Pendikel - Don't cry, Mondgesicht

BluNoise / Al!ve
VÖ: 29.09.2006
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Abenteuerspielplatz

Mit dem Kopf in den Wolken und einer Vision im Geiste. Guido Lucas ist so etwa das Gegenteil eines Hans-guck-in-die-Luft. Der Troisdorfer Hornbrillen- und Bartträger ist Betreiber und Begründer des deutschen Krach-Pools BluNoise, Produzent von Blackmail, Urlaub In Polen oder Sumo. Er ist mitverantwortlich für die Blaupausen von Harmful oder Ulme und hat Troisdorf auch außerhalb der Grenzen Nordrhein-Westfalens bekannt gemacht. Kaum hat man ihm im Geiste auf die Schulter geklopft, zückt er den nächsten Trumpf aus seinem Ärmel: Pendikel sind zurück. Mit alter Stärke und neuem Mut.

Die Geschichte der Band ist schnell geschildert: Zu viert warf man dem geneigten Publikum die Brocken von "Fu ruft Uta" in bester Helmet- und Frickelcore-Manier vor die Füße, Waterdown bildeten sich aus Pendikel hervor, und nach einiger Zeit standen Oliver Klemm und Carsten Sandkämper alleine vor den geöffneten Toren der Zukunft. Die Platte "3" erschien, mit Konzept und Überblick. Und einem Haus- und Hofproduzenten. Wieder zu alter Bandgröße gewachsen, werkelten die Osnabrücker mehr als 365 Tage an "Don't cry, Mondgesicht" herum und schicken dieses nun als Prog-Rock-Oper auf die Menschheit los. Und diese muß sich einiges gefallen lassen.

Der Spannungsbogen ist gewaltig. Er erstreckt sich von den ersten Klängen des manisch zuckenden, melodiösen und explodierendem "Dead city" bis hin zum schüchternen, betroffenen und tiefgründigen "Bis zum letzten Mal". Pendikel erzeugen einen Strudel wilder Emotionen. Berstende Wut wird zelebriert, Blut gefriert in den Adern, und dem Kopf wird ein Abenteuerspielplatz unterbreitet, der ohne Fallnetz und Versicherung ins Rotieren gerät. "Falsche Freunde" legt sich auf einen mäandernden Elektroteppich, der den Song zu feinem Indiepop führt, welcher im traurig nachdenklichen "La chanson parfaite" seine Fortführung findet.

Die Energie bleibt erhalten, die Gitarren kratzen, das Schlagzeug wuchtet die Songs in die Nieren. Carsten Sandkämpfer entdeckt einen Weg zwischen einkerbenden Melodien, hysterischen Sprechgesängen, mit scharfen Beobachtungen und lyrischen Volltreffern. "Don't cry, Mondgesicht" ist ein Album geworden, welches sich zwischen den energetischen und fragilen Platten von Sport und Klez.E gemütlich macht und doch in keinerlei Ecke gedrängt werden will. "Die Augen auf! / Es gibt so viel zu sehen / Hell wird zu Form / Und jetzt viel Spaß! / Auf dass du nichts verpasst."

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Dead city
  • Falsche Freunde
  • La chanson parfaite
  • Gewinner
  • Bis zum letzten Mal

Tracklist

  1. Dead city
  2. Handbuch
  3. Zitatmaschine
  4. Falsche Freunde
  5. La chanson parfaite
  6. Fall B
  7. Aufräumen im sozialistischen Kindergarten
  8. Nach dem Piepton
  9. Gewinner
  10. Arbeiterlied
  11. Don't cry, Mondgesicht
  12. Bis zum letzten Mal
Gesamtspielzeit: 53:16 min

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