The Wonder Stuff - Suspended by stars
Reincarnate / Essential / Rough TradeVÖ: 19.05.2006
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Es ist ja keine allzu neue Erkenntnis, daß die Indierocknuller die neuen Indierockachtziger sind. Zumindest soweit, wie es in der zerstückelten Schubladengesellschafft, die sich offiziell Musikindustrie nennt, überhaupt möglich ist. Und weil zwischen all den Zurückkommern, Durchhaltern und Spätgeborenen doch sicherlich immer noch ein Stückchen Platz ist, kommen jetzt The Wonder Stuff mit einem neuen Album an. The Wonder Wer? Tja, wir sind eben keine Briten. Doch auf der Insel hielten Miles Hunt und Band mit Alben wie "Hup!", "Never loved Elvis" oder "The eight legged groove machine" die Fahne des Britpop in der Durststrecke zwischen den Smiths und Oasis verdammt hoch. Mit Überheblichkeit, trockenem Witz und großen Melodien. Typische Engländer eben.
Nach dem zwischenzeitlichen Aus am Vorabend von "Definitely maybe" und "Parklife" reformierte Hunt die Band zu Beginn des neuen Jahrzehnts mit neuem Personal - ohne den den Bandsound so prägenden Fiddler Martin Bell und den kürzlich tödlich verunglückten Drummer Martin Gilks. Nun, ziemlich genau zwanzig Jahre nach ihrer Gründung, versuchen The Wonder Stuff erneut, den Schwung der damaligen siebzehn Top-Twenty-Singles aufzugreifen. "I worked hard for my crown / Gave it a shine everyday / It looked good with my hair / But then I gave it away", heißt es in "Last second of the minute". Der trockene Witz sitzt also weiterhin so locker, daß jetzt auch die großen Gesten der Musik gerade recht kommen: hallende Gitarren, unbedingte Emphase und Hunts beschwörendes Knödeln.
Wenn das Album bisweilen an das Halbdunkel der mittleren The Mission erinnert, bekommt man auch eine leise Ahnung, warum The Wonder Stuff hierzulande so ein unbeschriebenes Blatt sind und auch mit "Suspended by stars" wenig Notizen hinzukommen werden. Zeitgeist geht anders. Dafür leben Songs wie das eröffnende U2-Pathos von "Tricks of the trade", die schunkelnde Single "Blah blah, lah di dah" und das zigeunernde Schrammeln von "Angelica maybe" ziemlich britische Tugenden aus. Und verschaffen mindestens denen eine angenehme Nostalgiewärme in der Bauchgegend, die in Zeiten zwischen Latzhose und Flanellhemd ihr Herz auf der Insel gelassen haben. Gegen das naseweise Ungestüm von Maximo Park und anderem Frischfleisch kann "Suspended by stars" natürlich wenig ausrichten. Die Gänsehaut bei "We hold each other up" stört das trotzdem wenig. Und manchmal müssen Arme eben gereckt werden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Tricks of the trade
- Last second of the minute
- We hold each other up
- Angelica maybe
Tracklist
- Tricks of the trade
- Last second of the minute
- We hold each other up
- Blah blah, lah di dah
- Say it ain't so
- Angelica maybe
- The sun goes down on Manor Road
- Long time no see
- The popular choice
- Give us what we want
- Someone tell me what to think
- No one tells 'em like you do
Referenzen