Lacuna Coil - Karmacode

Century Media / EMI
VÖ: 31.03.2006
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Bliss, please

Wenn man bloß die Lottozahlen auch so leicht voraussagen könnte: Vor vier Jahren prophezeiten wir Lacuna Coil anläßlich von "Comalies" eine vielversprechende Zukunft. In der Tat starteten die Italiener im Sog von Evanescence vor allem in den USA so richtig durch. Und an letzteren vorbei wie der lichthupende Benz am Polo auf der A7. Edelmetalltonträger, Ozzfest, alles war dabei. Irgendwann kommt dann aber doch mal der Punkt, an dem es dem Volk wieder nach Neuem gelüstet. Und üblicherweise steht eine Band an dieser Stelle vor der Entscheidung zwischen Berechnung, sprich Kasse, oder Wahrung der Eigenständigkeit.

Die ersten Interviews sorgten dann auch gleich für Kopfschmerzen. Nein, nicht durch übermäßiges Headbanging, sondern durch eine Kopfnuß mit Schmackes. Man finde ja Korn so klasse, und einige Einflüsse sollten sicherlich in den "Karmacode" mit einfließen. Schreck laß nach. Doch bereits nach wenigen Sekunden kann Entwarnung gegeben werden. Klar, der Baß ist deutlich dominanter geworden, und die Riffs schreddern auch schön tiefgelegt vor sich hin. Doch hier wird nicht dem SchreiNölQuengelRapMetal gehuldigt, hier klingt alles vertraut.

Insbesondere der wunderbare Gesang der ebenso wunderbaren Cristina Scabbia, bei der es wohl nur völlig hartgesonnenen Exemplaren der Gattung Mann leicht fällt, sich ausschließlich auf selbigen zu konzentrieren. Mehr denn je wird mühelos jubiliert, geträllert, gefaucht. Gothic Metal wie in den Anfangszeiten ist das schon lange nicht mehr. Vielmehr großer, angedüsterter Rock. Und wo wir von Metall sprechen: An Co-Sänger Andrea Ferro wird die Formsteigerung überdeutlich. Mehr denn je stellt er mit druckvollem Gesang das maskuline Gegengewicht zu Frau Scabbia dar.

Im Unterschied zu "Comalies" ist hier Angriff die beste Verteidigung. Ob mit "To the edge", wo Scabbia mal so richtig röhrt oder dem poppig-schmissigen "Closer": Es sind fast ausschließlich Songs vertreten, die jedem Getränkeverkäufer eines einschlägigen Tanztempels Sorgenfalten bereiten dürften. Weil nämlich keiner mehr an seiner Tränke bleibt. Einzig die zuvor mit großem Tamtam angekündigte Coverversion von "Enjoy the silence" bleibt einfach nur passabel, reißt die Bäume eher in der Baumschule aus. Der Rest ist pures Ohrenfutter. Nach einer guten Dreiviertelstunde sind die Kopfschmerzen wieder da. Diesmal aber wirklich vom Rübeschütteln.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • To the edge
  • Closer
  • Without fear

Tracklist

  1. Fragile
  2. To the edge
  3. Our truth
  4. Within me
  5. Devoted
  6. You create
  7. What I see
  8. Fragments of faith
  9. Closer
  10. In visible light
  11. The game
  12. Without fear
  13. Enjoy the silence
Gesamtspielzeit: 47:27 min

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