Xiu Xiu - The air force
5rue Christine / Acuarela / CargoVÖ: 29.09.2006
Peace attack
Why the long face, Jesus? Jamie Stewart hat doch gerade "das zugänglichste Album seiner Karriere" gemacht. Nein, man darf das so natürlich nicht sagen, das ist nicht korrekt. Xiu Xiu sind längst viel mehr als der auf immer verloren scheinende Kummerhaken mit den Löchern in der Seele. Xiu Xiu sind so etwas ähnliches wie eine Band, und sie machen so etwas ähnliches wie Musik, immer noch. Diesmal ist sie angeblich auch für Leute anhörbar, die nicht mit ihren Neurosen und/oder Urängsten unter dem Kopfkissen einschlafen. Und das Klavier am Anfang von "Buzz saw" tut sogar 30 Sekunden lang so, als würde das stimmen. Dann aber: das Schlagzeug, der Absturz, das Ende. Man liegt doch wieder unterm Tisch, "The air force" macht schon den Landeanflug.
Besagtes "Buzz saw" wird noch zweimal zu Ende gehen, bevor es vorbei ist, aber auch danach wird die Schwärze nicht viel grauer. "Boy soprano" spielt mehrere Lieder gleichzeitig gegeneinander aus, hier sind die Flöten, da schnattert der Laptop, Stewarts Stimme kommt von hinten, irgendwo rechts im Ohr turnt irgendwas Undefinierbares. Es scheint also alles beim Alten in diesem Universum der Unwägbarkeiten. Dann aber: "Hello from Eau Claire", der erste richtige Frontfrauen-Job für Caralee McElroy bei Xiu Xiu. Ein Glockenspiel, auf dem schon der Schimmel wächst, resignierende Feminismus-Botschaften, gesungen von der Unschuld vom Lande. Ein kleiner Elektro-Freakout mittendrin nimmt den Song noch auf die Hörner. Eine Symphonie für sich, zusammengefaltet auf drei Minuten, bleibt er trotzdem.
Danach fällt wieder vieles auseinander, in sich zusammen, übereinander her. Alles an "The air force" scheint baufällig, nichts bruchsicher, jeder durchscheinende Moment von manchmal unfaßbar klarer Schönheit ist sofort wieder vom Aussterben bedroht. Die Welt hört sich eben so an in den Köpfen von Stewart, dem weiterhin exaltierten Seelensänger und seinen Leuten, den umknickenden, durchstreichenden, wegradierenden Geräuschemachern. Man kann mit ihrer Musik durch die unwirklichen Kulissen von Michel Gondrys "Vergiss mein nicht" irren, Geistern begegnen und dem Guten an sich abschwören. Man kann sich aber auch festhalten an ihr, den ramponierten Popsong "Save me save me" feiern, der doch noch irgendwie durchkommt. Und der Kehrseite des Lebens mit Schippe und Schaufel begegnen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Boy soprano
- Hello from Eau Claire
- Save me save me
Tracklist
- Buzz saw
- Boy soprano
- Hello from Eau Claire
- Vulture piano
- PJ in the streets ...
- Bishop, CA
- Saint Pedro glue stick
- The pineapple vs. the watermelon
- Save me save me
- The fox & the rabbit
- Wig master
Referenzen
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