Papa Roach - The Paramour sessions

Geffen / Universal
VÖ: 08.09.2006
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Spuk vorbei

Die Masche ist bekannt und stets die gleiche. Kaum ist eine zunächst unbekannte Band mittels veritabler Hitsingle und ordentlichem Album quasi über die viel zitierte Nacht berühmt geworden, wird sie auf den Genrethron gehoben. Der Rubel rollt, das Eisen ist heiß, und die Nachfolgealben stellen den Anfangserfolg nicht wirklich ein. Hohe Meßlatte und so. Nach ein paar Jahren kreativer Pause wird neues Liedgut vom entsprechenden Label bzw. der Promotionsagentur meistens damit beworben, daß sich die Band für die Arbeiten am neuen Album an irgendeinen ganz töften und außergewöhnlichen Ort zurückgezogen hat. Daß dieser Ort ganz viele Inspirationen für die Songs geliefert hat. Daß sich die Band ganz neu gefunden hat. Und selbstverständlich auch, daß durch die äußeren Umstände das mit Abstand ehrlichste, persönlichste, abwechslungsreichste und zweifelsohne beste Album entstanden ist.

Kommt bekannt vor? Alles nur blabla? Teils ja, teils nein. Papa "Cut my life into pieces" Roach wählten von Oktober 2005 bis Februar 2006 einen altehrwürdigen Kasten namens Paramour Mansion als Unterschlupf. Dort, wo die einstige Hausherrin im Garten begraben liegt und irgendwann mal eine Mädchenschule und ein Kloster beherbergt waren, werden heutzutage Horrorfilme gedreht und Platten aufgenommen. Spuken soll es dort auch. So das Infoblättchen.

Bei Papa Roach geht aber auch auf Album Nummer fünf alles mit rechten Dingen zu. Ohne Hokuspokus und sonstige Umwege steigen die Herrschaften mit jeder Menge Schmackes in "The Paramour sessions" ein. "... to be loved", "Alive (n' out of control)" und "Crash" gehen als flotter Dreier so dermaßen auf die Zwölf, wie man es von allen, aber sicherlich nicht Papa Roach erwartet hätte. Knallharte Metal-Passagen für die Mattenschwingerfraktion treffen auf Refrains und Melodien für Millionen. Geht nach vorne, muß definitiv laut gehört werden und macht Laune. Und erfreulicherweise werden die lyrischen Ergüsse von Frontmann Jacoby Shaddix nach anfänglichem "Listen up! / Turn it up and rock it out! / Party on! / I want to hear you scream & shout!" weniger banal.

Papa Roach zeigen sich spielfreudig wie lange nicht mehr und tummeln sich jenseits der damaligen New-Metal-Grenzen. "Forever" beginnt Depeche-Mode-like und endet als das, was heutzutage vermutlich als Emo-Ballade durchgehen würde, während "I devise my own demise" als astreine 80s-Stadionrockhymne fungiert. Ähnlich knackig und saitenlastig: "No more secrets". "The fire" besticht durch einen äußerst lässigen Rhythmus nebst entzückendem Refrain. Insgesamt hätte es ruhig hier und da noch etwas härter zur Sache gehen dürfen. Dann wäre die Masche vollends aufgegangen. Für eine positive Überraschung hat es dennoch gereicht.

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • ... to be loved
  • Alive (n' out of control)
  • Crash
  • The fire

Tracklist

  1. ... to be loved
  2. Alive (n' out of control)
  3. Crash
  4. The world around you
  5. Forever
  6. I devise my own demise
  7. Time is running out
  8. What do you do?
  9. My heart is a fist
  10. No more secrets
  11. Reckless
  12. The fire
  13. Roses on my grave
  14. Scars (live)
Gesamtspielzeit: 51:57 min

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