Mando Diao - Ode to Ochrasy

EMI
VÖ: 25.08.2006
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Is this it?

Nichts in der Welt hätten wir uns lieber gewünscht, als eine Generalüberholung der altbackenen Werte des Rock'n'Roll. Es ist zum traurigen Lustspiel geworden, Mick Jagger beim Tröpfeln ins Mikro zuzuschauen, Jimmy Page langsamer als seinen Schatten ziehen zu sehen und Steven Tyler, den lebenden Klappstuhl auf zwei Beinen, irgendwo hinter seinen Tränensäcken zu vermuten. Doch siehe da: Männer Jahrgang 1943-1949 konnten auch anders. Und zwar gezielt zeugen. Die Erben der Erben. Laut rufen wir: "Der Rock'n'Roll ist tot. Es lebe der Rock'n'Roll."

Ein weiteres Mal lugen wir nach Schweden. Zu den Heilsbringern der gitarrenlastigen Popmusik. Mando Diao veröffentlichen ihr drittes Studioalbum. Sicher sind wir: Wenn wir den hitzköpfigen Schweden eines nicht verzeihen könnten, dann die Abkehr vom großen Maul zum gespitzten Mund. Das Einziehen des riesigen Genitals und die Bekennung zum geplätscherten Allerlei. Sehr geehrte Damen und Herren, machen Sie sich frei! Lassen Sie sich ein! Mando Diao machen sich ein weiteres Mal daran, die "größte Band der Welt" sein zu wollen.

Und ihr Schaffensfeld setzt diesmal genau dort an, wo man es am wenigsten vermutet hätte: im Stillen. Ihr drittes Werk, das die Zusammenarbeit mit Produzent Björn Olsson (The Soundtrack Of Our Lives) zerbersten ließ, hebt sehnsüchtige Orgeln in den Vordergrund, setzt melancholische Gedanken in Szene und scheut sich nicht vor Trompeten und Bläserromantik. Gustaf Norén und Björn Dixgård schreien sich ihre Mandeln aus der Kehle und winseln wie streunende Straßenköter. Raffinesse übertrumpft ungestümes Klampfen, gespitzte Harmonien ersetzen motivierten Singsang.

Wild gestikuliert der Gassenhauer "Killer Kaczynski", "Josephine" balanciert zwischen Kitsch und Gänsehaut, während "The new boy" die beste Ballade der Rolling Stones ist, die sie niemals schreiben wollten. Die umfassende, fast größenwahnsinnige und ebenso herzliche Umarmung namens "Ochrasy" läßt zum Finale schließlich die Größe der Band erahnen. "Ode to Ochrasy" hat viel zu bieten und bleibt doch auf halber Strecke mit trockenem Gaumen am Gartenzaun hängen. Belanglose Rumpeleien wie "You don't understand me" suchte man auf den Vorgängern "Bring 'em in" und "Hurricane bar" vergeblich, "Tony Zoulias" bolzt die Räudigkeit eines Kindergeburtstages auf die Setliste, und das Selbstzitat "Long before rock 'n roll" geht als Single in die übernächste Runde.

Mando Diao erfinden flotte Geschichten, berichten von gesellschaftlichen Underdogs. Sie testen sich als Märchenerzähler, versuchen sich am Kopfkino und malen große Luftschlösser. Sie fühlen sich wohl auf dem Rockolymp und sind zurecht dort. Und dennoch versteckt sich "Ode to Ochrasy" nicht nur hinter den großen Vorbildern, die aus dem Mando-Diao-Sound niemals wegzudenken sind, sondern muß sich auch damit zufrieden geben, ganz knapp den Kürzesten ihrer Veröffentlichungen gezogen zu haben. Der Mief ist raus, die Wut verflogen, der Saft gegärt. Und während wir noch immer auf den großen Bruder des "Sheepdog" warten, so hat er diesmal immerhin sein Bein gehoben.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Killer Kaczynski
  • The wildfire
  • Amsterdam
  • The new boy
  • Ochrasy

Tracklist

  1. Welcome home Luc Robitaille
  2. Killer Kaczynyski
  3. Long before rock'n roll
  4. The wildfire
  5. You don't understand me
  6. Tony Zoulias
  7. Amsterdam
  8. TV and me
  9. Josephine
  10. The new boy
  11. Morning paper dirt
  12. Good morning Herr Horst
  13. Song for Aberdeen
  14. Ochrasy
Gesamtspielzeit: 46:19 min

Im Forum kommentieren

Buttondrücker

2012-10-09 12:31:14

Gefällt mir

Tuschi

2009-07-23 20:05:04

Mando Diao spielen gerade bei GZSZ. Ahahaha.

Eurodance Commando

2009-07-19 19:49:41

Ich glaube, er wollte damit sagen, dass er sich meinem Urteil anschliesst!

smerpiseeri

2009-07-19 19:38:27

how to send free text to UK?

Eurodance Commando

2009-05-05 23:33:39

1. Welcome home Luc Robitaille 9/10
2. Killer Kaczynyski 9/10
3. Long before rock'n roll 7/10 an sich ein guter Song, klingt leider so ziemlich nach den "Hurricane Bar"-Lieder
4. The wildfire 6/10 Refrain gut, Strophen gähn
5. You don't understand me 4/10 langweiliger Song. Wieso ist sowas auf dem Album?
6. Tony Zoulias 7,5/10
7. Amsterdam 5,5/10
8. TV and me 4/10
9. Josephine 6,5/10
10. The new boy 6/10 leider etwas sehr schmalzig
11. Morning paper dirt 7,5/10
12. Good morning Herr Horst 6,5/10 hier wäre mehr drin gewesen.
13. Song for Aberdeen 4/10
14. Ochrasy 4/10 nette Idee mit dem Akkustik-Song am Ende, aber bitte nicht , wenn er so langweilig ist ...

Fazit:
rechnerisch 6/10
gefühlt 6/10

Mittelmäßiges Album. Ein paar tolle Songs sind drauf, aber zum einen empfinde ich es als negativ, dass im Vergleich zum Vorgängeralbum keine Entwicklung stattfand und zum anderen, dass das Album keine Grower-Qualitäten hat. Wenn meine Exfreundin mal ein Album bei Ebay verscherbeln will, dann spricht das schon Bände.
"Hurricane Bar" ist mMn ihr mit Abstand bestes Album (9/10)

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