Prince - 3121

NPG / Universal
VÖ: 24.03.2006
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Bel Air

Wie war das noch mit der Ironie der Geschichte? Jahrelang interessierten sich höchstens noch Musikhistoriker oder andere Nerds für Prince Rogers Nelson. Der hatte schließlich die Nase voll davon, immer auf "Purple rain" reduziert und als Sklave irgendwelcher Plattenfirmen mißbraucht zu werden. Wer sich für schwarzen Pop der Achtziger und Neunziger interessierte, assoziierte damit immer diesen anderen Überlebenden. Doch Michael Jackson veralberte im Laufe der Jahre mit Babyjonglage und Prozeßhopping den letzten Rest seiner Zurechnungsfähigkeit. Stattdessen nahm man dann halt Prince in die Rock And Roll Hall Of Fame auf. Und als wäre das alles nicht absurd genug, kommt plötzlich ein backenbärtiger Metallica-Fan daher, covert des Prinzen immer noch größten Hit und wird damit Deutschlands Superstar in der Nachfolge von Alexander Klaws.

Auch dank der nicht unflotten Rückkehr zum Pop mit "Musicology", die ihm auch noch eine Grammy-Nominierung einbrachte, ist Prince also wieder offiziell einer der Guten. Und darf deswegen auch gleich mal wieder an den Erwartungshaltungen vorbeimucken. "3121" ist die Rückkehr zum Funk. Eine Kreuzung aus dem versponnenen Geklapper von "Controversy" und dem staubtrockenen Kram der New Power Generation, die in jeder Synkope und in jedem Lick die Weisheiten von James Brown, George Clinton und Bootsy Collins ausschwitzt. Ach ja, Prince' eigenen Funkerkenntnisse natürlich auch.

Denn gleich das groovetrunkene Titelstück kreiselt in Richtung eigener Vergangenheit, irgendwann zwischen 1983 und "1999". "We gon' party like there ain't gonna B another one." Das süffige "Lolita" reitet auf käsigem Synthgepumpe geradewegs in Richtung Hörnerv. Um sich dort festzusetzen wie ein ziemlich nerviger Euphorievirus. Und die neue Single "Black sweat" definiert leichtgewichtigen Adepten wie Nelly, Usher und Pharell, wie man Coolness buchstabiert: Prince hyperventiliert am Mikrophon, und der minimalistische Rhythmus kümmert sich einen Dreck.

"Love" zeigt, wie man simplen Dreieinhalbtonmelodien Tanzbeine macht, ohne sich vorher den Verstand wegbräunen zu müssen. "The word" flirtet mit der Nacht, "Fury" ist wieder so ein gemästeter Keyboardrocker in lila Regenfarben, und das abschließende "Get on the boat" pustet sich selbst noch mal die Hörner durch. Selbst wenn wie in "Incense and candle" mal süßlich am Vocoder herumgespielt wird, versteckt sich noch eine verdrehte Soundidee im Mittelteil. Knochentrockene Grooves statt kastratiger Überkandidelei. Knuffige Mätzchen statt gesichtsgepflasterten Machotums. Beinahe so wie in der guten, alten Zeit.

"3121" ist zwar keine Revolution, klingt aber wenigstens so. Da ist es nur logisch, daß auch die Besetzung mit alten Weggefährten gespickt ist. Die alte Liebschaft Sheila E. ist ebenso dabei wie NPG-Basser Sonny Thompson, die Blasebälger Maceo Parker und Candy Dulfer. Da kann es schon mal vorkommen, daß Prince auch noch Wendy & Lisa für einen Jam einsammelt. Leider bislang nur auf der Bühne, aber das ist ja prinzipiell ausbaufähig. Die Devise ist erst einmal klar: "Better get out of here / 'Less you wanna dance."

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Lolita
  • Black sweat
  • Love
  • Fury

Tracklist

  1. 3121
  2. Lolita
  3. Te amo corazón
  4. Black sweat
  5. Incense and candles
  6. Love
  7. Satisfied
  8. Fury
  9. The word
  10. Beautiful, loved and blessed
  11. The dance
  12. Get on the boat
Gesamtspielzeit: 53:38 min

Im Forum kommentieren

afromme

2007-07-14 10:39:38

Einige bestimmt.
Ob die aber auch die Beilage haben... Lizenzbedingungen, ick hör euch trapsen.

KaMZ

2007-07-14 01:24:31

Morgen wärs dann soweit, dann gibts das neue Album "Planet Earth" als Gratis-Beilage in der britischen "Mail of Sunday".
Einer 'ne Ahnung, ob Bahnhofskioske die auch hier verteiben ;-)

bartsimpson

2007-07-14 00:20:52

nun ja....aber da er ja keinen hinterm ofen hervorlockt, kann er genügend leute begeistern, so dass er nicht 21 mal in london vor leeren rängen spielen muss. und am 18.08. bin ich da ..."golden circle seat" sage ich nur... ;)

menschmaier

2007-04-30 20:09:58

Traurig, aber anscheind lockt der typ kaum mehr jemand aus dem ofen hervor. DAbei hat er musikhistorisch gesehn doch eien recht große bedeutung. Traurig.

Armin

2006-05-24 21:00:53

Prince
Aktuelles Album "3121" // Aktuelle Single "Fury" - VÖ: 26.05.

Prince - "Fury"

3121 - Das sind 12 Tracks, die nur von einem Menschen - einer Legende - kommen können. Prince 12 Tracks mit retro-futuristischem Esprit, bei denen es nicht überladen wirkt, wenn DER SPIEGEL schreibt, dass es sein "bestes Album seit 20 Jahren" sei. Was soll da noch kommen? Hat eine Übermacht der Musik wie Prince es eigentlich nötig, hat er den Drang, sich ständig selbst zu übertreffen? Vermutlich nicht. Er tut es trotzdem.

Umso weniger überraschend ist es, dass die neue Single "Fury" Prince von einer ganz anderen Facette zeigt, sich von den bisherigen Singles in gewohnter Manier abhebt. Fast schon stereotypisch die Heterogenität, so will man schließlich Prince seit Jahrzenten haben, aber genau aus diesem Motiv macht Stereotypie beiPrince Spaß - es schenkt uns nämlich unfassbar rohe Perlen der musikalischen Ekstase wie "Fury" - die neue Prince Single.
Wieder Synthies, dieses mal aber mit stärkerem Livefeeling, selbstredend alles von ihm eingespielt und gesungen.

"Fury" ist ein Diamant, der es sich erlauben kann, Flöten, Synthies, aggressive Livedrums und eine an Brian May erinnernde Gitarre zu vereinen. Ein 4 Minuten und 1 Sekunde langes Meisterwerk. Prince halt.

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