Hurt - Vol. 1
Capitol / EMIVÖ: 22.09.2006
Überraschungseffekte
Unverhofft kommt oft. Plötzlich einsetzender monsunähnlicher Regen, wenn man voll gepackt mit Aldi-Tüten vom Einkauf kommt. Oder die selten verläßlichen öffentlichen Verkehrsmittel, die immer genau dann Oberleitungsausfälle haben, wenn man sein entscheidendes Vorstellungsgespräch hat. Verflucht! Doch einmal im Jahr geschieht unangekündigt sogar mal etwas Gutes. Okay, beim Lottospielen hat es für uns leider nicht gereicht, deswegen nagt die Redaktion weiter am Hungertuch. Mist! Aber soll der sympathische Krankenpfleger doch seine 37,5 Millionen Euro haben. Dafür erreichte uns die Tage ja ganz unverhofft das Debüt-Album von Hurt.
Und siehe da, uns passiert auch einmal etwas Positives, womit wir nicht gerechnet haben. Juchuu! So ganz haben wir die Lottoniederlage zwar noch nicht verdaut, denn gerne hätte wir auch ein oder zwei Milliönchen angenommen, die wir dann prompt - sozial wie wir nun einmal sind - großteils für gute Zwecke gespendet hätten. Zum Beispiel dafür, daß sich Hurt einen ordentlichen Designer engagieren können, der ihnen zumindest ein nur halb so häßliches Cover und Booklet basteln kann. Denn scheinbar haben die ihr gesamtes Major-Budget beim Aufnehmen und Abmischen des Albums verbraten. Aber wenn dem so sei, dann hat es sich zumindest gelohnt.
Denn es ist schon etwas erschreckend und erstaunlich zugleich, was einen beim Hören plötzlich für Gedanken und Bandnamen durch den Kopf schießen. Tool! Bloß irgendwie mehr bauch- statt kopflastig. Emotionaler. Gleichzeitig muß man beim Einsetzen des zwischen weinerlich und aggressiv variierenden Gesangs an Ed Kowalczyk von Live denken. Oder an eine abwechslungsreichere und intelligentere Ausgabe von Staind und Shinedown. Da hilft kein Drehen und Wenden, man bleibt immer bei den großen Namen hängen. Und das für ein Debüt-Album wohlgemerkt. Nicht einmal Akustikgitarren und die vereinzelt mit Streichern untermalten Songs wirken kitschig. Damn it!
Exemplarisch für unser unverhofftes Gejubel sollte man sich nur einmal "Overdose" herauspicken. Alles von laut bis leise und von nachdenklich bis austickend wurde hier durchaus eigen in aufgerundet sieben Minuten zusammengepackt. Durchaus beachtlich. Sicherlich ist "Vol. 1" ein ziemliches, manchmal dadurch störendes Auf-Nummer-sicher-Album. Aber ein gutes und eingängiges. Das ist ja auch nichts schlimmes, denn auch unser sympathischer Krankenpfleger wäre schön blöd, wenn er sein Glück sofort verpulvern würde. Wir gönnen es beiden von Herzen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Overdose
- House carpenter
Tracklist
- Shallow
- Rapture
- Overdose
- Falls apart
- Forever
- Losing
- Unkind
- Danse russe
- Dirty
- Cold inside
- House carpenter
Referenzen