Wolfmother - Wolfmother

Modular / Universal
VÖ: 02.06.2006
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Muttermilch

Wenn es nach Homer Simpson ginge, wäre gute Musik ja immer daran zu erkennen, daß sie einen zum Nicken bringt, weil man jede einzelne Note bejahen möchte. Es gibt allerdings auch Bands, bei denen ist es mit dem einfachen Kopfschütteln längst nicht mehr getan. Wolfmother zum Beispiel - da muß alles wackeln. Arme, Beine Haare. Kopf, Schulter, Knie und Fuß. Und diese Australier sind dabei gar nicht an umständlicher Tanzmusik interessiert. Sie wollen nur sich, uns und dem Rest der Welt die Ärsche aufreißen. Mit einer Platte, von der auch bei vollem Bewußtsein behauptet werden kann, daß es in den letzten 25 Jahren keine zweite wie sie gegeben hat.

Warum das so ist, liegt natürlich auf der Hand. Weil sie ziemlich bescheuert ausgesehen haben, schreckliche Poser waren und im fortgeschrittenen Alter kaum mehr ein Fettnäpfchen ausließen, wird heute gern unter den Teppich gekehrt, was für großartige Bands etwa Led Zeppelin, Black Sabbath oder gar die frühen Deep Purple waren. Wolfmother aber könnten sich nicht weniger drum scheren, wenn sie so dastehen, ihr Schlagzeug kaputt hauen, in effektvollen Gitarrenkreiseln absaufen und die idiotischsten Soli spielen, seit sich J Mascis seine Plauze angefuttert hat. Diese Band ist so weit weg vom Zeitgeist wie ein Mann mit Roberto-Baggio-Zöpfchen in Plateauschuhen. Oder, um das mal in der einen Sprache zu sagen, die auch Wolfmother in all ihrem Getöse noch verstehen: Classic Rock, motherfucker.

Und bitte - da soll uns jetzt niemand mit Ironie kommen. Die ist nun wirklich das letzte, was man gerade noch hören will. Diese Band ist seriös wie Derrick, verbissen wie zwei Rottweiler und hungrig wie Reiner Calmunds Kinder. Weniger als die absolute Weltherrschaft anzustreben, wäre im Falle von Wolfmother folglich eine ziemliche Ressourcenverschwendung. Und ihr Debüt hält sich dementsprechend gar nicht erst beim Kleckern auf. Beinahe jeder Song hier hat diesen klassischen Classic-Rock-Moment, in dem die Instrumente kurz runterkühlen und leise werden, bevor sich alles nochmal mit besonderer Inbrunst in den völlig beknackten Refrain wirft. Andrew Stockdale singt, als hätte es Ozzy Osbourne vor MTV nicht gegeben. Und die Kuhglocke läutet mit einer Unbarmherzigkeit, die man so wohl wirklich nur im australischen Outback kennt.

Was dabei erstaunlich ist: Es paßt einfach alles zusammen. Die Donnerhall-Produktion von Dave Sardy, das sagenhafte Artwork von Frank Frazetta und natürlich die biestigen, unablässigen Songs der Band. Wie der mächtige Opener "Dimension" seine zentrale Textstelle ("Purple haze is in the sky" - im Ernst) zelebriert oder das gerissene "White unicorn" sein Bonusleben auskostet, das würde ja jeweils schon für K.O.-Siege in der ersten Runde reichen. Es folgen aber auch noch "Mind's eye" mit seiner verhexten Deep-Purple-Orgel, das richtiggehend entspannte "Vagabond" mit Akustikbrennholz und schließlich das unbesiegbare "Witchcraft", in dem der große, große Ron Burgundy samt seiner feuerspuckenden Querflöte auftaucht. We're not kidding you.

So und nicht anders ist das eben mit Platten wie dieser. Man will sie nacheinander vermöbeln und abknutschen für ihr verstiegenes Gedöns. Man will Stockdale in die Eier treten für den verzogenen Schrei, mit dem er das Album aufmacht und Sekunden später um den Hals fallen, wenn er sein erstes Riff vor sich herprügelt. Und man entscheidet sich letztlich immer wieder für letztere Variante. Weil Wolfmother eben einfach zu gut sind und alles andere zu gefährlich wäre. Das einzige, worum man sich hier wirklich sorgen muß: Was wird eigentlich mit der Musik passieren, falls diese Platte einen neuen Trend lostreten sollte?

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Dimension
  • White unicorn
  • Woman
  • Joker & the thief
  • Witchcraft

Tracklist

  1. Dimension
  2. White unicorn
  3. Woman
  4. Where eagles have been
  5. Apple tree
  6. Joker & the thief
  7. Colossal
  8. Mind's eye
  9. Pyramid
  10. Witchcraft
  11. Tales
  12. Love train
  13. Vagabond
Gesamtspielzeit: 54:27 min

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jayfkay

2020-05-31 18:01:49

White Unicorn, Woman, Where Eagles Have Been, Joker & Thief, Mind's Eye, Tales - alles geile Songs

nörtz

2020-01-23 00:26:31

Ja, immer noch saustark.

Affengitarre

2020-01-22 22:21:10

Ja, der hängt sich schon fest. Generell mega catchy, das Album.

boneless

2020-01-22 22:04:49

White Unicorn = Ohrwurm der letzten 2 Wochen. Dieser Refrain. AH!

@Ich

2012-06-26 22:13:50

haste jetzt schon so ne buchse bzw schon in der mache?!? wenn ja,welcher arbetsschritt? bitte um photos! danke,man!

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