Mumble & Peg - All my waking moments in a jar
Nois-O-Lution / VielklangVÖ: 05.03.2001
Sieben auf einen Streich
Ein dumpfes Ticken bahnt sich seinen Weg durch das bedrohliche Dämmerlicht. Still ist es im spärlich ausgeleuchteten Zimmer, und kein menschliches Leben scheint sich zu regen, doch die Fliege indes möchte sich nicht mit ihrem Schicksal im gläsernen Gefängnis abfinden. Nach einem Hoffnungsschimmer sucht sie dennoch vergeblich. Das mögliche Ende kennt viele Wege: Wenn sie nicht vorher verhungert oder erstickt, wird sich das Glas, in dem sie eingesperrt ist, eines Tages ein letztes Mal öffnen und die Fliege ihrem Verderben ausliefern. An eine Flucht oder gar einen Ausweg ist derweil nicht zu denken, so daß die letzten Momente des Lebens dem zappelnden Kampf ums Überleben untergeordnet sind.
Was klingen mag wie der Gegenstand eines kruden Konzeptalbums, ist lediglich ein Versuch, die augenzwinkernden Stimmungen, die sich durch \"All my waking moments in a jar\", das dritte Album des Trios Mumble & Peg aus Oakland ziehen, in Worte und Bilder zu fassen. Der derbe Kracher \"Resigned\", der mit einem deutlichen \"This is pointless / Trying to tell you people I\'m dying over here\" das Album eröffnet, läßt einen zunächst einmal verstört zurück, öffnet aber auch die Ohren für alles, was da noch kommen mag. Denn Mumble & Peg musizieren weitaus verschrobener als der Großteil ihrer Kollegen und lieben es, rücksichtslos mit den Erwartungen und Emotionen des Hörers zu spielen.
Aus diesem Grund scheint es auch vermessen, sich dem Album mit herkömmlichen Vergleichen zu anderen Bands zu nähern, da diese einen Song später ohnehin hinfällig sind. Nachdem Altmeister Neil Young für die jungen Wilden von Motorpsycho das Seil zur Besteigung des unglaublich hohen \"Mountain\" zu sichern scheint und \"Third person\" mit seinem unterkühlten Banjo auch dem ersten dEUS-Album gut zu Gesicht gestanden hätte, fühlt man sich im spröden \"Nine\" plötzlich vom Geist der verblichenen Ben Folds Five umweht. Während sich bei \"Less actively\" die düsteren Gitarrenriffs mit Erik Carters herzzereißendem Gesang einen eindringlichen Kampf liefern, scheint \"Mirrorface\" als versteinertes Relikt die Entwicklung der Band von der ungestümeren Noiserock-Band zur universellen Rockband überdauert zu haben.
Nicht erst mit der erstaunlichen Version des Nick Drake-Songs \"Which will\", die als Hidden Track am Ende des Albums wartet, hat man schließlich verstanden, daß es sich bei Mumble & Peg keineswegs um das Einfangen irgendwelcher Lebewesen dreht, sondern um das Zueigenmachen der vielfältigsten Stimmungen. In \"All my waking moments in a jar\" steckt auf diese Weise ein kaum faßbarer Reichtum an Atmosphäre, die vom einen auf den anderen Moment umzuschlagen droht. Die Tranzparenz des Glases fällt einem schummrigen Nebel und der subtilen Energie zum Opfer, die in seinem Inneren für Bewegung sorgt. Diese wird keine Ruhe geben und im Glas ein unauslöschbares Leben nach dem Tod kreieren, ganz gleich, ob dort je ein Leben im eigentlichen Sinne existiert hat.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Less actively
- Third person
- Mountain
Tracklist
- Resigned
- Ever after
- Less actively
- Third person
- Mountain
- Handwritten mail
- Nine
- Practicioner
- Focal point
- Mirrorface
- Snow tires
- Worse
- Paddock