
Lambchop - The decline of the country and western civilization 1993-1999
City Slang / Rough TradeVÖ: 07.04.2006
Abschußballköniginnen
Einige Leute werden am Tag des Erscheinens dieser Platte besonders wütend sein. Sie werden ihren Stetson zerknüllen und in den Staub werfen. Sie werden sagen: "Das ist doch kein Country mehr!" Natürlich haben sie Recht, ung natürlich liegen sie auch völlig falsch. Country ist für Lambchop nie viel mehr als der Ausgangspunkt einer Schnitzeljagd gewesen, die zu jedem zweiten Ort in der Popmusik geführt hat, den man auf leisen Sohlen erreichen kann. Und Alt. Country war höchstens Kurt Wagners Entschuldigung dafür, auch im fortgeschrittenen Alter noch eine Band anzuführen, die aus Nashville, Tennessee stammt, ohne sich auch nur eine Minute lang um die dort üblichen Regeln zu kümmern. Es gibt also gar keinen Grund, sich aufzuregen.
Was überhaupt los ist? Die B-Seiten- und Raritäten-Compilation "The decline of the country and western civilization 1993-1999". Eine Platte voller kleiner Kuriositäten, die vorlebt, wie sich das anhört, wenn Wagner seine Fliesen mal gegen den Uhrzeigersinn verlegt. Ein ganzer Bus voll Abschlußballköniginnen, denen jeweils ein rostiges Messer im Rücken steckt. Lambchop beim Spaßhaben, abseits aller Verpflichtungen, die eine richtige Platte mit sich bringt. Und außerdem so etwas ähnliches wie Wagners zweiter Blick zurück. Nach 13 Jahren, acht Alben und "Tools in the dryer", einer ersten Sammlung von Seltenheiten, die bereits 2001 erschienen war.
"The decline of the country and western civilization 1993-1999" überschneidet sich an einigen Stellen mit dieser Platte, aber man merkt das frühestens, nachdem man sich vor lauter Verwunderung über die schroff zerlegte Geräuschfummelei "Two kittens don't make a puppy" die Augen gerieben hat. Eine klassische B-Seite natürlich, und trotzdem nur die Spitze des Eisbergs auf einer Platte, die das letzte bißchen Leben aus kaputten Glockenspielen herauskitzelt, zugige Elektroloops und herrlich hüftsteifen Funk zwischen rigorosen Indierock, circa 1996, schummelt, beinahe jedes erdenkliche Blasinstrument entweiht und sich höchstens noch von Wagners Marlboro-100-Stimme erklären läßt, in welche Richtung es gehen soll. Die Songs dazu? Natürlich trotzdem ein Haufen gefühlvoller bis sentimentaler Aufmerksamkeiten von den schlausten Menschen der Stadt. Vielleicht das Gegenteil von Country. Aber nicht das Gegenteil von Lambchop.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Nine
- Loretta Lung
- Moody fucker
- The Gettysburg address
Tracklist
- Soaky in the pooper
- Two kittens don't make a puppy
- Nine
- Moody fucker
- Loretta Lung
- Scared out of my shoes
- Your life as a sequel (Fast)
- Smuckers
- The scary caroler (fast)
- I can hardly spell my name
- Alumni lawn (Slow)
- Playboy, the shit
- Whitey
- Cigarettiquette
- Mr. Crabby
- The Gettysburg address
- Beyond belief
Referenzen
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