Apoptygma Berzerk - Welcome to Earth
TatraVÖ: 31.01.2000
Was lange währt...
...wird endlich gut? Fragt man sich unwillkürlich, wenn man das langerwartete dritte Album des norwegischen Electro-Projects Apoptygma Berzerk endlich in den Händen hält. Um die Antwort vorwegzunehmen, den grandiosen '96er Vorgänger "7" kann "Welcome to Earth" weder toppen noch kann es die von der Vorabsingle "Eclipse" hochgesteckten Erwartungen vollends erfüllen. Aber sind wir erstmal froh, daß Mastermind Stephan Groth, nach einer Reihe von gelungenen Maxi-CDs, einer "Best Of" der alten Werke und einem katastrophal schlechten Live-Album jetzt wider erwarten doch noch ein komplettes Berzerk-Album abgeliefert hat.
Etwa die Hälfte der neuen Lieder sind potentielle Clubhits, typische, tanzbare APB-Stücke, unter anderem die bereits von Singles bekannten "Eclipse" und "Paranoia". Denen steht z.B. das neue "Starsign" in nichts nach. Herausragend ist "Kathy's song", der glücklicherweise zur nächsten Single erkoren wurde und dafür unter anderem von VNV Nation remixt wird. Von einer groovigen Bassline angetrieben marschiert das Stück voran, um schliesslich nach einem fast psychedelisch zu nennenden sphährischen Mittelteil etwas ruhiger auszuklingen. Ein in Zukunft unverzichtbares Stück für die Playlist eines jeden DJs, der elektronische Musik auflegt, sei es in einem House- oder Wave-Club. Nach "Nothing else matters" von der "Paranoia"-Single versucht sich Stephan ein weiteres Mal an einem Song von Metallica, diesmal "Fade to black". Überraschend weit bewegt er sich vom Original weg und verwandelt das Stück in einen weiteren Tanzflächenfüller.
Leider, leider muß man bei einem Großteil der restlichen Stücke Attribute wie "Lückenfüller" und "langweilig" verwenden. Zum Teil handelt es sich um uninspiriert vor sich hinplätschernde Balladen wie das 7-minütige "Moment of tranquility", das sich zieht wie ein Kaugummi oder um schräg-mißlungene Experimentalstücke wie "64K", das trotz der Verwendung eines echten Commodore C64 als Synthesizer nicht überzeugen kann. Ein versteckter Track versöhnt einen aber in dieser Hinsicht wieder und zeigt, daß Stephan Groth durchaus weiss, wie man mit einem C64 gute Musik macht. Beim offiziellen, groß auf der CD-Hülle angekündigten Bonustrack (limitierte WOM- und AMM-Versionen) handelt es sich leider "nur" um einen weiteren Remix von "Eclipse". Schade.
Alles in allem ist "Welcome to Earth" durchaus ein empfehlenswertes Album geworden. Im Gegensatz zum kompakten, am Stück konsumierbaren Vorgänger "7" wirkt es teilweise ein wenig zusamengewürfelt und länger, als es nötig wäre und erinnert deswegen mehr an das Debut "Soli deo gloria". Wenn man "Eclipse" und "Paranoia" noch nicht als Maxi-CD hat, kann man bedenkenlos zugreifen, ansonsten schadet probehören nicht.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Eclipse
- Kathy's song
- Paranoia
Tracklist
- Everything we know is wrong
- Starsign
- Eclipse
- Help me!
- Kathy's song
- Untitled 3
- Moment of tranquility
- Fade to black
- 64K
- Paranoia
- Soultaker
- LNDP3
- Time to move on
- Eclipse (Remix)
Referenzen
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