
Grandaddy - Just like the fambly cat
Will / V2 / Rough TradeVÖ: 05.05.2006
Schluß mit luftig
Die Taschentücher sind vermutlich noch feucht. Das Lieblingsskateboard zerbrochen? Geschenkt. Das Schnuffeltuch im Dreck versunken? Egal. Aber die schlimme Nachricht vom Ende von Grandaddy war ein echter Grund, seine Tränendrüsen leerzuflennen. Nie wieder waldschratigen Indiepop. Nie wieder in trashigen Keyboards eingeklemmte Zottelbärte. Nie wieder Jason Lytles windschiefes Gesäusel. Doch halt: Ein letztes Mal noch wollten unsere kalifornischen Lieblingsgeeks von sich hören lassen. Und tatsächlich ist "Just like the fambly cat" der vielleicht schönste Abschiedgruß, den man sich wünschen konnte.
Der verbeulte Heuler "Summer ... it's gone" stopft mit der Zärtlichkeit eines Rüpels einen traumhaften Refrain auf ein sattes Knarzen. "The animal world" wird von Hundegebell aus einem verschnarchten Traum geweckt. "Skateboarding saves me twice" probiert einen Lipslide über ein paar fette Wolken. "Jeez Louise" tranchiert ein wirres Wohlgefühl mit Bratgitarren und Blubberbläschen aus der Dose. In "Elevate myself" stottert ein Videospiel Liebesgrüße in den Plastikhimmel. "Guide down denied" ringt gestenreich mit Selbstmitleid und Heimweh. "Campershell dreams" plädiert zärtlich gegen die Einsamkeit. Und zum Abschied inszeniert "This is how it always starts" das große Gefühl: Die Unschuld vom Lande winkt mit glitzerndem Müll. "Oh shit, I can't let them see me like this."
Auch "Just like the fambly cat" ist ein herrlicher Widerspruch in sich. Schlunzige Schrammelgitarren und käsige Synthesizer, rüdes Gerumpel und säuselnde Sphärenklänge. Wie immer frei nach dem guten alten Bauarbeitermotto "Was nicht paßt, wird passend gemacht." So schlicht im Gemüt die Bartträger aus Modesto auch manchmal anmuten mögen, so herausfordernd ist ihre Musik. Dabei war es von dort, wo sich das verkorkste "Sumday" noch genüßlich im Kitsch suhlte, bis zum ramponierten Keuchen des Röhrenverstärkers irgendwo mitten in "50%" eigentlich nur ein kleiner Schritt. Für erfahrene Roboter-Astronauten jedenfalls.
Irgendwas ist bei Grandaddy-Platten ja sowieso immer derart weit draußen, daß man dafür eine Umlaufbahn berechnen kann. Das kann mal schiefgehen, falls ein Satellit oder ein anderer Himmelkörper im Weg sein sollte. Aber "Just like the fambly cat" torkelt dermaßen abgeklärt durchs All, daß das herrliche Funkeln da oben immerhin keine verglühenden Trümmerteile sind. Die Sternschnuppen sind nur hübsche Effekte. Die echte Explosion findet genau hier auf der Erde statt. Noch ein letztes Mal, präziser als je zuvor. Und dann wird die schreckliche Drohung wahr: "I'll never return."
Highlights & Tracklist
Highlights
- Jeez Louise
- Summer ... it's gone
- Elevate myself
- Campershell dreams
- This is how it always starts
Tracklist
- What happened ...
- Jeez Louise
- Summer ... it's gone
- Oxygen / Aux send
- Rear view mirror
- The animal world
- Skateboarding saves me twice
- Where I'm anymore
- 50%
- Guide down denied
- Elevate myself
- Campershell dreams
- Disconnecty
- This is how it always starts
- Shangri-la (Outro)
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The MACHINA of God
2023-04-24 12:46:59
Endlich auch streambar. Bleibt meine liebste auf Albumlänge.
The MACHINA of God
2020-11-19 22:49:26
Tatsächlich wohl auch mein Lieblingsalbum von ihnen.
Garmadon
2020-11-19 20:57:30
Hätte ich nicht erwartet, aber das Album begeistert mich fast noch (ein bisschen) mehr als Sophtware Slump.
Faszinierend, dass die Band all die Jahre so völlig an mir vorbei lief.
Favoriten hier:
Der Opener :-D, "Jeez Louise", "Rear View Mirror" und selbstverständlich "Elevate Myself".
Garmadon
2020-10-26 10:45:56
Was ist denn das für ein Opener?! :-D
Bin mir gerade nicht sicher, ob ich weiter hören will, aus Angst, dass mir die Antwort auf "what happened..." nicht gefallen könnte. :-O
musie
2012-09-03 17:02:21
nach wie vor ein wahnsinnsalbum ist das. in meinen ewigen top ten.
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