South - Adventures in the underground journey to the stars

Young American / Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 06.10.2006
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

From despair to where

"You owe yourself the chance to change today" - Joel Cadbury weiß, wovon er singt. Er weiß aber auch, daß man leider nicht immer alles kontrollieren, beeinflussen und ändern kann. Zum Beispiel die wirtschaftliche Lage der Labels, die so freundlich waren, das offizielle South-Debüt "From here on in" von 2001 und drei Jahre später den Nachfolger "With the tides" zu veröffentlichen. Beide Firmen sind der Band nämlich doch tatsächlich unter den gebundenen Händen weggestorben. Anfang 2005 war es also mal wieder soweit, daß South mit einer weißen Lilie im Knopfloch und ohne Plattenvertrag dastanden und zudem das lieb gewonnene "Kentish Town"-Studio verlassen mußten.

Wirklich Sorgen machen mußte man sich aber natürlich nicht - weiß ja schließlich jeder, daß der Süden nicht die Himmelsrichtung der Verzweiflung ist. Erst recht nicht, wenn man Typen wie Ian Brown und James Lavelle zu seinen Busenfreunden zählen darf. Innerhalb weniger Monate war nicht nur ein geeignetes neues Studio gefunden, sondern auch wieder ein Plattenvertrag abgeschlossen - erneut mit einem US-Label: Young American Recordings. Und dann ergriffen Joel Cadbury, Jamie McDonald und Brett Shaw die große Chance zur großen Veränderung: Sie entschlossen sich, zum ersten Mal selbst zu produzieren.

Die Sache mit der Eigenregie funktionierte dann aber erstmal ungefähr so wie bei einem 14-jährigen, der fröhlich seine Eltern alleine in den Urlaub geschickt hat. Nämlich überhaupt nicht. Also wurde Dave Eringa (Ash, Idlewild, Manic Street Preachers), der bereits "With the tides" produziert hatte, als Vorturner engagiert. Nach einem gemeinsam produzierten Titel, dem cleveren New-Order-Flirt "A place in displacement", ging es dann auch ohne Hilfestellung. Das Ergebnis erinnert allerdings manchmal sehr an unbehandeltes Holz: sympathisch naturbelassen, aber auch splittergefährlich. Weil es hier und da so eine auffällig spröde Beschaffenheit hat.

Aber auch wenn "You are one" die dralle Neo-Disco-Queen gibt - die Synthie-Spielereien von einst wurden mit den Ex-Labels beerdigt. Statt dessen haben die Londoner leise, glockenspielbetupfte Folk-Töne für sich entdeckt, zu hören bei "Habit of a lifetime" oder "Know yourself". Am beeindruckendsten ist allerdings ihre stets glückende pulsierende Jonglage mit Rhythmen und Tempi: Bevor "Up close and personal" richtig loslegt, hat es schon drei unterschiedliche Takte ausprobiert. Geblieben ist das Faible für britpoppigen Streicherpomp, in dem sich besonders "Pieces of a dream" ausgiebig wälzt. Klebrig wird es jedoch nie, und die Hymnik wiegt sich immer niedlich schüchtern im Gleichgewicht. Bestes Beispiel: Der anschmiegsame, akustikballadesk schunkelnde Rausschmeißer "Flesh and bone". Am Ende der Vorstellung ist zu bemerken, daß die Purzelbäume wirklich hervorragend klappen. Aber bei den Flickflacks hapert's dann doch. Da sind sich South noch was schuldig.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Habit of a lifetime
  • A place in displacement
  • Flesh and bone

Tracklist

  1. Shallow
  2. Habit of a lifetime
  3. You are one
  4. Pieces of a dream
  5. Know yourself
  6. A place in displacement
  7. Safety in numbers
  8. What holds us
  9. Up close and personal
  10. Meant to mean
  11. Flesh and bone
Gesamtspielzeit: 48:43 min

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