
New York Dolls - One day it will please us to remember even this
Roadrunner / UniversalVÖ: 28.07.2006
Auch das noch
Soviel Begeisterung hätte man Morrissey gar nicht zugetraut. Daß er in seiner Jugend einmal Vorsitzender des Fanclubs der New York Dolls war, hielt mancher schon für eine vergessene Fußnote. Aber dann trug man dem Mozzer das Kuratorium des Londoner Meltdown-Festivals an. Und schon motivierte er die in Teilen ergraute oder verstorbene Band zu einer schlagzeilenträchtigen Reunion. Ein echter Liebesdienst.
Im Zusammenhang mit den New York Dolls sollte es allerdings nicht wirklich um graumelierte Engländer in Maßanzügen gehen. Weder damals noch heute hatte derlei viel mit dem abgerissenen Chic von David Johansen und Sylvain Sylvain zu tun. Schon Anfang der Siebziger schmissen sich die New York Dolls eher in ziemlich fiese Fummel, um mit entsprechend derangiertem Glamrock den Weg für die Ramones und all die anderen Punkrocker zu bereiten. Kratzige Riffs und noch kratzigerer Gesang sorgte mitsamt Songs wie "Personality crisis", "Looking for a kiss" oder "Bad girl" für dreckigen Spaß. Und alle schüttelten sich: entweder im Takt des sleazigen Rock'n'Rolls oder vor aufrichtiger Verstörung.
Wer dann aber dem kaum für möglich gehaltenen Comeback-Album lauscht, dürfte kaum noch an schmierigen Schmutz denken. Zwar schütteln sich die New York Dolls anno 2006 ihren Glampunk munter aus den Knochen, aber wenn man schon in den Linernotes etwas von "Pro Tools" liest, fühlt man sich schnell bestätigt. Ähnlich wie bei Billy Idols durchwachsenem "Devil's playground" letztes Jahr verhindert unnötige Politur oftmals beinahe jedwedes Eigenleben der Songs. Was als bierseliger Rumpler gemeint sein könnte, schmeckt wie mit Spülwasser gestreckt. Kann sich jemand beispielsweise die Stooges mit Meat Loaf im Studio vorstellen? Eben.
Dabei pustet "We're all in love" gleich am Anfang mit seiner Mundharmonika schmissige Harmonie ins Leben. Die Single "Dance like a monkey" gönnt sich einen möglichst dschungeligen Groove, über den sich auch Adam Ant gefreut hätte. Iggy Pop grölt im brunftigen Getrümmer "Gimme luv and turn on the light" ebenso mit wie Tom Gabel (Against Me!) bei "Punishing world". Das knallt alles ganz gut. Sogar Michael Stipe quetscht sich für das aufgedunsene Westentaschendrama "Dancing on the lip of a volcano" ein paar Zeilen aus dem Hals. Und dann rumpeln die meisten anderen Songs doch nur ähnlich gesichtsalt durch die Gegend wie Sänger Johansen. Im Gähner "Plenty of music" klappern ausgerechnet Kastagnetten. "Maimed hapiness" läßt gar ein Saxophon sülzen. Und der schlaffe Boogie "Rainbow store" wäre eher etwas für die Schnarchnasen von Status Quo.
Mit dem überdrehten Geschrammel von einst hat dieses dritte Album, das schlappe 32 Jahre nach dem Zweitling erscheint, also nicht mehr viel gemein. Statt an die legendären Original-Dolls fühlt man sich eher an die damaligen Rolling Stones erinnert. Ohne deren Songs, ohne deren Druck. Ein Herr namens Campino sangt einst im Toten-Hosen-Schlager "Das Wort zum Sonntag": "Solange Johnny Thunders lebt / Solange bleib ich ein Punk." Thunders ist tot. Und allzuviel Leben steckt auch in seiner ehemaligen Band nicht mehr wirklich. You can't put your arms around a memory.
Highlights & Tracklist
Highlights
- We're all in love
- Dance like a monkey
Tracklist
- We're all in love
- Runnin' around
- Plenty of music
- Dance like a monkey
- Punishing world
- Maimed happiness
- Fishnets and cigarettes
- Gotta get away from Tommy
- Dancing on the lip of a volcano
- I ain't got nothing
- Rainbow store
- Gimme luv and turn on the light
- Take a good look at my good looks
Im Forum kommentieren
oldschool
2025-03-03 10:19:16
https://www.spiegel.de/kultur/tv/david-johansen-new-york-dolls-saenger-im-alter-von-57-jahren-gestorben-a-2aa5ea0d-3520-40ee-a548-b67ce97e9f76
RIP!
sonic the hedgehog
2008-03-20 17:53:25
Ich hab jetzt das Debüt von denen, das ist ganz in Ordnung.
Oliver Ding
2006-07-29 15:32:59
Wenn ich mir Armins Beitragsflut so angucke, habe ich fast das Gefühl, daß sich niemand mehr für die alten Herren interessiert. Ob's daran liegt, daß sie die Fummel eingemottet haben?
Armin
2006-07-29 15:15:05
NEW YORK DOLLS – OUT NOW
„One Day It Will Please Us To Remember Even This“ markiert die triumphale Rückkehr der New York Dolls nach dem 1974-er Release „Too Much Too Soon“. Es gibt 13 neue Tracks zu hören, darunter die erste Single „Dance Like A Monkey“ und Gastauftritte von Michael Stipe („Dancing On The Lip Of A Volcano“), Iggy Pop („Gimme Luv and Turn On the Light"), Tom Gabel von Against Me! („Punishing World"), und dem Helden der Dolls, Bo Diddley, auf „17".
Die limiterite Erstauflage des sehnlichst erwarteten Albums wird eine 45-minütige „Making-Of“ DVD sowie den Bonus Track „17“ enthalten. Die DVD, aufgenommen und zusammengestellt von Walker Lamond, enthält lustige und aufschlussreiche, sehr ehrliche Studiomomente mit den Gründungsmitgliedern David Johansen, Sylvain Sylvain und dem Rest der Band, sowie Material von Gastmusikern und dem legendären Produzenten Jack Douglas (John Lennon, Aerosmith).
Wer einen kleinen Kaufanreiz benötigt, der kann sich „Take A Good Look At My Good Looks“ und „Dance Like A Monkey“ unter http://www.roadrunnerrecords.de/artists/NewYorkDolls anhören
Armin
2006-07-22 13:25:27
NEW YORK DOLLS - VIDEO ONLINE
Seit heute ist das Video zum Song "Dance Like A Monkey" des Come Back Albums der New York Dolls "One Day It Will Please Us Even This" online. Im Zeichentrickstil gehalten ist das Videos allen Fans und denen die es noch werden wollen wärmstens zu empfehlen. http://www.roadrunnerrecords.de/video/
New York Dolls "One Day It Will Please Us To Remember Even This" - 28. Juli 2006
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