The Zutons - Tired of hanging around

Deltasonic / Red Ink / Rough Trade
VÖ: 15.04.2006
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Auf der Piste

Spätestens seit Nickelback einen Elton-John-Song über gepflegtes Samstag-Abend-Entertainment gecovert haben, ist es nicht mehr ganz okay, sich das Wochenende auf Barhockern und Dancefloors um die Ohren zu schlagen. Ein letztes bißchen Schuldgefühl tanzt da immer mit, die liegen gebliebene Arbeit grüßt aus dem halbleeren Glas, und der Morgen danach - an den wollen wir jetzt noch gar nicht denken. Es reicht ja auch wirklich, wenn sich David McCabe da seine Gedanken macht. "Tired of hanging around" ist er und zugleich nicht ganz sicher, was von den geselligen, aber ungesunden Alternativen zu halten ist. Fürs erste hat er sich deshalb darauf beschränkt, mit seiner Band ein 06er-Kneipenrock-Update auf die Beine zu stellen. Alles weitere wird sich dann schon von selbst ergeben.

Dazu ein paar Auszüge aus dem großen Regelwerk für die ambitionierte Irish-Pub-Band von heute: Sei niemals besoffener als Deine Zuhörer. Mute ihnen nicht zuviel zu, sie trinken schließlich schon dunkles Bier. Und spiel die Hits, mein Freund! Zur Not, bis sie selbst dem letzten Mittfünfziger wieder zu den Ohren rauskommen. Beharrlichkeit ist da genauso wichtig wie Disziplin, und The Zutons haben reichlich von beidem diesmal. Ihr manisches Debütalbum "Who killed The Zutons?" ist nur noch eine dunkle Erinnerung, McCabe hat die Band an der kurzen Leine. Und das Saxophon klingt nun sogar, als würde die Frau, die es spielt, das nicht nur unter Protest tun.

Hand- und strichfest sind die neuen Zutons, und damit es auch jeder kapiert, steht gleich am Anfang ein Bündel fleischgewordener Rocksongs, die noch am steilsten Berg versuchen würden, im dritten Gang anzufahren. Das Titelstück ist fescher als Freibier, die Kuhglocken-Prügelei aus "It's the little things we do" trägt sogar noch weniger Fett um die Sehnen. Und wenn es gilt, der gingerroten "Valerie" nachzuweinen, dürfen sich auch gerne mal zwei Gitarren ineinander verbeißen, während McCabe den seelenwunden Soulman hervorkramt. Natürlich muß der auf einen Drink bleiben, Slidegitarre und Klavier aus "Someone watching over me" haben ihn schließlich schon erwartet. Die Zutons mit Käse überbacken? Erlaubt ist, was schmeckt. Und nicht allzu sehr auf den Magen schlägt.

Man will schließlich beweglich bleiben in der Hüfte, wo "Tired of hanging around" doch immer wieder so vehement zum Tanz fordert. Mit dem Slowdance-Fetzen "How does it feel" schlägt derweil die große Stunde aller Backgroundsänger, die seit der letzten Rolling-Stones-Tour auf der Straße saßen. Im mindestens überhitzten "Why won't you give me your love" brennt das Saxophon zur zweiten Strophe nochmal ausgesprochen effektvoll durch. Und die Anfangs arg vermißte Crazyness ist eh längst vergessen, wenn der Rausschmeißer fachmännisch den Laden leerräumt. "I know I'll never leave" heißt er zwar, aber für heute machen wir auch gerne Schluß, solange die Gewißheit bleibt, mit dieser Platte jederzeit wieder auf ein Bier abstürzen zu können. Night fever is Zuton fever.

(Daniel Gerhardt)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Tired of hanging around
  • It's the little things we do
  • Why won't you give me your love?

Tracklist

  1. Tired of hanging around
  2. It's the little things we do
  3. Valerie
  4. Someone watching over me
  5. Secrets
  6. How does it feel?
  7. Why won't you give me your love?
  8. Oh Stacey (Look what you've done!)
  9. You've got a friend in me
  10. Hello conscience
  11. I know I'll never leave
Gesamtspielzeit: 40:31 min

Im Forum kommentieren

kingsuede

2024-01-26 23:07:48

Immer noch mit Abstand ihr bestes Album. Ich müsste das Vinyl mal wieder herauskramen.

Oliver Ding

2006-08-09 22:04:48

Klar, aber die dreißig Jahre passen so hübsch. :-)

VanDerVaart

2006-08-09 21:59:13

die Frau am Saxophon ist der Hammer !!!

stativison

2006-08-09 19:58:03

ok, aber 1976 nur auf gut glück, oder? also jede andere 70er nummer hätte auch getan.

Oliver Ding

2006-08-09 19:27:08

@BUCKETHEAD: Die Aufmachung und die Musik hätten auch von einer klassischen Peter-Rüchel-Aufzeichnung stammen können.

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum