Dave Matthews Band - Stand up
Bama Rags / V2 / Rough TradeVÖ: 10.03.2006
American duty
Lange bereitete die Frage aller Fragen der internationalen Musikjournaille schlaflose Nächte: Wem überreichen Bon Jovi bloß den Wanderpokal für das schauderhafteste Albumcover, den sie sich für die visuelle Zumutung von "Have a nice day" redlich verdient hatten? Endlich ist es raus: der Dave Matthews Band. Die ist sonst eher für Superlative in Zusammenhang mit ausverkauften Tourneen, hohen Chartplazierungen und noch höheren Tonträgerabsätzen bekannt - über 35 Millionen Platten brachten sie seit 1993 alleine unter ihre amerikanischen Fans. Das Artwork, auch noch von Bassist Stefan Lessard und Dave Matthews höchst persönlich mitverzapft: ein undefinierbares Etwas in Ballerina-Haltung, das den ästhetischen Charme einer Kühl-Gefrier-Kombination mit blank polierten Edelstahlgriffen versprüht. Wie gut, daß es sich stets empfiehlt, sich nicht von Äußerlichkeiten zu falschen Schlüssen verleiten zu lassen. Jedoch: Hier wäre dies bedauerlicherweise durchaus angebracht.
Ein Blick ins Booklet verrät einiges: Der Grammy-dekorierte Mark Batson produzierte das sechste Studioalbum des ebenfalls Grammy-dekorierten Quintetts aus Charlottesville, Virginia. So weit paßt das ganz hervorragend. Bloß: Batson ist für seine Kollaborationen mit Eminem, 50 Cent, Gwen Stefani, Beyoncé und Seal bekannt. Und das bedeutet: Dave Matthews Band im Schockfroster, Hard beat anstatt heartbeat, Drumsounds im Drill-instructor-Kostüm, klinisch rein polierte Arrangements. Die einstigen siebenminütigen Jam-Epen sind kompakter Radiotauglichkeit in Begleitung aufdringlicher Black-Music-Elemente gewichen.
Und dabei fängt es so gut an: "Dreamgirl" hat alles, was man an der Dave Matthews Band mögen kann - eine lässig schwebende Melodie samt relaxt-vertracktem Rhythmus, sonnendurchflutete Akustikgitarrenklänge, tänzelnde Saxophonakzente, dezente Streicher und natürlich die sanft-heisere Stimme ihres Namensgebers. Der es sich nach wie vor nicht nehmen läßt, zwischen rührenden Zuneigungsbekundungen ein wenig Sozialkritik zu plazieren und damit auch gerne mal ordentlich in die Klischeekiste greift. So auch im ansonsten recht hübschen Anti-Kriegs-Song "American baby", dem unnötigerweise ein Intro mit schauderhaften Maschinengewehr-Explosions-Hubschrauber-Sounds, Pianoseufzern und Streichergewimmer vorangestellt wurde.
"Old dirt hill (bring that beat back)" verstört mit modern inszenierter Beliebigkeit, man könnte auch sagen: Klingt wie eine dieser R&B-Nummern, die von Typen gesungen werden, deren Namen man sich fast nie merken kann, die aber fast immer fingernagelgroße Klunker in den Ohrläppchen tragen. Hätte die Dave Matthews Band nur mal den Beat dort gelassen, wo er war. Der Titeltrack funkrockt sich ebenfalls gefährlich nah in Richtung Grenzwertigkeit, und auch die Standard-Ballade "Steady as we go" kann dem nur bedingt entgegenwirken. Der Rest: weitgehend unspannend-durchschnittlich. Und das stimmt umso enttäuschter, wenn man weiß, daß es die Dave Matthews Band doch eigentlich viel besser kann. Oder zumindest mal konnte. "Stand up" ist ein professionell absolviertes Pflichtspiel in der Qualifikation für die zeitgemäße Radioliga. Das schnelle Tor, dann hinten rein stellen und auf Sieg spielen. Kann nicht gut gehen, muß zum Schuß in den eigenen Kasten führen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Dreamgirl
Tracklist
- Dreamgirl
- Old dirt hill (bring that beat back)
- Stand up (for it)
- American baby intro
- American baby
- Smooth rider
- Everybody wake up (our finest hour arrives)
- Out of my hands
- Hello again
- Louisiana bayou
- Stolen away on 55th & 3rd
- You might die trying
- Steady as we go
- Hunger for the great light
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Armin
2005-12-22 01:31:50
Dave Matthews Band - `Stand Up` (incl. DVD & Bonus Songs)
!! NEU : (03.03.2006)
Die Dave Matthews Band bringt ihr neues Album “Stand Up” auf den Markt. In den USA waere das eine Meldung, die die Musikmedien wochenlang beschaeftigen wuerde. Ueber 30 Millionen Platten haben sie dort in den letzten 12 Jahren verkauft und gehoeren damit zu DEN Acts des Jahrzehnts. Dieses Millionen-Publikum erspielten sie sich vor allem durch ihre schier endlosen Touren, so spielten sie 2000 die dritterfolgreichste Tour des Jahres in den USA. Ganz nebenbei spielt Rockgroesse Neil Young mal eben so bei ihnen im Vorprogramm, und die Legende Carlos Santana als Gast-gitarrist auf einem ihrer Alben.
Nachdem Namensgeber, Gitarrist und Frontmann Dave Matthews im Jahr 2002 ein Solo-Album einspielte, und ebenfalls mit recht großem Erfolg veroeffentlichte, fand sich die Band nun wieder zusammen um mit „Stand Up“ das erste regulaere Studio-Album seit 2001 anzugehen.
Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. So macht „Stand Up“ Hoffnung, dass sie es vielleicht doch noch schaffen:
Den Sprung ueber den Großen Teich.
Hansmaulwurf
2005-09-26 15:46:10
Ich hab das Album schon seit längerm als Import.
Als großer DMB Fan bin ich aber ziehmlich enttäuscht.
Für mich bisher sogar die größte Enttäuschung des Jahres, ok meine Erwartungen waren auch ziehmlich hoch. Nach "Busted Stuff" konnte man eigentlich hoffen das sich DMB nach dem "Everyday"-Mittelmaß wieder mehr an ihren alten Alben orientieren. "Busted Stuff" ging da ja schon gut in die richtige Richtung. Mit "Stand Up" wird das aber leider wieder total abgebrochen. Ich vermisse an der Platte vor allem das jammige, den Spaß, den man bei den alten Alben jede Sekunde gespürt hat. "Stand Up" ist einfach oft nur ziehmlich tröge. Und diese stellenweise Orientierung an RnB und Black-Music geht einem vor allem beim mehrmaligen Anhören ziehmlich auf den Geist. Die besseren Songs die ruhigeren wie "Out of my Hand" und "Steady as we Go". Insgesamt geht das ganze Album stark in Richtung Radio-Musik. Wo sind die verspielten 7-Minuten Epen die DMB groß gemacht haben? Songs vom Schlag eines "#41", "Warehouse" oder "Two Step"?
Ein ganz anderes Bild gibt die Band wenn man sich die 5 Tracks auf der Bonus CD anhört. Eigentlich ist die ganze Bonus-CD eine einzige Marketing-Katastrophe denn da hört man mal wie gut DMB Live noch heute sind wie arm sie aber Album-Technisch geworden sind: "Joyride" und "Trouble with you" klingen nach den besten DMB-Zeiten ("Crash" und "Before these Crowded Streets") sind aber eine konsequente Weiterentwicklung. Wieso es die beiden Songs nicht auf die reguläre CD geschafft haben ist mir ein Rätsel sind beide besser als alles was man sonst auf "Stand Up" so hört. Die anderen 3 Live-Stücke "Recently" "Crash Into Me" und "Hello Again" zeigen dann endlich was DMB sonst so ausmacht. Die ersten zwei sind ja den Fans schon lange bekannt machen aber trotzdem viel Spaß, vor allem "Crash Into Me" hat sich in den Jahren sehr schön entwickelt. Man höre nur mal zum Vergleich die Version auf "Listener Supported". Die Live-Version ist von "Hello Again" hat dann glücklicherweise nicht mehr viel mit der Song auf dem Album zu tun. Wenn alle Songs Live so eine veränderung druchmachen würden kann ich mich vielleicht doch noch irgend wann mit dem Album anfreunden.
"Stand Up" Album: 5/10
Bonus Disc: 8/10
Armin
2005-09-26 14:54:03
Und jetzt auf unbestimmt verschoben.
Armin
2005-09-08 20:50:10
ACHTUNG die Veroeffentlichung der Dave Matthews Band hat sich auf den 21.10.2005 verschoben !
Spenderleber
2005-08-24 19:38:09
warum werden die von so vielen verarscht, u.a. Futurama und ein paar andere, die mir jetzt nicht einfallen?
Ich muss zugeben, ich kenn eigentlich nur "The Space Between".
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Referenzen
Spotify
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