Nash Kato - Debutante

B Track / PIAS / Edel
VÖ: 26.02.2001
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Lippenstift und Bügelfalten

Urge Overkill - Das waren penible Bügelfalten, klimpernde Medaillons und die häßlichsten Sonnenbrillen seit dem Ende der Siebziger. Das waren drei Leute, die nach der Philosophie "Wer Rockstar werden will, muß auch wie einer aussehen" lebten. Das waren Nash Kato, Blackie Onassis und Eddie "King" Roeser. Eine Zeit lang hätte jeder seinen Arsch darauf verwettet, daß Urge Overkill das oft beschworene Next big thing werden würden. Dummerweise verkauft auch das größte Selbstvertrauen keine Platten. Mißverstanden blieben ironische Texte und retrolastige Hymnen. So blieb außer "Sister Havana" und dem Pulp-Fiction-Smash "Girl, you'll be a woman soon" nicht viel von dem Chicagoer Glamour übrig.

Nash Kato, Dunkelstimme und Anzugträger, entstieg den Trümmern seiner Band, schlug sich den Staub von den Schulterpolstern und legte erst einmal die Beine hoch. Zeit war schon immer ein guter Verbündeter. Nie hatte er richtig zu dieser selbstmitleidigen Szene namens Grunge gehört, die sich mittlerweile um ihn herum in Wohlgefallen aufgelöst hatte. "You don't know just how fucked up I am / So don't blame me when I fuck you up."

Irgendwo in Kato aber reifte ein nicht wirklich perfider Plan. Ein Album mit den gleichen Zutaten, die 1993 schon "Saturation" zu einem Feuerwerk von Retrorock mit Stil machten, sollte genau das richtige sein, um wieder von sich hören zu lassen. So steckte er seinen glatt gekämmten Kopf mit Onassis, dem alten Weggefährten, unter eine Decke, bandelte mit Pearl Jams Stone Gossard an und rekrutierte mit Brendan O'Brien einen Produzenten, der immer schon den Hit in den Fingern hatte. Da quietscht die Hammondorgel, da jault die Gitarre, da jauchzen die Stimmen und wieder regiert die Nostalgie. Kato hat nichts dazugelernt, aber auch nichts vergessen.

Auch auf "Debutante" ist man sich nie sicher, ob es sich um beißenden Sarkasmus und ironische Selbstzitate handelt, oder ob der Kerl das wirklich ernst meint. "Gimme, gimme, gimme, gimme MP3" heißt es in "Born in the 80's". Wie retro ist denn schon die Zukunft? Kato gibt keine Antworten, stellt aber auch keine Fragen. Das sei anderen überlassen, es gibt schließlich zu tun: Nash, you were a rockstar once. Mal sehen, ob Du wieder einer wirst.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Zooey suicide
  • Queen of the gangsters
  • Born in the 80's

Tracklist

  1. Zooey suicide
  2. Queen of the gangsters
  3. Octoroon
  4. Cradle robbers
  5. Blow
  6. Debutante
  7. Dirty work
  8. Rani (Don't waste it)
  9. Los Angelena
  10. Black satin jacket
  11. Pillow talk
  12. Born in the 80's
  13. Blue wallpaper
Gesamtspielzeit: 53:26 min