Uzeda - Stella

Touch & Go / Soulfood
VÖ: 15.09.2006
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Killerhasen

Was die musikalischen Kanten betrifft, waren Uzeda stets das reine Destillat dessen, was an den guten Touch-&-Go-Bands gut und richtig war: Jesus-Lizard-Groove, Steve Albinis Weniger-ist-lauter-ist-mehr-Produktion, die Gitarren (ver)stimmten sie irgendwo zwischen Slint, Blonde Redhead und Polvo (der Grat ist schmal, wie man weiß). Sängerin Giovanna Cacciola holte dann noch die Expressivität Lydia Lunchs mit ins Boot, die sie mit der frühen Siouxsie und Kim Deal über einen Kehllappen barbierte. So sind Uzeda zu alten Hasen des Noiserock geworden, die es nun, so scheint's, noch einmal wissen wollen.

Wenn "Stella" mit "Wailing" dann wie gewohnt gleich mittenrein fällt, ist dennoch erstmal Stirnrunzeln angesagt. Diese Gitarre, irgendwie so hat man sie schon, doch genau so dann doch noch nie gehört. Hier scheint Albini nicht nur hinter den Reglern und mit dem Kopf in der Monitorbox, sondern auch am Sechssaiter unterwegs gewesen zu sein: Es regiert ein Schürfwundensound, dessen Narben man hinterher stolz vorzeigen kann. Zunächst jedenfalls. Denn spätere Songs wie "Time below zero" oder "Gold" entschlacken sich doch wieder in Richtung mehr Noise, wodurch die Riffs Luft bekommen und die so typischen Eintakt-Konversationen zwischen Baß und Schlagzeug den Kopf vor- und zurückbrezeln lassen. Was Uzeda dabei an Beats produzieren, spottet immer mal wieder jeder Beschreibung. Derart tight muß man erstmal sein! Daß sie das immer schon waren, ermüdet erst dann ein wenig, wenn man selbst etwas verschlafen aus dem Kapuzenpulli guckt. Denn Uzeda fordern nach wie vor auch Sportsgeist und Kondition. Hat man beides, so waren und sind sie (fast) unersetzbar.

Besser oder schlechter als ihre vorherigen Platten aus knapp 20 Jahren ist "Stella" somit nicht geworden. Sowohl musikalisch als auch ideologisch bleiben sie ihr eigenes Bollwerk. Die neuen Nuancen im Gitarrenspiel bewirken höchstens, daß nun die Baßläufe teils noch knackiger hervorstechen und sich Cacciolas Stimme zugleich wüster und im Songaufbau strukturierter austoben kann. Daß sich das alles immer noch relevant anhört, liegt wohl daran, daß es nach wie vor kaum Bands gibt, die zugleich mit einer derartigen Spiellaune und einem sehr klaren Plan zu Werke gehen. Man kann nur hoffen, daß ihnen oder uns nicht doch irgendwann die Puste ausgeht.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Wailing
  • What I meant when I called your name
  • The book of skies
  • Steam, rain and other stuff

Tracklist

  1. Wailing
  2. What I meant when I called your name
  3. This heat
  4. Time below zero
  5. The book of skies
  6. Camillo
  7. Gold
  8. Steam, rain and other stuff
Gesamtspielzeit: 29:50 min

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