Eskobar - Eskobar

Tenstaag / Cargo
VÖ: 22.09.2006
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Klagemauerblümchen

So ein Computer beliebt mitunter übel zu scherzen: Spontane Abstürze bei ungesichertem Text-Kraxeln, faules Herunterfahren trotz freundlicher Bitte um einen Neustart - der Schikanen-Kanon ist schier unendlich. Was haben Eskobar damit zu tun? Eine ganze Menge. Was bisher geschah: Nachdem sich ihr Debüt "Til we're dead" mit beschaulich melancholierendem und sparsam instrumentiertem Schweden-Pop weitgehend als Schlaftablettensubstitut einen Namen gemacht hatte, veröffentlichten sie gut ein Jahr später mit "There's only now" nicht nur ein ganz und gar tadelloses Album, sondern suhlten sich auch mopsfidel im glamourösen Synthesizer-Bombast. Und vergraulten damit einige Fans. Der Nachfolger wurde passenderweise "A thousand last chances" genannt - leider wußten Eskobar nur die wenigsten davon zu nutzen.

Nun also, zwei Jahre später, soll der Neustart gelingen. Das selbstbetitelte vierte Album: ein Statement. Und jetzt kommt der Scherzbold wieder ins Spiel - denn statt der erhofften Frischzellenkur haben Eskobar ihren Sound bloß heruntergefahren. Ganz so, als müßten sie leise sein, weil nebenan jemand schläft. Die musikalische Vielfalt zum Beispiel. Daß die drei Stockholmer einerseits "I never found happiness hunting the past" bekennen, andererseits aber zu ihren Wurzeln - dem beschaulich melancholierenden und sparsam instrumentierten Schweden-Pop - zurückkehren, mag zunächst ein wenig widersprüchlich erscheinen. Aber dann begreift man: Es geht ihnen ja gar nicht darum, Glück zu finden. Es geht um gepflegtes Leiden.

Der Opener "The art of letting go" erweist sich als reichlich monoton und fällt vor allem durch Daniel Bellqvists nicht vorhandene Atemtechnik auf. Trotzdem gelingt es Eskobar direkt im Anschluß, drei zwar nicht unbedingt spektakuläre, aber wirklich liebenswerte Stücke darzubieten: das gemächliche, trompetenverzierte "By your side", die dezent countriesk parfümierte Akustikgitarrenballade "Some of us got paid" und das plüschige "Persona gone missing" (erste Singleauskopplung) mit Knopfler im Ohr. Ja, ganz recht: Gitarrist Frederik Zäll kultiviert seine Mark-Knopfler-Verehrung mehr denn je. Und wozu führt das? Na klar: Eskobar klingen nicht selten wie die schwedischen Dire Straits. Wäre man ein bißchen fies, könnte man das auch "Altherrenpop" nennen.

Nachdem die erste Albumhälfte durchaus hoffnungsvoll stimmt, daß es mit dem Neustart ja doch noch irgendwie klappen könnte, sieht das ab Titel Nummer 6 leider ganz anders aus: Immer die gleichen stützstrumpffarbenen Harmonien, immer die gleichen ausgelatschten Songstrukturen, immer die gleiche spröde Drei-Tage-Regenwetter-Intonation, immer die gleichen Glas-halb-leer-Lyrics. Da wird es schon zum Ereignis, wenn in "Immortality" mal eine Mundharmonika ertönt oder sich ein Klavier durch "When you're gone" klimpern darf. Es ist ein einziges zähes, höhepunktloses, bedauerliches Im-Kreis-Schlendern. Vielleicht sollten Eskobar einfach mal die Festplatte erneuern. Oder das Zimmer nebenan endlich stürmen - womöglich schläft da nämlich nicht nur die musikalische Vielfalt, sondern auch das Glück.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • By your side
  • Persona gone missing
  • Some of us got paid

Tracklist

  1. The art of letting go
  2. By your side
  3. Persona gone missing
  4. Some of us got paid
  5. Whatever this town
  6. Heads of the gods
  7. Devil keeps me moving
  8. When you're gone
  9. Immortality
  10. Champagne
Gesamtspielzeit: 37:15 min

Im Forum kommentieren

Fuizibua

2012-04-27 23:29:14

Wahre Worte! Selftitled = Weltklasse, Heather seit Siren = behämmert.

Denniso

2012-04-27 22:44:01

Alles, was Heather nach "Siren" veröffentlicht hat, war nur noch höchstens halbgar, da passt das Lied gut in die Reihe.

bulo

2012-04-27 22:27:16

Ist der Song nicht eher die Bewältigung einer Trennung im Guten?

You're gonna find someone new
I really hope you do
'Cause I love you
And the sun will come on thru,
It's gonna shine for you
'Cause I adore you

Greylight

2012-04-27 22:24:51

Na ja, als ehemaliger Heather Nova-Fan fand ich diesen Song jetzt nicht so außerwöhnlich. "Someone New", eigentlich eine ziemlich Scheiße. So als ob Menschen irgendwie austauschbar wären.

bulo

2012-04-27 22:20:23

Passt eigentlich nicht hier rein aber das Duett mit Heather Nova ist immer noch wahnsinnig gut.

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