Scissor Sisters - Ta-dah
Polydor / UniversalVÖ: 15.09.2006
Disco inferno
Jake Shears, der ehemalige Go-Go-Boy mit dem Bee-Gee-Falsett und der Solarium-Dauerkarte, hatte da so einen seltsamen Traum: Er befand sich mit Paul McCartney in einem Zimmer. Der dozierte über das Liederschreiben, was so unfaßbar spannend und erleuchtend war, daß Shears sogar vergaß, seine Federboa zu füttern. Und dann sprach der geisterhaft erschienene Beatle: "It's the music that connects me to you!" Man darf annehmen, daß der Scissor-Sisters-Sänger daraufhin erst einmal verwirrt die Psycho-Coach-Couch anwärmte. Bis er schließlich die hervorragende und therapeutisch garantiert äußerst sinnvolle Idee hatte, das magische Erlebnis in einem Song zu verarbeiten - und darin die große Frage zu stellen: "Do we dream about each other at the same time?" Bei "Paul McCartney" pocht die Paranoia nicht nur dumpf in den Schläfen, sondern auch insistierend im Trommelfell, animierend auf dem Dancefloor und alarmierend an der Tür zum Seelensanatorium - bis endlich der erlösende Refrain öffnet. Auch Herzen.
Schon auf ihrem 2004er Debüt, schlicht "Scissor Sisters" benannt und im Vereinigten Königreich neunfach verplatint, hatten die New Yorker diesen verblüffenden Zaubertrick drauf: einerseits völlig neben der Spur zu sein. Andererseits aber sowas von präzise ihre eigene Karnevalshochburg zu errichten, daß man im Grunde nur noch ergeben fröhlich losprusten und in die Tröte pusten konnte, oder aber völlig verständnislos mit dem Kopf schütteln mußte. Und nun ist da dieses zweite Album und diese erste Singleauskopplung, die a) mit ihrem glitzernden Discokugelhagel der beste "Saturday Night Fever"-Soundtrack ist, der nie im Film zu hören war und b) mit ihrem aufgeputschten Party-Piano der beste Elton-John-Song ist, den Elton John nie...oh doch: Er hat. Und als verzückter väterlicher Freund der Scissor Sisters nicht nur Hand am Songwriting von "I don't feel like dancin'" und der charmanten Vaudeville-Nummer "Intermission" (Streicherarrangement: Van Dyke Parks) angelegt - sondern auch generös höchstpersönlich in die Tasten gegriffen.
Babydaddy gab zu Protokoll, der neue Longplayer sei so vielseitig wie ein guter Radiosender - und tatsächlich bringt "Ta-dah" weitaus mehr als formatiertes Standardprogramm zu Gehör: Da wären der Spielhöllen-Boogie "She's my man", die funky funkelnden "Lights" und mit "Land of a thousand words" sogar potentielle James-Bond-Filmmusik. "The other side" gönnt sich nicht nur die nötige Ruhe, sondern auch ein original Judy-Garland-Zitat. Und das Beste kommt phrasentreu zum Schluß: "Might tell you tonight", die mehr als geglückte Liebeslied-Premiere der Band. Brillant-dissonante Klavierstrophen, verkuppelt mit einem in Watte gepackten Refrain, dem ein Banjo zärtlich ins Ohr flüstert. Auch wieder so ein Traum. Kein seltsamer, sondern ein wunderschöner. Ansonsten muß man sich natürlich nichts vormachen: Die Scissor Sisters basteln Pop aus Plastik, Plüsch und Polyester. Aber hat man schonmal einen Magier-Umhang aus Baumwolle gesehen? Na eben.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I don't feel like dancin'
- Intermission
- Paul McCartney
- Might tell you tonight
Tracklist
- I don't feel like dancin'
- She's my man
- I can't decide
- Lights
- Land of a thousand words
- Intermission
- Kiss you off
- Ooh
- Paul McCartney
- The other side
- Might tell you tonight
- Everybody wants the same thing
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Armin
2007-04-11 20:39:50
Scissor Sisters | Endlich Live in Deutschland!
Nachdem „I Don’t Feel Like Dancin’“ und auch ihr Album „Ta-Dah“ Gold in Deutschland erreicht haben und die Chancen für ihren neuesten Streich „She’s My Man“ ebenfalls gut stehen, beehren uns die Scissor Sisters nun endlich live.
Ihre Deutschland-Tour starteten die Scissor Sisters gestern im rappelvollen Zenith in München.
Ob "I Don't Feel Like Dancin'" oder „Take Your Mama Out“ – in ihrer unfassbar energiegeladenen, schrillen Show ist Platz für alte, neue und zukünftige Hits. Und am Ende des Abends ist eines ganz sicher: ihr Publikum mitreißen können die Scissor Sisters hervorragend.
An folgenden Terminen kann man sich von den Live-Qualitäten von Ana Matronic, Jack Shears und den restlichen Scissor Sisters überzeugen.
SCISSOR SISTERS live:
11. April, Stuttgart, Theaterhaus (neue Location)
13. April, Köln, Palladium
14. April, Berlin, Columbiahalle
15. April, Hamburg, Docks (neue Location)
manuel
2007-03-17 09:24:30
Zumindest die Brit-Awards performance war anders als das Ping-Pong spiel ;)
http://www.youtube.com/watch?v=YBXPJ2w4GmY
gustav
2007-03-15 00:45:03
ok ich hatte ursprünglich eigentlich vor hinzuschreiben, dass ich mir vorstellen kann, dass auch das matrix pong ding nicht das erste seiner art ist. dennoch sind viele szenen 1 zu 1 kopiert aus dem matrixpong dingens und überhaupt weiß der normale zuschauer nix von japanischem theater und spricht der band dann innovation und sowas zu. schön isses nicht.
manuel
2007-03-14 19:39:24
Das ist doch lächerlich.
Die "Technik", die fürs neue Video verwendet wurde, nennt sich kuroko und ist eine traditionelle Art des japan. Puppenspiels. Somit ist auch der bekannte Ping-Pong Clip nicht "neu".
Die Scissor Sisters haben nie behauptet, dass es was neues/selbst entwickeltes ist, sondern es war nachzulesen, dass das Video in Japan gedreht wurde - und eben die kuroko technik verwendet wurde.
Bei den Brit-Awards 2007 performten sie ebenfalls mit dieser Technik - sah sehr geil aus (siehe youtube...)
qwertz
2007-03-14 19:39:02
hehe, du hast recht.
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