Seafood - Paper crown king
Cooking Vinyl / IndigoVÖ: 01.09.2006
Lebensgeister
Der menschliche Körper besitzt etwas Magisches. Solange alles in geordneten Bahnen fließt, pocht und pumpt, ist man sich dessen kaum bewußt. Wenn er dann aber erkrankt, wird man sich schlagartig der eigenen Vergänglichkeit bewußt und ist fasziniert und angewidert zugleich - das stetige Aushusten von Schleim, das Japsen nach Luft, die fiebrigen Gedankengänge. Und dann liegt da diese Platte. David Line fordert einem zum Atmen auf und formuliert immer und immer wieder seine Freude, am Leben zu sein. Eine selbstverschuldete Sommergrippe ist natürlich nichts im Vergleich zu dem, was der Engländer die letzten zwei Jahre durchmachen mußte. Während der "As the cry flows"-Tour setzte Davids Lunge mehrere Male aus, nach dem siebten Kollaps verbrachte er eine Woche in einem deutschen Krankenhaus und war danach zehn Monate in Behandlung.
Mit einer stoischen Gelassenheit bringen Seafood nun ein Album heraus, was unaufgeregter nicht sein könnte. Andere klagen das Unglück, die Unsicherheit und Orientierungslosigkeit der postmodernen 00er Jahre an. Seafood geben sich beruhigter und versöhnlicher. Die Einsicht, daß es schwer genug ist, sein eigenes Leben und das zwischenmenschliche Gewirr zu entknoten, den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen Glück, Liebe, Gesundheit zu finden und zu bewahren, mag so gar nicht nach Rock'n'Roll klingen. Doch macht diese Reduzierung auf das Wesentliche Sinn. War "Surviving the quiet" noch eine kleine, schnaubende Kratzbürste, geben uns die vier Londoner auf "Paper crown king" einen anschmiegsamen Begleiter an die Hand. Dieser deutet an verschiedenen Stellen Abgründe, Laut/Leise-Prinzipien und Gitarrenverzehrungen an, besitzt insgesamt aber die Fähigkeit zu akzeptieren, daß die Welt ist, was sie ist.
"I will talk" fordert zum Zurücklehnen und Innehalten in einer medienbeschleunigten Zeit auf, in der Informationen in Echtzeit um den Planeten gejagt werden. "I just want you to realise what's going on / And this beautiful truth is here waiting / Waiting for you", wird da mit einer Stimme gefordert, die nur als eine Mischung aus James Maynard Keenan und Matt Berninger bezeichnet werden kann. Das lebensbejahende "Signal sparks" wäre unter Chris Martins Regie zu einer ähnlichen Pathos-Hymne wie "Fix you" geworden. Uns bleibt das wissende Lächeln und der jubelnde "Ohhhhooo"-Zusatz beim Hören des Mantras "Don't forget that you're living". Noiseausbrüche wie noch auf dem Debütalbum werden in "Times and tides" angedeutet. und man fragt sich was wohl Seachange mit dem Ende des Songs angestellt hätten. Nein, diese Songs wurden nicht unter Wasser aufgenommen. Seafood stehen nach zehn Jahren und fünf Studioalben mehr denn je auf dem Boden der Tatsachen. Durch die melancholischen Texte und Songstrukturen schimmert eine zweite verborgene Botschaft, welche nach Reife und Zuversicht klingt. Und nach gleichmäßigem Atmen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Signal sparks
- Between the noise
- Time and tides
Tracklist
- I will talk
- Signal sparks
- Between the noise
- Time and tides
- Last outpost
- Awkward ghost
- Disappear
- Little pieces
- Paper crown king
- How you gonna live without me?
Im Forum kommentieren
Armin
2007-01-11 13:30:55
SEAFOOD
In den letzten Jahren mussten krankheitsbedingt immer wieder Touren und Konzerte der Briten um Sänger David Line abgesagt werden. Nach Veröffentlichung ihres Albums „Paper Crown King“ im letzten Herbst ist die Band jetzt aber fit und wartet ungeduldig darauf, im Van quer durch Deutschland, Österreich und die Schweiz zu fahren und ihre Fans in den Sog ihrer neuen Songs zu ziehen...
08.02.07 Hamburg, Astra Stube
10.02.07 Berlin, Silverwings
11.02.07 Jena, Cafe Wagner
12.02.07 A- Wien, B72
13.02.07 München, Sunny Red
14.02.07 Stuttgart, Schocken
15.02.07 CH -Düdingen, Bad Bonn
16.02.07 CH -Will, Remise
17.02.07 CH -Luzern, Boa
(Mikrokultur, www.mikrokultur.de)
www.seafood.uk.com
dandi
2006-09-04 12:11:54
hey geht doch .100 punkte
Strombuli
2006-09-04 02:50:42
hättest du überhaupt eine gestellt wäre es wohl eine rethorische gewesen..
schon gut, möglich wäre noch zu erwähnen, dass das Album auf jeden Fall besser ist als die letzte Coldplay. Ansonsten seltsame Referenzen in der PT-Rezi..U2 ist tief, Interpol etwas hoch gegriffen aber ok ...die Foo Fighters, My Vitriol oder Serafin höre ich da aber nirgends
schön sanfte Atmospähre und fast ein wenig zu harmonischer Gesang, Signal sparks mein Highlight
eine Offenbarung nicht unbedingt, aber ich wollte noch nen vernünftigen Thread aufmachen, bei all den schönster-, und längster-.. Threads vorhin
dandi
2006-09-04 02:33:06
du hast ein fehler erkannt :)
trotzdem beantwortet das meine frage nicht
Strombuli
2006-09-04 02:29:09
ich frag mich ob es überhaupt möglich ist threadt richtig zu schreiben
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