Kasabian - Empire
RCA / Sony BMGVÖ: 22.09.2006
Grenzwertig
Also wirklich: Einer Märchenstunde gleicht dieses Szenario nicht. Dunkle Gänge, feuchte Wände. Von der Decke tropft Schwitzwasser, das Herz klopft in bester Happy-Mondays-Manier, manisch wabernde Stone-Roses-Rhythmen hinter massiven Rauchschwaden. Dampfende Pfützen, beißender Qualm. Von weißen Mäusen keine Spur, von Wadenwickeln wird abgesehen. Aus den glühenden Überresten einer längst vergessenen Zeit schieben sich vier Männer in den Vordergrund, die ausziehen, um die Welt in ihren Bann zu ziehen. Kasabian entwickeln ihr eigenes, postmodernes Madchester-Märchen. Mit Trompeten, Schweinereien, Keyboards und einem viel zu kühlen Kopf.
Die Eröffnungsshows für Oasis waren in Großbritannien mindestens so erfolgreich wie "Kasabian", das unverschämt laszive, erotisierende Debütalbum der Band aus Leicester, England. Auch in Deutschland fand das erste Lebenszeichen Beachtung, wenn sich diese auch nicht unbedingt in unüberschaubaren Verkaufszahlen niederschlug. Kasabian haben mit ihrem Mix aus Fuzz, Beat, Arroganz und Psychedelic-Klängen dennoch einen Namen hinterlassen. Ob sich dieser nun auch auf dem europäischen Festland zu Gold machen läßt? Abwarten. Schließlich liegt die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn sehr eng zusammen.
Mit dem Attribut "genial" jedenfalls hat das neue Album "Empire" des Quartetts ziemlich wenig am Hut. Und wer den Wahnsinn aus der bollernden, derben Eröffnung heraushören kann, wird sich sicherlich auch am pompösen "Shoot the runner" erfreuen, das einen waghalsigen Spagat zwischen rotzigem Beat und eher harmlosen Black-Rebel-Motorcycle-Club-Anleihen meistert. "Stuntman" klopft sich in die erste Reihe der tobenden Rhythmusmonster, während sich der Abschluß der Platte zum großen Highlight mausert. "The doberman", ein hypnotisches Pink-Floyd-Zitat, mit Trompete, uferlosen Sphären und bannender Gesangsakrobatik.
Auch nach einigen Durchläufen von "Empire" wird man die Vermutung nicht los, Kasabian wollten mit begrenzten Mitteln mehr erreichen, als tatsächlich möglich. Primal-Scream-Adaptionen ziehen sich über die gesamte Albumlänge. Die Songs lümmeln in einer whiskeysüffigen Marmelade, zwischen Acid-Rock und überzogenen The Dandy Warhols, die mit voller Birne und gestutztem Verstand zu riskanten Tanzmanövern verleiten. Ob nun Wahnsinn oder Talent: Kasabian machen sich mindestens die Tanzböden der Indiediscos untertan. Und wem das zu wenig ist, der kann sich einmal mehr an den rohen Originalen erfreuen. Und sich einen Sturztrunk auf die gute alte Zeit gönnen. Dann scheppert es auch mit Kasabian.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Empire
- Shoot the runner
- The doberman
Tracklist
- Empire
- Shoot the runner
- Last trip (in flight)
- Me plus one
- Sun rise light flies
- Apnoea
- By my side
- Stuntman
- Seek & destroy
- British legion
- The doberman
Im Forum kommentieren
toro
2007-09-02 14:06:56
Ich habe keine Ahnung warum, ich kenne sie ja kaum, aber ich finde die so dermaßen sympathisch.
Icarus Line
2007-09-02 13:51:03
Ich würd dem Album sogar glatt 'ne 9,5/10 geben. Overrated? Vielleicht. Mich begeistert die Platte maßlos, war für mich die zweitbeste von 2006.
In einem Rutsch genial, keine Sekunde langweilig und macht glücklich. Höhepunkte: By My Side + The Stuntman, aber an sich ist die Platte von vorne bis hinten fantastisch. (Auch wenn mir British Legion aufgrund dieses Soundbruchs nicht gefällt und als letzter Track vielleicht besser platziert gewesen wäre, daher "nur" 9,5...)
feeak
2007-09-01 19:20:42
shoot the runner = traum. das video erst!
rest = mir wurscht
black star
2007-02-07 09:48:57
und die jungs verstehen auch was von Video-machen und so
Armin
2007-02-06 19:49:31
Pünktlich zum Start ihrer Konzert-Tour durch Deutschland, bescheren uns Kasabian mit "Shoot The Runner" die neue Single aus dem Erfolgsalbum "Empire", mit dem die vier Jungs aus Leicester letzten Herbst aus dem Stand von 0 auf Platz 1 in die UK-Album-Charts einstiegen.
Schon mit ihrem Debütalbum "Kasabian", katapultierten sich Tom Meighan (Gesang), Sergio Pizzorno (Gitarre, Keyboards), Chris Edwards (Bass) und Ian Matthews (Drums) auf UK-Doppelplatin-Niveau. Und auch hierzulande gelten Kasabian längst nicht mehr nur als Geheimtipp. Mehr noch als die Vorgänger- Single "Empire", erweist sich "Shoot The Runner" als unausweichlich tanzbar und stieg bereits auf Platz 2 der Native 25. Im Videoclip zu "Empire" schmissen sich Kasabian bereits historisch in Schale und lieferten eine dramatische Story - jetzt schicken sie uns in eine vollkommen surreale Welt und bekennen im wahrsten Sinne des Wortes Farbe....
In der Zeit vom 17. bis 21. Februar sind Kasabian in München, Frankfurt, Hamburg und Berlin zu sehen.
Ab dem 16. Februar im Handel!
Kasabian - "Shoot The Runner"
VÖ (digital): 16.02.
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