David Gilmour - On an island
EMIVÖ: 03.03.2006
Remember a day
"Die Stimme und die Gitarre von Pink Floyd!" So schreit es von Plakaten, wenn David Gilmour angekündigt wird. Okay, Roger Waters hat ebenfalls einen Großteil der Floyd-Klassiker als Sänger beigesteuert, aber wir wollen mal nicht kleinlich sein. Kleinlich war höchstens Gilmour selbst, der es im Unterschied zum Bassisten und Intimfeind bis dato gerade einmal auf zwei Soloalben schaffte. Jetzt soll, ziemlich genau zum vierzigjährigen Jubiläum des zweitgrößten Rockunternehmens des Planeten, mal wieder ein Zeichen gesetzt werden.
Nun bestand das Spannungsfeld zwischen den beiden Protagonisten von Pink Floyd ja größtenteils auf songschreiberischer Ebene. Sie verachteten einander, aber stachelten sich gerade deswegen gegenseitig zu Höchstleistungen an. Die Alleingänge, seien es nun Waters' Solowerke oder die sogenannten Pink-Floyd-Alben "The final cut" oder "A momentary lapse of reason" gerieten daher konsequenterweise höchst medioker. "On an island" macht da wenig Unterschied, um das vorab schon einmal klarzustellen.
Klar, Gilmours Gitarrensound ist unverwechselbar, unter Tausenden herauszuhören. Nur sind die Soli oftmals die Highlights der Stücke. Und das trotz einer illustren Gästeschar wie David Crosby, Graham Nash oder dem alten Weggefährten Richard Wright. Das Problem ist die mangelnde Spannung in den Songs: Allzu oft dümpelt man in langsamer Fahrt vor sich hin, wie ein stolzer Viermaster ohne Wind in den Segeln. Wenn Gilmour eine entspannte Stimmung schaffen wollte, hier hat er es definitiv übertrieben. Wenn das Tempo hingegen ein wenig auffrischt, wie bei "Take a breath" oder dem mit - endlich! - überraschenden Keyboard-Effekten versehenen "This heaven", dann blitzt wieder ein wenig der alten Größe auf.
Jetzt könnte man auf Kopfhörer und Rotwein verweisen. Aber irgendwie erscheint das etwas zu wenig. "On an island" wirkt über weite Strecken wie ein Alterswerk, mit dem man sich zur Ruhe setzen will. Ein Alterswerk allerdings ohne Ausrufezeichen, wie es zum Beispiel Peter Gabriel vormachte. Nein, David Gilmour benötigt das gewisse Reizklima, um große Songs zu schreiben. Songs, wie er sie mit Pink Floyd geschrieben hatte. Somit bleiben Spekulationen. Wie wär's mit der hier: Gilmour wollte sich bewußt von Pink Floyd abheben. Nur warum klingt das Album dann über weite Strecken wie schwächere Songs von "The division bell"? Unter Fans werden die Rufe nach Reunion sicherlich nicht leiser. Aber diese Hoffnung wird man wohl begraben müssen. Ist angesichts der gesammelten Werke der letzten Jahre wohl auch besser so.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Take a breath
- This heaven
Tracklist
- Castellorizon
- On an island
- The blue
- Take a breath
- Red sky at night
- This heaven
- Then I close my eyes
- Smile
- A pocketful of stones
- Where we start
Referenzen
Spotify
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