Primal Scream - Riot city blues
Columbia / SonyVÖ: 26.05.2006
Rocks off!
Primal Scream sind ein Chamäleon. Die stilistische Konfusion gehört zu dieser Band wie die kleinen bunten Pillen, auf die Frontmann Bobbie Gillespie so abfährt. Es gibt Alben dieser Engländer, die den Verdacht nahelegen, daß sie ihrem Gitarristen fristlos gekündigt und dafür den Schlagzeuger an eine Computertastatur gefesselt haben. Mit "Screamadelica" sind die Jungs knapp vor der Madchester-Welle hergeritten, dem "Vanishing point" haben sie gleich den passenden Dub-Remix "Echo dek" hinterhergeschoben. "XTRMNTR" war ein kompromisloses und vor allem ziemlich schlaues Technogebräu, während vor vier Jahren auf "Evil heat" die Achtziger herumspukten. Und jetzt hätten wir beinahe "Give out but don't give up" nicht vergessen. Dabei kommt es genau darauf an.
Primal Scream sind nämlich eine Rockband. Genauer gesagt, eine britische Rockband. Das neue Album "Riot city blues" läßt keinen Zweifel an dieser These. Und eine echte britische Rockband verehrt entweder die eine oder die andere der ganz großen Rockbands von der Insel. Mit den Beatles aber haben Primal Scream nicht viel am Hut. Dafür umso mehr mit den Stones. "Exile on main street", "Beggar's banquet", "Sticky fingers" und auch "Their satanic majesties request" stehen wohl bei allen Primanern in den vorderen Reihen der Plattensammlung. Das hörte man noch nie so deutlich wie auf "Riot city blues" - nicht mal auf "Give out but don't give up".
Ein so hemmungslos rockendes Album mit dicken Countryblues-Anleihen, Killerriffing und Schnoddermelodien zum Abheben haben die Herren Jagger und Richards seit mindestens dreißig Jahren nicht mehr hinbekommen. Primal Scream hingegen ignorieren auf "Riot city blues" geflissentlich alles, was seitdem passiert ist. Heraus kommt ein Album, das sich zugegebenermaßen schon Mitte der Siebziger sicherlich den Vorwurf des Abkupferns hätte gefallen lassen müssen. Das Songwriting aber kommt einigen der Klassiker der gesichtsältesten Stadionrocker aller Zeiten sehr, sehr nahe. Schon die schwülstige Single "Country girl" geht mit den Vorbildern heftig auf Tuchfühlung, und "99th floor" schreitet noch unverhohlener zur Sache.
Trotzdem bleibt kein unangenehmer Nachgeschmack. "Riot city blues" ist eine Rockplatte für Kenner, die ein gut gesetztes Zitat erkennen und darüber schmunzeln können. Die zum Abgehen einen knackigen Groove, ein krachiges Riff, aber bloß keinen Hype oder gar eine musikalische Revolution brauchen. Letztere gibt es sowieso viel seltener, als uns die Marketingfuzzis der Plattenfirmen immer wieder verkaufen wollen. Richtig gute Rocksongs, die einfach nur Spaß machen, leider auch. Aber hier ist mal wieder eine gute Handvoll davon. Das sollte man zu schätzen wissen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Nitty gritty
- When the bomb drops
- The 99th floor
- We're gonna boogie
Tracklist
- Country girl
- Nitty gritty
- Suicide Sally Johnny guitar
- When the bomb drops
- Little death
- The 99th floor
- We're gonna boogie
- Dolls (sweet rock'n'roll)
- Hell's coming down
- Sometimes I feel so lonely
Im Forum kommentieren
afromme
2007-07-26 20:04:47
Derzeit bei amazon für 7,77 zu bekommen.
Bin mir aber nicht sicher, denn beim Durchhören kann ich mir irgendwie sehr gut vorstellen, dass die sich ganz schön abnutzt mit der Zeit.
Söze
2007-06-20 22:06:35
Man hat die sich abgenutzt. PS sollten bei ihren kirren Electrofûck bleiben.
Solange sie weiterhin nur alle 10 Jahre einen auf gehirnamputiert-geiler Retro-Blues-Rock machen finde ich das ganz ok so. Jedenfalls sind die Jungs wieder im Studio und gehen laut Bobby Gillespie soundmässig wieder in eine ganz andere Richtung als auf Riot City Blues. Zudem soll es diesen Sommer noch eine Live-DVD geben. Neues Album dann wohl erst 2008.
Loam Galligulla
2007-04-30 19:52:24
Man hat die sich abgenutzt. PS sollten bei ihren kirren Electrofûck bleiben.
Armin
2006-06-21 13:39:19
Werbung und Hinweis zugleich: Das Album gibt's diese Woche vorübergehend für unserem Partner CD WOW! für 9,99 EUR incl. Versand.
Peppel
2006-06-10 11:41:22
Bestes Album 2006. Bis jetzt.
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