Utah Saints - Two

Echo / Roadrunner
VÖ: 05.02.2001
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Magenverstimmung im Gemischtwarenladen

Manchmal steht man auf Parties herum und nimmt zunächst die musikalische Untermalung nur peripher wahr. Da ist zwar ein Gemisch aus Tönen, das sich eventuell zu tonalen Zusammenhängen zusammensetzt, doch wirklich präsent ist die Angelegenheit nicht. Halb benommen von allerlei bewußtseinserweiternden Substanzen stubst man dann zu fortgeschrittener Stunde den einen oder anderen Gastgeber zaghaft an und fragt nach: \"Was eigentlich hören wir hier den ganzen Abend? Normalerweise\", holt man umständlich aus, \"normalerweise höre ich ja nur was mit Gitarren, aber das hier, das groovt doch ganz ordentlich.\" Der Gitarrenrock-Jünger im Dance-Paradies, eine Grenzerfahrung.

Das angesprochene Gegenüber schaut einen dann ein wenig verächtlich an und rückt die stylische Brille an den noch immer nicht rechten, aber doch veränderten Platz. Was dann folgt, ist eine Belehrung über die Eigenheiten der Bleeps und Klonks. \"Big Beat, Drum\'n\'Bass, House - Du weißt schon\", augenzwinkert die Alkoholfahne vor einem. So mag es Menschen ergehen, die mit einem Bier in der einen und einer Kippe in der anderen eigentlich so was wie Jimmy Eat World hören wollen, leider aber den ganzen Abend mit Dance-Klängen beschallt werden und in den Hörfängen der britischen Utah Saints gefangen werden.

Gefällig ist das Ganze, ja, auch tanzbar bei dem einen oder anderen Stück, aber letztlich doch nur der Versuch zweier Menschen, in den Tiefen der Musikgeschichte zu forschen und einen bunten Mix des im kurzen Leben gehörten Musikrepertoires zu liefern. Irgendwo zwischen Totalausfall, Heim-Orgel, Computer-Anfängerkurs samt Einweisung in die Sphären des Musikprogramms für 99 DM aus dem Einkaufssender versuchen sich Tim Garbutt und Jez Willis, alles auf einmal zu machen und dabei nichts wirklich konsequent zu Ende zu denken. Nach dem ersten Hören läßt man sich entmutigt in das Sofa sinken und gibt der Scheibe eine zweite Chance, um eventuelle Nuancen zu entdecken, die das ganze doch noch zu einem verkannten Meisterwerk werden lassen könnten.

Doch leider stellt sich schon beim nächsten kompletten Durchlauf eine lähmende Übelkeit ein, die so schnell nicht mehr verschwinden mag. Da hilft es leider auch nicht, daß mit Michael Stipe ein doch recht prominenter Musikmensch Pate gestanden hat - vielleicht war der Gute sehr verkatert und hat sich und seine geheimsten Phantasien einfach mal erbarmungslos ausgelebt. Allerlei Samples von Metallica, Chuck D oder von den Pretenders hübschen das Bild zwar ab und an auf, doch wird man das Gefühl nicht los, daß hier Tausende von Ideen zu einem einzigen Flop vermengt wurden. Einzig auf Parties, wo man in irgendeiner Form allen musikalisch gerecht werden will, kann man die Utah Saints nach dem fünften Bier so langsam ertragen. Vielleicht wippt dann ja auch mal ein Fuß rhythmisch mit - und sei es nur, um nicht langsam einzuschlafen. Gute Nacht.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Massive

Tracklist

  1. Sun
  2. Power to the beats
  3. Love song
  4. Lost vagueness
  5. Punk club
  6. Funky music sho nuff turns me on
  7. Massive
  8. Rhinoceros
  9. Morning sun
  10. Sick
  11. B777
  12. Techknowledgy
  13. Three simple words
  14. Wiggedy wack
Gesamtspielzeit: 59:17 min

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