Caputo - Hearts blood on your dawn

Kill The Artist / keithcaputo.com
VÖ: 01.05.2006
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Jenseits der Freude

Ein wenig ist er ins Stolpern geraten nach seinem großen Wurf. Nach dem vorläufigen Ende von Life Of Agony rieb sich die Szene bei "Died laughing" ebenso verblüfft wie begeistert die Ohren. Keith Caputos grandioses Solodebüt ließ weltabgewandte Verzweiflung und quietschfidelen Pop, zärtliche Selbstversunkenheit und wuchtig-hymnische Grandezza in glücklicher Vereinigung Hand in Hand gehen. Dem folgte mit "Died laughing pure" eine eher bedingt notwendige Akustikfassung seines Werkes, und auch mit "Perfect little monsters" und dem nachgeschobenen Beinahebootleg "Live monsters" blieb ein blasser Schleier über der vormalig grenzenlosen Begeisterung zurück. Life Of Agony fanden überraschend doch wieder zusammen, die Sterne standen indes schlechter als erhofft. Ein durchaus ordentliches, wenngleich nur teilweise begeisterndes neues Album "Broken valley", bei dem sich die Band, schon mitten auf Tour, im Kompetenzgerangel mit der scheinbar enttäuschten Plattenfirma verhedderte. Bis auf weiteres pausieren Life Of Agony nun wieder, während Keith Caputo sich für die Kunst den Vornamen abrasiert hat und mit seinem neuen, nur online und auf Konzerten vertriebenen Soloalbum "Hearts blood on your dawn" wieder auf solistischen Pfaden wandert.

Intimer und karger als "Died laughing" klingt die Scheibe, die er gemeinsam mit drei jungen Holländern in Brüssel einspielte - ein wenig wie der melancholische Rückzug vor der Welt in die Geborgenheit des eigenen Zimmers, kurz unter der Dachgaube. Erdig und nüchtern klettern die Songs aus den Boxen - viele gesenkten Hauptes, gemessenen Schrittes, trauervoll. Gleich zu Beginn trauert Keith in der herzergreifenden Ballade "Mother" einmal mehr seiner verstorbenen Mutter hinterher, im zauberschönen aber tief depressiven "I wanna fly (Hearts blood on your dawn pt.2)" seufzt er zu hauchzarten, innigen, beinahe verstörenden Akkordfolgen über die schweren Bürden, die dem leichtfüßigen Wechsel zum Glück bleierne Eisenfesseln anlegen. In "Always" verarbeitet er seine panische Angst vor Flugzeugabstürzen, singt in "Lamb to the slaughter (Hearts blood on your dawn pt. 1)" metaphorisch und martialisch von zu schlachtenden Schafen. Abgeschiedenheit von Glück und Leichtigkeit in düsteren Seelenabgründen, permanent tränenfeuchte Augen und niedergeschlagene Augen, die Vergänglichkeit des Schönen, Trennung, Verlust und Verzweiflung tränken Stimmung und Texte seines neuen Werks.

Was bei "Died laughing" noch in überraschender Balance zwischen vergnügtem Pop und trister Schwermut zu mitreißenden Ohrwürmern führte, ist hier trauertrunkener und sperrt sich dem flüchtigen Hören ein wenig. Die Melodiebögen schleichen zuweilen eher schüchtern und lichtscheu in die Gehörgänge. Wo zuvor energisch zugepackt und dick aufgetragen wurde, wird hier über weite Strecken zwar teilweise immer noch gerockt, doch insgesamt in vergleichsweise kammermusikalischer Intensität verhaltener und zögerlicher agiert. Rauher, brüchiger und klagender singt Caputo, stellenweise fast ein wenig jammernd.

Und doch! Großartige Songs finden sich auch auf "Hearts blood on your dawn", wie die beiden beschriebenen Balladen oder das im Finale fast ein wenig an "With a little help from my friends" gemahnende "Livin' the blues". An "Died laughing", den Über-Vorgänger, mag das Album trotzdem nur bedingt heranreichen. Dazu sind die Kracher und großen Momente rarer gesät und die Spannungskurven flacher, wie beispielsweise im eher ziellos vor sich hin groovenden "Monkey". "Hearts blood on your dawn" ist nichtsdestotrotz eine begeisternde Scheibe, die die Plattensammlung - gerade von Fans - durchaus bereichert. Nur auf den Olymp klettern wird sie nicht. Doch da findet sich ja immerhin schon ihr älterer Bruder.

(Ole Cordsen)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Mother
  • I wanna fly (Hearts blood on your dawn, pt. 2)
  • Livin' the blues

Tracklist

  1. Departure into the new affection & new noise
  2. Mother
  3. Monkey
  4. Ramshackle
  5. Droom kleuren
  6. Lamb to the slaughter (Hearts blood on your dawn, pt. 1)
  7. How happy is this heart of mine?
  8. I wanna fly (Hearts blood on your dawn, pt. 2)
  9. Always
  10. Fix pop bang shot
  11. Kill with god
  12. Livin' the blues
  13. Our moon our stars (The shakes)
Gesamtspielzeit: 52:39 min

Im Forum kommentieren

mr.pink

2007-03-12 13:38:44

rezi steht nur unter "caputo"

myvision

2007-03-12 13:38:25

Irreführend. Nur unter "Caputo" zu finden.

myvision

2007-03-12 13:37:40

Oder auch doch nicht...
Gabs da nichtmal ne Rezi? Wo ist die hin?

myvision

2007-03-12 13:36:40

Fred gibts schon.

Wolffather

2007-03-12 13:31:53

Es gab nie ein Release, das Album wird nur in Eigenregie auf seiner Homepage vertrieben... ich hab es mir auf der letzten Tour gekauft

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