Scoff - Reverse universe

Daredevil / Point
VÖ: 21.04.2006
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Wüstlinge

Das Cover läßt zunächst nichts Gutes erwarten. Einsam stehen ein paar dicke Amps, ein Schlagzeug und ein Mikroständer auf sandigem Untergrund. So viel Anbiederung an "Sky Valley" macht stutzig. Zumal man irgendwie auf den ersten Blick spürt, daß das hier keine Wüste ist. Da Scoff aus Süddeutschland kommen, darf man einen Sandsteinbruch vermuten. Fast bekommt man den Eindruck, einer augenzwinkernden Parodie aufzusitzen. Unsicher schiebt man also den frischen Silberling in ein Laufwerk und harrt der Dinge, die da kommen sollen.

Der Parodiegedanke wird sofort beiseite gewischt. Das instrumentale Intro hat die Gitarren circa drei Halbtöne runtergestimmt und hebt jeden Zweifel hinweg. Scoff sind mit Ernst, Konzentration und einer dicken Portion Groove dabei. Kyuss haben hier unüberhörbar Pate gestanden, wobei man dem Dreier auf jeden Fall zugestehen muß, daß schon etliche Bands unverhohlener abgekupfert haben und dabei deutlich schlechter aussahen. Mit dem zweiten Track "Sickstill" gibt es die nächste Überraschung zu vernehmen: Gitarrist und Sänger Christian Zahler hat keine typische Stoner-Röhre. Vielmehr läßt die Stimme Erinnerungen an die goldene Ära des Grunge wach werden.

Auch die molligen Satzgesänge, die Bassist Michael Marschner immer wieder beisteuert, gemahnen mehr als einmal an Kaliber wie etwa Alice In Chains. Dazu kommen ein Songwriting und Arrangements, die die meisten Stoner-Kollegen blaß aussehen lassen. Die drei Münchener bedienen sich reichlich im Pool der alternativen Standards von den Queens Of The Stone Age bis zu Tool und fügen aus dem Sammelsurium höchst ansprechende Miniaturen zusammen. Ein- oder zweimal schnappt dabei zwar die Klischee-Falle zu, aus der sich die Band aber jeweils wieder zügig befreit. Schon allein der Dampfhammergroove, mit dem hier und da ausgewalzte Rockismen gefeiert werden, läßt den Hörer mit dem Kopf nicken und "Aber geil isses schon" murmeln.

Man darf ja auch nicht vergessen, daß wir hier ein Debüt vor uns haben. Und dafür drückt "Reverse universe" gradezu atemberaubend fett aus den Boxen. Außerdem ist das abgedeckte Spektrum so weit, daß auch der zehnte Hördurchgang noch Überraschungen bereit hält. Das genretypische Widerkäuen des selben Riffs jedenfalls umschifft das Trio bravorös. Die wenigen Schwächen des Albums können nicht verdecken, daß hier eine ganz große Hoffnung für die Freunde harter handgemachter Musik direkt vor der Haustür aus dem Boden schießt. Eine so abwechslungsreiche Non-Metal-Heavy-Scheibe hat man aus Deutschland schon lange nicht mehr vorgelegt bekommen.

(Rüdiger Hofmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Avaron's crate
  • Atacama
  • Pororoca
  • Something strips the silence

Tracklist

  1. Intro
  2. Sickstill
  3. Mudman
  4. Luna
  5. Avaron's crate
  6. Stone breed
  7. Nemesis
  8. Atacama
  9. Pororoca
  10. Sold me a mirage
  11. Dirty grind
  12. Some say
  13. Take a deep breath
  14. Nathan's poem
  15. Something strips the silence
Gesamtspielzeit: 54:48 min

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Kabuki

2006-04-28 17:25:03

Ein cheers an die Jungs...man stand ja schon zu Ottobrunner Gymnasium-Zeiten mal zusammen im Proberaum, dann eine 7/10 bei Plattentests. Alle Achtung.
Die Scheibe ist übrigens wirklich geil geworden, also kräftig kaufen, ihr Plattentestler ;)

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