Vanden Plas - Christ 0
InsideOut / SPVVÖ: 31.03.2006
Bühne frei
Einer der meiststrapazierten Begriffe in der Musikbranche ist ja der der "schöpferischen Pause", meist eher euphemistisch verwendet für "Die Band hat gerade keinen Bock, irgendwas zu machen". Im Falle von Vanden Plas sollte diese Pause hingegen eher dazu dienen, neue Erfahrungen und Inspirationen zu suchen. So war die komplette Band in diversen Musical-Engagements involviert, und Sänger Andy Kuntz überbrückte die Zeit mit dem Soloalbum "Abydos". Statt mal eben Fluppen zu holen, ging man also eher fremd. Was meist in handfestem Streit endet.
Aber wir sind ja neutral und aufgeschlossen und gespannt, was uns nach der Versöhnung auf "Christ 0" erwartet. Zunächst einmal Bombast. Ein fetter Chor. Ja, Chor, keine digital multiplizierten Stimmchen. Ein Opener, wie er im Buche steht. Schließlich sollen sich die folgenden knapp 70 Minuten ja grob um den Roman "Der Graf von Monte Christo" ranken. Nun, Lyrics lagen zur Rezension leider nicht vor, also beschränken wir uns auf die Musik. Und die schreibt die "Postcard to God" gleich als schönen Gruß Richtung Dream Theater. So also klängen die, hätten sie den Stil von "Awake" denn weiter verfolgt. Auch wenn diese Nähe in "Wish you were here" fast schon unkeusch wird.
Vanden Plas sind in allen Belangen extremer geworden. Mehr Metal, mehr Bombast, intensivere Balladen. Überladen? Nein. Komplex? Aber ja! Kurz gesagt: einfach die große Gefühlswelt auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Das konnten außer Queen nur wenige. Neue Einflüsse aufsaugen, sie mit dem eigenen Stil abgleichen und die gewonnenen Erkenntnisse umsetzen - so etwas wird allgemein als "künstlerische Weiterentwicklung" bezeichnet. Hier zurecht. Und die irgendwie naheliegende Adaption von Andrew Lloyd Webbers "Gethsemane" aus "Jesus Christ Superstar" wirkt trotz nur behutsamer Anpassungen wie ein "echter" Vanden-Plas-Song.
Und wenn es das Phrasenschwein zum Bersten füllen mag: Mit Fug und Recht kann man hier vom reifsten Album der Band sprechen, von Progression in reiner Form. Einzig der mitunter etwas heftige Flirt mit Dream Theater kann bisweilen für ein wenig Eifersucht sorgen. Insgesamt jedoch konnte diese Entwicklung bestenfalls erhofft werden von der Band, die mal als Stadionhymnenschreiber für Andy Kuntz' Cousin Stefan (eben der!) anfing. Die große Musik spielt in Kaiserslautern jedenfalls nicht mehr auf dem Betzenberg, sondern bei Vanden Plas.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Postcard to God
- Fireroses dance
- Gethsemane
Tracklist
- Christ 0
- Postcard to God
- Wish you were here
- Silently
- Shadow I am
- Fireroses dance
- Somewhere alone in the dark
- January sun
- Lost in silence
- Gethsemane
Referenzen
Spotify
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