Xavier Rudd - Food in the belly

Anti / SPV
VÖ: 11.08.2006
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Bauchlandung

Neulich mal wieder bei Oma am Küchentisch gesessen und die Nase gerümpft? Über einen unschuldig geblümten Porzellanteller etwa, der die Last einer vermeintlich hausmannsköstlichen Zumutung zu tragen hatte. Vernelkten Rotkohl beispielsweise, Kaugummikonsistenz-Klöße oder Schweinebraten mit blinddarmgroßer Fettschwarte. In Zukunft sollte man sich zu jedem kulinarischen Horrorfilm bloß vier Wörter als Untertitel denken: "Food in the belly". So heißt das bereits sechste Album des Südostküsten-Australiers Xavier Rudd. Der blonde Zottelkopf übt sich in Bescheidenheit, erfreut sich am kleinen Glück des gefüllten Magens und vertont in vierzehn Häppchen seine Dankbarkeit.

Nicht nur der brutzelnden Großmutter gegenüber sollte man sich ein bißchen dankbarer zeigen, auch die Fürsorge von Mutter Erde wird viel zu wenig gewürdigt. Findet Naturbursche Rudd, stellt sich freiwillig als relaxter Anwalt zur Verfügung und hat mit "The mother", einem deftigen Hammond-Orgel-Reggae, auch gleich ein passendes Plädoyer parat. Ach ja: Begeisterter Wellenreiter ist der Typ auch. Wer nun darauf wettet, in seiner Biografie dem Namen Jack Johnson zu begegnen, irrt jedoch: Xavier Rudd ist kein weiterer musizierender Surfkumpel aus der Brushfire-Posse, wohl aber sowas wie die Down-Under-Version von Johnson - mit einem ausgeprägten Faible für traditionelle australische Musik.

Auch wenn seine Songs bei weitem nicht so elaboriert-geschmeidig ins Ohr surfen wie die des hawaiianischen Kollegen, in punkto exotischer Instrumentierung kann man auf Xavier Rudd schon so einiges setzen: Da wären die Tuba-Banjo-Kollaboration von "Connie's song", das obligatorische Didgeridoo, lustige Fußrassel-Percussion und zahlreiche abenteuerliche Klangkörper, deren Namen man sich ohnehin nicht behalten kann. Alles in allem klingt das ungefähr so, als hätte der Zottelkopf ein paar Flip-Flop-Freunde ums Lagerfeuer geschart und zuvor schmunzelnd darauf hingewiesen, daß sich jeder nach Belieben im Instrumentenschuppen bedienen und mit einstimmen dürfe.

Klar, daß das Album analog aufgenommen und komplett live eingespielt wurde. Dies ist nur leider nicht immer von Vorteil: Schon der Schluß von "Let me be" - eigentlich ein recht possierlich hopsendes Singalong-Liedchen - versucht durch leicht bekiffte Gesangs-Improvisation, auch die Nervenstränge des Hörers zu einem exotischen Saiteninstrument umzufunktionieren. "The letter" steht dem monoton monologisierend in nichts nach, und der unkoordinierte Kinderchor von "Generation fade" gerät ebenfalls kaum schmackhafter als eine vermeintlich hausmannsköstliche Zumutung. Immerhin könnte man das verstimmte Klavier von "September 24, 1999" ziemlich charmant finden. Und "Messages" ist so ein Folk-Perlchen, das Paul Simon auch nicht besser hinbekommen hätte. Das restliche Dutzend braucht allerdings dringend noch einen Nachschlag. Damit es groß und stark wird.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Messages

Tracklist

  1. Let me be
  2. The letter
  3. Messages
  4. Pockets of peace
  5. Energy song
  6. Fortune teller
  7. The mother
  8. Food on the belly
  9. My missing
  10. Mana
  11. Connie's song
  12. Famine
  13. Generation fade
  14. September 24, 1999
Gesamtspielzeit: 51:51 min

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