Leningrad Cowboys - Terzo mondo

Roadrunner
VÖ: 10.04.2000
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Weltweiter Wodka-Wahnsinn

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er, trägt er eine riesige Schmalzlocke und Pikes der Größe XXXL, dreizehn lustige Lieder davon singen. Die Leningrad Cowboys, dem geneigten Kinogänger aus dem Aki Kaurismäki-Kultfilm "Leningrad Cowboys go America" bekannt, haben sich auf eine solche Reise begeben. Unterwegs in ihren Lieblingsgefährten (Traktoren und Space Shuttles), mit ihren Lieblingsgetränken (Wodka und Bier) klapperten sie ihre Lieblingsorte ab, nahmen manche musikalische Inspiration mit und beglücken die Welt nun mit "Terzo mondo". Man könnte jetzt Konzeptalbum schreien, aber wer diese durchgeknallten Finnen kennt, weiß um ihre Programm gewordene Konzeptlosigkeit.

Begleiten wir die Cowboys zu ein paar ihrer Stationen. Die Single "Happy being miserable" steht für Jamaika und Jamaika steht bekanntlich für Reggae. Wenn die Cowboys diesen spielen, denkt man allerdings eher an Smash Mouth als an Bob Marley. Weiter geht's in die Türkei: "Let's go down to the Harem in Istanbul" lautet die Parole und diese schmeckt wie Tarkan on the rocks. In Frankreich schallen uns die von Serge Gainsbourg und Jane Birkin bekannten Klänge entgegen. Plötzlich erwacht der Verliebte und erkennt, "Je t'aime" war gestern, heute heißt es "I hate you". "Free the whiskey from the whiskey jar", fordern sie im Irland gewidmeten "Emerald Blues". Die bei diesem Freiheitskampf vergossene Flüssigkeit wird sicherlich kein Blut sein.

Die Presseinfo beschreibt diese Weltreise als "Rock'n'Roll-Extravaganza per excellence". Der Rezensent kann sich dem nur anschließen und erhebt den Bierkrug zum Gruße. Mit dem gewissen Pensum an Alkohol im Blut werden nämlich die als Reiseberichte getarnten Sauflieder gleich viel erträglicher. Auch wenn die geographische Zuordnung stets auch musikalisch nachvollziehbar ist, merkt man jedem Stück die wirkliche Herkunft an. Zwischen Mariachibläsern und Buschtrommeln versteckt sich immer wieder eine Balalaika. Daß diese immer klingt, als würde sie vom jungen Chuck Berry gespielt, geht ins Bein - ob der dazugehörige Fuß nun in halbmeterlangen Stiefeln steckt oder nicht. Irgendwie muß man diese spinnerten Finnen mögen. Eins darf man allerdings nicht tun: sie ernst nehmen. Dieser Stoff ist nämlich ausschließlich für feuchtfröhliche Parties bestimmt. Heute kein König, sondern die Leningrad Cowboys.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Happy being miserable (Jamaica)
  • Abu Dhabi (Arabia)
  • Emerald blues (Ireland)

Tracklist

  1. Mardi gras ska (New Orleans)
  2. Happy being miserable (Jamaica)
  3. Abu Dhabi (Arabia)
  4. Lumberjack lady (Siberia / Northern Taiga)
  5. Harem (Istanbul /World of sultans)
  6. Monkey groove (Africa / The jungle)
  7. Da da harasso (Russia)
  8. I hate you (France)
  9. La dulce vida (Spain)
  10. Bumberstick rock (North America)
  11. Nolo tengo (Mexico)
  12. Emerald blues (Ireland)
  13. There's something smiling down on me (A farewell song to all travellers)
Gesamtspielzeit: 43:27 min