The Hot Puppies - Under the crooked moon

Fierce Panda / Cargo
VÖ: 28.07.2006

Durchlöchert

Manche Leute, die mal mehr, mal weniger Interesse an Technik haben, schnappen sich einfach einen Bohrer, setzen an und treffen. Öl im Boden etwa, oder die Stromleitung in der Wand. Den Geschmack des Publikums zur jeweiligen Zeit oder aber die Nerven eines Zahns. Je nach Bohrfund ist die Freude dann eben mehr oder weniger groß.

Keine Frage, der Bohrer, den die Hot Puppies ansetzen, ist groß. Hier wird durch mehrere Schichten Indie-Pop gebohrt, auf der Suche nach dem kritikerbegeisternden Song. Alles, was in den letzten Jahren bodenständigen, geheimnisvoll klingenden Rock gemacht hat, wird hier in den kreisenden Klängen verdichtet. Unweigerlich fühlt man sich an heißen Wüstensand eines billigen Westerns erinnert: Da klimpert das Klavier, es quietscht die Hammondorgel, die Gitarre zupft, und zu alledem bilden Becky Newman und Beth Gibson die Bardamen dieses Quintetts. Aber mit Country hat das nur am Rande zu tun, genauso wie es am Rande mit der Theatralik eines Nick Cave oder der Beliebigkeit des Gitarrenpops im Radio zu tun hat. Die Wechsel sind schnell, wo gerade noch Wehmut und Düsternis herrschte, weht jetzt Glückseligkeit durch Musik und Texte.

Dabei hält Becky Newman einen Ton nicht den Bruchteil einer Sekunde länger, als sie es für nötig hält. Von der Tonart ganz zu schweigen. Das kann man für ein Konzept halten, wirkt aber zum Teil eher unprofessionell, was zu dem Eindruck paßt, daß dieses Album alles andere als auf einer stringenten Idee fußt. Leider geht "Under the crooked moon" aber sogar der Charakter einer Singlesammlung ab, da Songs wie etwa "Heartbreak soup" als Single keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken würden. Die Idee, mal mit einer Sängerin im Blues-Indierock-Umfeld nach Öl zu bohren, ist ja eigentlich keine schlechte. Aber wenn dann nur der Bohrer quietscht, reift die Erkenntnis, daß man auch einfache handwerkliche Tätigkeiten erstmal können muß.

(Holger Schauer)