la The Jam und all das ganz weit nach vorne geschoben. Zuvorderst Sänger Andy MacFarlane kann sich in all diesen Genres zugleich herumlümmeln. Onfront-Humor auf den Stimmbändern hilft ihm dabei ebenso wie hörbarer Respekt, ja, Verknalltheit, in all das, was er gerade zu epigieren versucht. Dadurch rutscht ihm und den Hormonauts auch sonst nichts ins Alberne oder gar Satirische herüber.

So kriegt der King nicht etwa sein Fett aus der Locke gezogen, sondern er wird befeiert, wie es sich gehört: mit Tarzangeheul, 'ner Menge vernuscheltem Hall, Tschitschitschis und Tschuschutschus, die sich alles überallher holen, um es ganz auf den ureigenen Punkt zu komprimieren. Und auch die immer mal wieder als knappe Fahnen mitten in die Songs geschwenkten Reflexmelodien finden genau hier ihren angestammten Platz: "La bamba", "Centerfold", das "Peter Gunn theme" gleich zweimal, "Aloa hey" und etc. pp. - bei "My Sharona" lassen sie sich dann nicht länger lumpen und tröten zu einer schunkelnden Coverversion an. So kommt kein Song davon, ohne alles, aber auch wirklich alles aus ihm herauszuholen. Man variiert und konzentriert so lange, bis er sich selbst erschöpft. Überpünktlich ist dann jeweils Schluß: keine Note zu früh, keinen Snareschlag zu spät.

Die Hormonauts zeigen damit, was alles immer noch darin steckt oder stecken kann. Wenn man nur hinhört, ein Herz dafür hat und die Traute, mit "Shit faced" auch noch einen tiefergelegten Clash-Stomper ins Getümmel zu werfen. Doch auch der hat es dort richtig bequem und wird mit einer Galligkeit vorgetragen, die an die seligen Kingmaker denken läßt. Unbekannt? Kein Problem: Man muß wirklich nicht viel Erfahrung in besagten Genres haben, um eine Riesenmenge Spaß mit "Hormonized" zu bekommen. Einfach zuhören, wohin die Reise geht, was alles passiert, wie reich die Melodien und Ideen hier sind. Wie verdammt selbstbewußt sie in Szene gesetzt werden, wie versiert sie serviert werden, wieviel Zeit dazwischen immer noch für Schenkelklopfen und dickes Lachfaltengrinsen bleibt, wie tief und mit wieviel Respekt man trotzdem in all dem herumstampft und zu all dem steht.

Als letzter Abschiedsgruß entspringt dann noch Satchmo himself seiner Gruft, um den Zombieblues bei geöffnetem Kehlkopf mit ordentlich Whiskey herunterzugurgeln und, sich ausschüttend vor Lachen, auf seinem Grabstein davonzusurfen, "like any normal superhero will do." Eine weitere Überleistung, die daherkommt wie ein Fingerschnippen. Bitte, jetzt und in Zukunft und zwar alle: mit dieser Hingabe, dieser Leidenschaft, diesem Verstand. Ganz genau so!

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Bundle of fun
  • Top of the world
  • Hormonized
  • Just drive
  • Shit faced
  • Any normal superhero

Tracklist

  1. Lucky toy
  2. Bundle of fun
  3. My Sharona
  4. Top of the world
  5. Greasy black hands
  6. Swimming pool
  7. Hormonized
  8. Just drive
  9. Hatuey
  10. Shit faced
  11. Hormonettes
  12. Any normal superhero
Gesamtspielzeit: 38:57 min