Tara Jane O'Neil - In circles
Quarterstick / SoulfoodVÖ: 15.09.2006
In spiration
Tara Jane O'Neil ist bereits weit gegangen. In zahllosen Projekten (u.a. Retsin und Sonora Pine) und Kooperationen (am bekanntesten ist wohl die mit Dan Littleton) hat sie sich aus dem Schatten der übermächtigen Rodan, bei denen sie einst auf den Baß einstanzte, herausgewuselt, um seit der Jahrtausendwende unter ihrem eigenen Akronym die Musikwelt zu inspizieren. Von Rodans Haudegenprinzip ist hierbei wenig geblieben. Vielmehr beatmete O'Neil ihre, in Country und Folk ebenso wie in Tupfern von Bluegrass, Jazz und Klassik umherwildenden Kompositionen von Beginn an mit einer dekonstruktiven Brüchigkeit, die bereits auf den ersten Geschmack erahnen ließ, es mit etwas sehr Speziellem und Gewissenhaftem zu tun zu haben. "In circles" liefert erneut den Beweis.
Auch hier scheinen die Instrumente wieder mit Bedacht, ja, mit dieser äußersten Vorsicht bespielt zu werden. Es gibt fast ebensoviel Raum zwischen der Musik wie in ihr selbst. Jeder einzelne Ton wirkt konzentriert gesetzt und zugleich überallhin verstreut. Selbst das mit Drums, Piano und mehreren Gitarrenfiguren opulent ausgestattete "The louder" wird so eher als Kontaktaufnahme zum eigenen, gedämpften Atem inszeniert - ein tiefes Luftholen aller Beteiligten vor dem "Sparrow song", der ein wahres Monster an musikalischen Jagd- und Abgründen entfaltet. Nichts in ihm darf sein, ohne sein Gegenteil wenigstens anzudeuten. Ab und an tauchen vorwiegend subsonisch anmutende Klangmuster herauf, nur um den Song mit feistem Grinsen an sich vorbei zu winken. Dazu findet sich nahezu beiläufig eine Melancholie ein, die nichts mit der üblichen Weltschmerzrhetorik zu tun hat.
Allein "A room for these" operiert mit einer derart lichten Klimax. Doch dieser Spuk ist schnell vorbei. Vor "Blue light room" und "Need no pony" führt er lediglich in eine seltsame, eher entwurzelnde als sich verortende Version des Folkloristischen ein. Hier geben Pedal Steels etwas Halt, bleiben letztlich aber doch nur ein Versprechen von dem, was möglich wäre, doch aus gutem Grund nicht ist. Ausgerechnet "Fundamental Tom" wischt sie kurz mit tiefem Grollen beiseite, bevor sich "In circles" in zwei weiteren Stücken eine kleine Unverschämtheit an Zeit nimmt, um auszuklingen. Die Stimme geistert im Zwischenraum umher, ist noch da, aber unhörbar. Zugleich entscheidet sich die Musik zu einem letzten Auftakt, der gehalten und gehalten wird. Auf daß danach wieder alles möglich erscheint. Und zur Ruhe gekommen ist.
Es gibt ein Komplott in diesen Liedern, so wie sich jedes anständige Gespenst mit allen anderen verschwestert fühlt. Jedes Hertz wird daraufhin ausgelegt. Angst und bange kann einem da schon werden, doch nur vor der unerhörten Anstrengung, die "In circles" unternimmt, und der hörbaren Erschöpfung, in die das Album schließlich ausklingt. Verdient hat Tara Jane O'Neil die Ruhe danach allemal. Sie hat eine Musik in sie eingetragen, in der jede Note wertvoll erscheint. Versponnen, doch stets absolut präsent und zu jeder Zeit Frau der Lage, also ganz genau so, wie so was sein sollte. Ein dolles Ding.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The louder
- A sparrow song
- A room for these
- Need no pony
- This beats
Tracklist
- Primer
- A partridge song
- The louder
- A sparrow song
- A room for these
- Blue light room
- Need no pony
- Fundamental Tom
- The looking box
- This beats
Referenzen