The Killers - Sam's town
Island / UniversalVÖ: 29.09.2006
Breit reifen
Auf der Suche nach Unsterblichkeit ist so mancher Stolperdraht gespannt. Depressionen lassen die größten Entertainer der Welt im Bett verweilen. Drogen entbinden von jeglichem Gespür für Freundschaft und lassen den Punk zuweilen in den eigenen blutig gestochenen Armen sterben. Andere wiederum hoppeln, getarnt als goldene Reiter, der Apokalypse der eigenen Kreativität entgegen. Die Killers schlagen den Weg der Unantastbarkeit ein, lassen sich vermeintlich modische Haare an den falschen Stellen wachsen und haben eine Hitmaschine im Gepäck, die alles kann, außer Wäsche waschen. Es riecht nach Unsterblichkeit und Altersvorsorge, Siegeszug und hübschen Damen. Nach all dem, was "Sam's town" zum Verhängnis wird.
Für den Nachfolger zu "Hot fuss" wurde kräftig in die Hände gespuckt. Während die beste englische Band, die nicht aus England kommt, dem öffentlichen Wahnsinn um ihr eigenes Wesen Einhalt gewähren will, dachten sich die Produzenten Flood und Alan Moulder: Das kennen wir doch. "Songs of faith and devotion" hieß das Album. Depeche Mode die Band. Bevor Haare herhalten müssen, um Querverweise aufzuzeigen, geben wir bekannt: Der Sound ist breit, die Songs bereit zur Durchlüftung. Und während Brandon Flowers noch in diversen Gazetten wütet, rollt die erste Single "When you were young" durch Mark und Knochen.
Was will man anderes machen? Die Faust in die Luft, die Augen geschlossen und auf einem Bein getanzt. "When you were young" bündelt sämtliche Qualitäten der Band aus Las Vegas auf eine Länge von drei Minuten und vierzig Sekunden. Eine Hookline zum Abfeiern, eine Überdosis Schalk im Nacken. Die Wand hängt voller Gitarren, das Schlagzeug am seidenen Faden, und diesmal tragen sogar echte Geigen das Abendkleid. So haben wir uns das vorgestellt. Und so sollte es auch bitte schön weitergehen. Pop im XXL-Format, Sex im Fahrstuhl.
Was für ein Empfang: Der Opener "Sam's town" unterläuft sämtliche Vorbehalte. Dramatik, Männerchor, Schweißausbruch. Sonnenaufgang, Mittagshitze, Sonnenuntergang. Und das alles in einem Song. Während man nach Luft schnappt, kitzelt das perlende Pianozwischenspiel "Enterlude" das Zwerchfell und gibt somit den Start frei, für eine Fahrt von den höchsten Höhen bis in die tiefsten Tiefen eines pompösem Soundmatsches von der Konsistenz eines Griesbreis. Doch bis dahin ziehen mindestens noch der Flächenbrand "Bling (Confession of a king)" und das hymnische "Uncle Jonny" ins Land, die zuckersüß zwischen Gummibärchen und Vollmilchschokolade den Geschmack anregen.
Irritation: Beschämt möchte man unter sich schauen und geniert mit den Füßen wackeln, als die Spieluhr am Anfang von "Why do I keep counting" erklingt. Im Refrain stimmt man zu einer schlecht versteckten Coverversion des Bruce-Springsteen-Klassikers "Badlands" an, während "This river is wild" schon eine Runde zuvor in seinem eigenen Sud aus gekochtem Apfelbrei und zerlegtem Morrissey baden gegangen ist. Am Ende geht der euphorisch und kunterbunt gestarteten Platte doch tatsächlich die Luft aus. Auch wenn man kurzzeitig dem Irrtum auf dem Leim geht, Isaac Brock hätte für den sensiblen Albumabschluss "Exitlude" im Studio vorbeigeschaut, erliegen die Killers ihrem eigenen Strukturwahn, der sie zwischen Himmelpforte und Holzweg durch die Luft schleudern läßt. Die ganz große Party fällt diesmal leider aus. Mit einer Wunderkerze in der Hand winken wir zum Gruße und schwelgen in alten Zeiten: "We're burning down / The highway skyline / On the back of a hurricane / That started turning / When you were young." Wir sehen uns gestern.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Sam's town
- When you were young
- Bling (Confession of a king)
- Uncle Jonny
Tracklist
- Sam's town
- Enterlude
- When you were young
- Bling (Confession of a king)
- For reasons unknown
- Read my mind
- Uncle Jonny
- Bones
- My list
- This river is wild
- Why do I keep counting?
- Exitlude
Im Forum kommentieren
Babyshambleshörer
2012-10-28 20:46:14
Wollte an der Stelle noch mal meine Begeisterung für dieses Album zum Ausdruck bringen. Bei den Killers verhält es sich wie bei Coldplay - erste zwei Alben grandios, danach nur noch Müll.
Sam's Town (9/10)
enterlude (6/10)
When You Were Young (9/10)
Bling (8/10)
For Reasons Unknown (7/10)
Read My Mind (9/10)
Uncle Jonny (9/10)
Bones (9/10)
My List (7/10)
This River Is Wild (9/10)
Why Do I Keep Counting (8/10)
exitlude (6/10)
Gesamt: 8/10
Blauwal inner Referenzellipsoid
2012-10-26 19:40:46
N'abend!
Bin wieder dabei mir von Sam's Town die Lyriks mal genauer anzuschauen und dabei wieder an dem Seltsamen hängen geblieben.
Im Lu Cont-Mix von "When You Were Young" (Jacques Lu Cont's Thin White Duke Mix), läuft am Anfang so ein sich ständig wiederholender Spruch:
http://www.youtube.com/watch?v=FsgJBqdLYn8
"Jenny was a lovesong"
Soll das ein Bezug zum Song "Jenny Was A Friend Of Mine" des Vorgänger Album sein? Kann das sein? Oder was hört ihr da aus? Ist ja heute Freitag, vielleicht findet sich ja der ein oder andere zum mal Reinhören...
Blauwal inner Referenzellipsoid
2012-10-15 21:09:09
N'abend!
Bin immernoch dabei mir von Sam's Town die Lyriks mal genauer anzuschauen und dabei immernoch auf dem Seltsamen stecken geblieben.
Im Lu Cont-Mix von "When You Were Young" (Jacques Lu Cont's Thin White Duke Mix), läuft am Anfang so ein sich ständig wiederholender Spruch:
http://www.youtube.com/watch?v=FsgJBqdLYn8
"Jenny was a lovesong"
Soll das ein Bezug zum Song "Jenny Was A Friend Of Mine" des Vorgänger Album sein? Kann das sein? Oder was hört ihr da aus?
Blauwal inner Referenzellipsoid
2012-10-14 21:18:08
N'abend!
Bin gerade dabei mir von Sam's Town die Lyriks mal genauer anzuschauen und dabei auf etwas seltsames gestoßen.
Im Lu Cont-Mix von "When You Were Young" (Jacques Lu Cont's Thin White Duke Mix), läuft am Anfang so ein sich ständig wiederholender Spruch:
http://www.youtube.com/watch?v=FsgJBqdLYn8
"Jenny was a lovesong"
Soll das ein Bezug zum Song "Jenny Was A Friend Of Mine" des Vorgänger Album sein? Kann das sein? Oder was hört ihr da aus?
B@n@n@ Co.
2009-05-10 22:40:15
Hot Fuss (8,5/10)
Sams Town (5/10)
Day and Age (2/10)
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- The Killers (12 Beiträge / Letzter am 15.08.2024 - 02:35 Uhr)
- The Killers - Rebel diamonds (12 Beiträge / Letzter am 08.12.2023 - 20:53 Uhr)
- Bester Song von The Killers (77 Beiträge / Letzter am 06.12.2023 - 15:30 Uhr)
- The Killers - Hot fuss (296 Beiträge / Letzter am 02.12.2023 - 14:25 Uhr)
- The Killers - Neues Album? (8 Beiträge / Letzter am 25.08.2023 - 19:22 Uhr)
- The Killers - Pressure machine (62 Beiträge / Letzter am 19.06.2022 - 23:49 Uhr)
- The Killers - Day & age (575 Beiträge / Letzter am 16.06.2021 - 18:40 Uhr)
- The Killers - Imploding the mirage (67 Beiträge / Letzter am 03.12.2020 - 18:03 Uhr)
- The Killers - Wonderful wonderful (49 Beiträge / Letzter am 11.10.2017 - 23:47 Uhr)
- The Killers - Direct hits 2003-2013 (58 Beiträge / Letzter am 03.12.2016 - 22:52 Uhr)
- The Killers - Battle born (172 Beiträge / Letzter am 01.01.2016 - 13:40 Uhr)
- Suche: Bands die wie die frühen The Killers klingen (15 Beiträge / Letzter am 15.12.2012 - 22:43 Uhr)
- The Killers - Weihnachtslieder (5 Beiträge / Letzter am 02.12.2012 - 17:13 Uhr)
- The Killers - Sam's town (321 Beiträge / Letzter am 28.10.2012 - 20:46 Uhr)
- Muse vs. The Killers (14 Beiträge / Letzter am 03.10.2012 - 20:37 Uhr)
- Killerpilze vs. The Killers (9 Beiträge / Letzter am 03.10.2012 - 14:40 Uhr)
- Die Massenbegeisterung: The Killers vs. Mumford & Sons vs. Green Day vs. Muse (9 Beiträge / Letzter am 22.08.2012 - 21:25 Uhr)
- The Killers live (47 Beiträge / Letzter am 13.06.2009 - 12:12 Uhr)
- The Killers - Sawdust (18 Beiträge / Letzter am 13.01.2008 - 21:49 Uhr)