Pete Yorn - Nightcrawler

Red Ink / Rough Trade
VÖ: 25.08.2006
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Zeit zum Gähnen

Wo Gott noch sieben Tage brauchte, um die Welt zu erschaffen, reicht Pete Yorn ein einziger Tag, um sie zu erleben. Von morgens früh bis abends spät hat er sie vertont, dafür drei Alben gebraucht und im Laufe der Zeit eine Menge gelernt. Zum Beispiel, daß der Vergleich mit Gott manchmal etwas voreilig gezogen wird. Yorn wurde nämlich schon öfter mit höheren Mächten verglichen, zumindest immer mit dem Pantheon der Songwritergrößen. Bob Dylan und Bruce Springsteen schienen kaum groß genug, um dem Potential des jungen Herren aus New Jersey gerecht zu werden. Dies alles erschien der musikbeschreibenden Zunft nötig, um "Musicforthemorningafter" zu erklären. Yorns Debüt wurde als Fingerzeig ins neue Jahrtausend gesehen: Gemeinsam mit Ryan Adams wurde die Wiederauferstehung des Mann-mit-Gitarre-Motiv bewundert.

Nachdem er uns aber am Morgen noch großartig unterhalten hatte, haben wir mit ihm und "Day I forgot" erlebt, den man glatt vergessen konnte. Und so steht nun, bevor wir uns mit ihm in die Nacht begeben, übergroß die Frage im Raum: Quo vadis? Der gute Wille ist noch da; man weiß schließlich, was der Herr zu leisten im Stande ist. Doch die Nacht wird lang und langweilig: Man erkennt es nicht unbedingt nach dem ersten Song, weiß es aber ganz sicher, wenn die knapp 52 Minuten vorbei sind. "Vampire" kommt noch mit spannungsreichem Aufbau und hoher Eingängigkeit daher; es zitiert den Yorn der frühen Stunden und ruft den Charme ins Gedächtnis, mit der der Schönling die Herzen zerbricht. Doch dem gelungenen Auftakt folgen Langweiler wie "Undercover", und bei "The man" fürchtet man dann endgültig, daß Yorn mit der Nase im Bierglas singt: Lallend und labrig kommt er daher - ohne Muße und Verstand.

Zweieinhalb Jahre hat Yorn sich selbst gegeben, um Inspiration zu finden und das Songwriting auf Vordermann zu bringen. Zweieinhalb Jahre, die man der Musik nicht anhört. Das Schema 'Pete' lautet Midtempo-Nummer auf Midtempo-Nummer. Ein smartes Gedöhnse, das niemandem weh tut und das so radiotauglich ist, daß man am CD-Player den Sender zu wechseln versucht. Auch die Hilfe von außen tut keine Wirkung: Ob Dave Grohl oder die Dixie Chicks, Yorn bleibt Yorn bleibt Yorn. Und dann - man hatte alle Hoffnung längst aufgegeben - plötzlich der Aufbruch zu neuen Ufern: "Georgie boy" pluckert elektronisch, verändert den Rythmus ruckartig und ist mit Sicherheit das Letzte, was man auf dieser Platte erwartet hätte. Doch der Versuch, gegen den Strom zu schwimmen, scheitert: Auch dieser Song säuft ab, so daß "Bandstand in the sky" dann ganz unverdient als Balsam empfunden werden darf. Hoffen wir, daß auch auf diese Nacht ein neuer Morgen folgt.

(Thorsten Thiel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Vampire
  • Policies

Tracklist

  1. Vampire
  2. For us
  3. Undercover
  4. Policies
  5. The man
  6. Maybe I'm right
  7. Same thing
  8. Alive
  9. Splendid isolation
  10. Broken bottle
  11. How do you go on
  12. Ice age
  13. Georgie boy
  14. Bandstand in the sky
Gesamtspielzeit: 51:40 min

Im Forum kommentieren

Jepp

2013-10-03 12:12:44

Schade nur, dass ihn in der PT-Redaktion offenbar niemand leiden kann. Die Bewertungen sind ein Hohn. Natürlich war "Musicforthemorningafter" sein Meisterwerk und unerreicht, aber die beiden Nachfolger sind keinesfalls so schlecht, wie sie hier gemacht wurden.

Fifty F

2013-10-02 18:36:39

Geile Platte... Undercover = Wahnsinn.

The Pusher

2013-10-02 16:49:25

*push*

Paul Paul

2006-08-10 16:15:43

Habe Promo heute bekommen, klingt im ersten Moment besser als "Day I Forgot", dennoch viel schlechter als "musicforthemorningafter".

Armin

2006-07-27 21:35:01

Trio. Der Abschluss einer "musikalischen Triologie", so beschreibt Pete Yorn sein neues Album "Nightcrawler" (Red Ink / Rough Trade / 25.08.2006). Seit dem Erscheinen des Vorgängers und zweiten Teils "Day I Forgot" - Teil 1 ist das 2001 erschienene Album "Musicforthemorningafter" - sind zweieinhalb Jahre vergangen in denen Pete Yorn intensiv an den neuen Stücken gearbeitet hat. Das Resultat ist ein hochwertig produziertes und kompositorisch ausgefeiltes Werk mit einigen erstaunlichen Gästen: Keyboard Legende Leon Russel, die Dixie Chicks und Dave Grohl. Pete Yorn lässt mit diesem Album keinen Zweifel daran, dass er einer der wichtigsten Singer / Songwriter dieser Zeit ist.
Ein besonderes Schmankerl gibt es im Online Bereich. Von der momentan laufenden US - Tour wird wöchentlich ein neues Video bereitgestellt. www.peteyorn.com

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