Liz Phair - Somebody's miracle

Capitol / EMI
VÖ: 24.02.2006
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Minirock

Konfuzius sagt: Erst in Zeiten der Krise wirst Du lernen, die vielen guten von den wenigen sehr guten Freunden zu unterscheiden. Oder, mit anderen Worten: Mach ein Album wie Liz Phairs letzte Platte "Liz Phair", verschick es an alle Bekannten und wag Dich danach nochmal auf eine Familienfeier. Alle, die weder versuchen, Dich so besoffen zu machen, daß Du einschläfst, noch Deine Hand in warmes Wasser halten wollen, falls es trotzdem passiert - Freunde. Alle anderen - Feinde. Aber solche mit guten Gründen, das müßtest Du wohl selbst zugeben. Einen Karrierekiller wie diese Platte bekämen die meisten Künstler ja nicht mal hin, wenn sie es darauf anlegen würden.

Die Highlights aus dem Schadensbericht: Dank dieses Albums wissen wir heute, wie sich Songs anhören, die auf einem Bügeleisen geschrieben wurden. Dank dieses Albums kommt es mittlerweile dem Ritt durch eine Geisterstadt gleich, eine Liste mit Liz-Phair-Fanseiten im Internet abzuklappern. Und dank dieses Albums haben Leute, die Avril Lavigne verteidigen wollen, immer mindestens ein gutes Argument in der Hinterhand. Alles in allem also: Das bestmögliche White-Trash-Entertainment für alle, die sich gerade noch ein bißchen zu schade für den Grand-Prix-Vorentscheid sind. Und ein Gutes hatte die Sache auch. Über "Somebody's miracle", die Platte nach dem Exitus, braucht man sich nun gar nicht mehr so sehr aufzuregen.

Zum einen natürlich, weil mittlerweile ohnehin alles egal ist. Zum anderen aber auch, weil es diesmal dann doch nicht ganz so weit nach unten geht wie vor drei Jahren. Wo Phair damals noch ums Eck gestöckelt kam wie die verdorbene Schwägerin des Sk8er-Gyrl-Movements, verzichtet "Somebody's miracle" auf solche Peinlichkeiten und gibt sich stattdessen mit schlichter Langeweile zufrieden. Grüne Welle für bedeutungsloses Akustik-Schrumm-Schrumm, zaghafte Stromliniengitarren und ausgediente Texte über Liebe, Sex und Seitensprünge, immer nur einen Quickie vom nächsten Tripper entfernt. Das musikalische Äquivalent zu Hera Linds Klatschroman "Das Superweib". Da nützen auch die blondierten Neko-Case-Imitationen aus "Table for one" nicht mehr viel.

Man sollte also auch diese Platte wiederum nicht mit "Exile in Guyville", Phairs bahnbrechendem Debüt von 1993, im Hinterkopf hören. Man kann sich aber immerhin die zwei, drei Songs rauspicken, die kurz durchblitzen lassen, daß die 38jährige weit mehr mit einer Gitarre anzustellen vermag, als auf dem "Liz Phair"-Cover notdürftig ihre Blöße zu bedecken. Die unumwunden schunkelnde Vergnüglichkeit von "Stars and planets" etwa hat durchaus was für sich. Und "Everything to me" hätte bis zu seinem krampfhaft reingezwängten Rundfunk-Refrain sogar auf die letzte Cardigans-Platte gepaßt. Daß Liz Phair heute gerade so zur Meredith Brooks für Leute taugt, die noch nicht allen Spaß am Leben verloren haben, bleibt natürlich trotzdem eine kleine Tragödie für sich. Könnte in 20 Jahren mal ein guter Film draus werden. Mit Hauptrolle und Oscar für Lindsay Lohan.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Wind and the mountain
  • Stars and planets

Tracklist

  1. Leap of innocence
  2. Wind and the mountain
  3. Stars and planets
  4. Somebody's miracle
  5. Got my own thing
  6. Count on my own love
  7. Lazy dreamer
  8. Everything to me
  9. Closer to you
  10. Table for one
  11. Why I lie
  12. Lost tonight
  13. Everything (Between us)
  14. Giving it all to you
Gesamtspielzeit: 57:48 min

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Loam Galligulla

2008-03-16 02:18:59

Ist "Exile in Guyville" etwa out of print? Hart zu finden...

saimen

2006-03-16 19:50:22

na? hat schon jemand das album?

saimen

2006-03-05 18:27:39

einige..aber besonders "lazy dreamer" hats mir angetan =)

saimen

2006-03-05 18:13:46

einige..aber besonders "lazy dreamer" hats mir angetan =)

Patte

2006-03-05 13:16:02

Irgendwelche Ohrwürmer, saimen?

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